Tina und Tini 08 - Das Raetsel der Marzipantorte
offenbar alles verkauft, was er mitgenommen hatte — bis auf die herrliche Torte. Ob es dieselbe war wie neulich? Unmöglich, die duftigen Schlagsahnegirlanden wären längst sauer geworden. Aber diese hier schien jedenfalls eine Zwillingsschwester der ersten zu sein. Die gleichen üppigen Verzierungen und in der Mitte die zartgelben Marzipanrosen.
Komisch, Schlagsahne und Marzipan passen doch eigentlich nicht zusammen, dachte Tini und stupste mit dem Finger sehr vorsichtig an den Sahneberg. Er war steinhart. Aha, Zucker! dachte Tini, und befeuchtete ihren Finger, um von der festen Zuckerschicht zu probieren. Nein, kein Zucker. Es schmeckte nach nichts. War das traumhafte Gebilde etwa nur eine Attrappe?
Tini berührte die Torte nun von allen Seiten. Tatsächlich, alles nur künstlich! So ein Betrug! Aus was sie die falsche Torte wohl hergestellt hatten? Aus Holz? Oder Pappmache? Tini faßte den Teller, um ihn ein wenig anzuheben, so ein Ding mußte doch ziemlich schwer sein — oder nicht?
Der Teller mit der Torte schwebte in der Luft, als sei diese völlig gewichtslos. Tini hatte sie angehoben, als sei sie aus Zement, und war nun überrascht, festzustellen, daß das ganze Gebilde höchstens ein paar Gramm wog.
„Sie ist innen hohl!“ rief Tini verblüfft aus.
„Schrei doch nicht so! Was treibst du denn da so lange! Achtung!!! Schnell...“
Tini ließ den Teller mit der falschen Torte blitzschnell in seine alte Position fallen und war mit einem Sprung aus dem Wagen, gerade im rechten Augenblick, um Herrn Ludwigs Blick zu entgehen — der sah nur noch die beiden Kinder vor dem offenen Laderaum stehen und interessiert hineinblicken.
„He, was treibt ihr denn da!“
„Wir haben bloß mal reingeschaut. Kann man die Torte da hinten kaufen?“ fragte Tini mit unschuldsvollem Augenaufschlag.
„Nein, die ist vorbestellt“, knurrte Herr Ludwig. „Und nun macht, daß ihr hier wegkommt, marsch!“
„Na, erlauben Sie mal!“ sagte Tobbi empört. „Deshalb brauchen Sie doch nicht so unhöflich zu sein, schließlich sind wir gute Kunden von Herrn Schmitt!“
„Das interessiert mich einen feuchten Kehricht. An meinem Wagen habt ihr jedenfalls nichts zu suchen. Wenn ihr Kuchen wollt, könnt ihr ihn im Laden kaufen. Und jetzt ab mit euch, aber ein bißchen dalli!“
„ Püh ...“ machte Tini, zog es aber doch vor, widerspruchslos zu gehen. Tobbi folgte ihr zögernd.
„Das ist vielleicht ein blöder Heini“, schimpfte er, als sie um die Ecke bogen. „Wenn ich eines nicht leiden kann, dann sind es Leute, die grundlos unhöflich sind!“
„Vielleicht hatte er einen Grund...“
„Er hat doch gar nicht gesehen, daß du im Wagen warst!“
„Das meine ich nicht.“
„Ach so, wegen dem Krach mit seinem Chef?“
„Nein, ich denke an etwas ganz anderes.“
„Und?“
Tini blieb grübelnd stehen.
„Jetzt lach mich bitte nicht aus. Ich weiß, ihr glaubt, ich rieche überall Geheimnisse und Abenteuer, wo es gar keine gibt. Aber ich bin überzeugt, in dem Wagen ist etwas, was wir auf keinen Fall sehen sollten.“
„Und das wäre?“
„Keine Ahnung — das ist ja das Schlimme.“
Tinas Geburtstag
Als Tina an diesem Morgen aufwachte, hatte sie ein Gefühl, als schwebten rosa Blütenblätter durch ihre Adern, und hundert kleine Geigen spielten in ihrem Kopf zum Tanz auf. Geburtstag, klang es, du hast Geburtstag, einen ganzen, herrlichen Tag lang! Tina reckte sich wohlig und blinzelte. Draußen schienen die Vögel doppelt so laut wie sonst zu zwitschern, die Sonne grüßte durch die Ritzen der Fensterläden, ein leiser Windhauch überbrachte die erste Gratulation.
Die Hausmutter donnerte nicht wie sonst ihr „Sechs Uhr dreißig, alles aufstehen!“ durch die Tür, sondern kam herein und legte Tina ihre Hand auf die Schulter.
„Guten Morgen, Geburtstagskind, Zeit zum Aufstehen“, sagte sie freundlich. „Alles Gute für dein neues Lebensjahr!“
Tina war wie der Blitz aus dem Bett.
„Danke, Hausmutter, vielen, vielen Dank! Was für ein herrlicher Tag!“
Nun wurden auch die anderen wach, kamen aus ihren Betten und gratulierten. Dann umringten sie Tina und sangen im Chor: „Happy birthday to you ! Happy birthday to you ...!“ Jetzt öffnete sich die Tür, und auch die Mädchen aus den anderen Zimmern gesellten sich dazu.
„Happy birthday, liebe Tina, happy birthday to you !“
„Kinder, das ist einfach phantastisch! Danke vielmals! Ihr seid ganz große Klasse. Meine Mutter wird sicher
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