Tina und Tini 08 - Das Raetsel der Marzipantorte
die er in der Brusttasche seines Jacketts verstaute, wobei er grinste, als hätte er eben einen guten Witz gehört.
Dir wird das Grinsen schon vergehen! dachte Tini. Herr Direktor Ellermann wird staunen! Nun fahr schon, es wird allmählich unbequem hier oben.
Herr Ludwig stieg in die Fahrerkabine, wendete den Wagen und brauste den Weg durch den Wald zurück. Rundum erhoben sich die Waldgeister, befreiten sich von ihrem Blätterkostüm und brachen in jubelndes Indianergeheul aus.
Als sie ins Landschulheim zurückkehrten, stand Herrn Ellermanns Wagen bereits vor der Einfahrt. Herr Ellermann wartete mit den vier Jungen auf einer Bank im Park auf die andere Hälfte seiner jungen Mannschaft.
Wieder machte Tini schon von weitem das „V“-Zeichen.
„Es hat geklappt!“ sprudelte Tina heraus. „Wir hatten schon befürchtet, er käme gar nicht, es war drei Minuten nach vier — da kam er plötzlich angerast wie ein Verrückter und hat sich sofort in den Laderaum verzogen. Und eine Minute später haben wir Sie sprechen hören, Herr Direktor Ellermann. Ganz deutlich! Wir hätten am liebsten laut ,Hurra !’ geschrien!“
„Das kann ich mir denken“, sagte Herr Ellermann lächelnd. „Und er hat euch nicht bemerkt?“
„Konnte er gar nicht, wir sahen aus wie die Laubfrösche!“ erklärte Pit strahlend. „Wir hatten uns mit Zweigen getarnt.“
„Was werden Sie jetzt tun?“ fragte Tina drängend. „Abwarten.“
„Abwarten?“
„Wieso warten?“ fragte Monika enttäuscht.
„Darauf, daß meine Information als Ankündigung der Konkurrenz in den Zeitungen auftaucht, wie es bisher immer der Fall war. Damit wäre dann die Beweiskette geschlossen. Unsere zukünftigen Sitzungen — die echten — werden bis auf weiteres uicht mehr in meinem Büro stattfinden, sondern an einem jeweils erst kurz vorher bestimmten Ort, den nicht mal meine Sekretärin kennt.“
„Warten...“ seufzte Tina. „Na ja, das muß wohl sein. Wir werden inzwischen unsere Jahresarbeit über einen Tag im betrieb Ellermann & Sohn schreiben, nicht wahr Tini?“
„Ja. Das ist wohl der angemessenste Zeitvertreib, da unsere Gedanken ja doch pausenlos um die Fabrik kreisen werden.“
Der schlafende Krieger mogelt
Drei Wochen lang geschah nichts. Absolut nichts.
Tina und Tini verfaßten in den Freistunden ihre Jahresarbeit, verbrachten noch weitere Stunden in der Fabrik, um Material zu sammeln: sie machten Fotos und fertigten kleine Skizzen an, interviewten die Angestellten und malten bunte Tabellen und Grundrisse. Sie hatten schließlich so viel Spaß an dieser Arbeit, daß sie Herrn Ellermanns Spion zeitweise ganz vergaßen.
Herr Ludwig fuhr noch immer Brot und Kuchen aus, aber er machte keinen besonders glücklichen Eindruck. Sicher wunderte er sich, daß zur Zeit in Herrn Ellermanns Büro keine Besprechungen mehr stattfanden.
Jeden Tag in der großen Pause erstattete Andreas Bericht. Meistens gab es nichts zu sagen, als: Immer noch nichts in der Zeitung, oder: Ruhe an der Front.
Nur einmal hatte er gehört, wie Illebille den Herrn Direktor fragte, wann denn endlich die nächste Produktionsbesprechung stattfände? Ob ihm denn noch nichts für die nächste Saison eingefallen sei? Und Herr Ellermann hatte geantwortet, nein, er brauche eine kleine Kunstpause, er brüte da über einer ganz besonders tollen Sache, einem Verkaufsschlager, aber noch sei er nicht so weit.
„Gut!“ sagte Tobbi kichernd, als Andreas das Gespräch Wort für Wort wiedergab, „so hält er unsere Spione bei der Stange! Sie werden danach fiebern, von diesem Verkaufsschlager Näheres zu erfahren!“
„Sicher bestürmt der falsche Verehrer das arme alte Fräulein Illebille, ihm nähere Einzelheiten über die Pläne ihres Chefs zu verschaffen!“ meinte Monika.
„Ich kann nicht glauben, daß Illebille meinen Vater verrät“, sagte Andreas ernst. „Sicher haben diese gemeinen Kerle sie getäuscht, sie gegen ihren Willen ausgehorcht, oder... oder vielleicht sogar in ihrer Wohnung rumgeschnüffelt, wenn sie im Büro war! Vielleicht führt sie ein Tagebuch, das sie heimlich gelesen haben!“
„Ich verstehe, daß du sie verteidigst. Du kennst sie seit deiner frühesten Kindheit, und sie war immer nett zu dir“, stimmte Tini ihm zu. „Aber denk doch mal an die Veränderung, die angeblich mit ihr vorgegangen ist, seit dem letzten Urlaub. Die neue Haarfarbe, modische Kleider, eine neue Frisur, Make-up, das sie früher nie benutzte. Das ist doch sehr
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