Tina und Tini 10 - Tina und Tini und die spanischen Zwillinge
Augen.
„Der Ärmste!“, flüsterte Isabella und stopfte schnell das letzte Stück Erdbeerkuchen in den Mund, als fürchte sie, der gesellige Nachmittag sei mit diesem Erlebnis vorzeitig beendet.
„Also, das ist wirklich das Letzte!“, fauchte Tina. „Wenn jemandem so ein Malheur passiert und ihm das Sonnenöl ausläuft, dann kann er’s doch gleich dem Steward melden, damit der alles sauber machen lässt. Aber sich einfach davonzumachen, finde ich mies.“
„Das kann unmöglich nur eine Flasche Sonnenöl gewesen sein“, meinte Tini kopfschüttelnd. „Der ganze Flur schwimmt ja! Das war mindestens ein Liter — vermutlich Maschinenöl, dem Gestank nach zu urteilen.“
„Aber wie ist es da hingekommen?“
Tinas Frage wurde durch einen empörten Aufschrei eines weiteren Stewards beantwortet.
„Das ist ja wohl der übelste Scherz, den sich je einer ausgedacht hat!“, schimpfte der junge Mann. „Ein Kanister mit der Öffnung nach unten in der Blumenschale versteckt! Da ist das Öl so ganz langsam ausgelaufen! Na, wenn ich den erwische, dem breche ich alle Knochen im Leib! Wie sollen wir das Zeug bloß wieder vom Fußboden kriegen! Vorsicht, meine Herrschaften, fallen Sie nicht!“
„Mein Vater wird toben!“, sagte Tini bedrückt. „Wer kann sich bloß so was Blödes ausdenken!“
Die spanischen Zwillinge saßen blass und verschüchtert auf ihren Plätzen. Ihnen war das Ganze offensichtlich schrecklich unangenehm und sie sahen hilfeflehend zu Frau Greiling hinüber.
„Nun beruhigt euch wieder, Kinder, der Täter wird sicher bald festgestellt werden und der Schaden ist schnell behoben. Ich schlage vor, dass ihr nach dem Essen mit eurem Rundgang beginnt. Eure Gäste machen ganz verängstigte Gesichter — es wird Zeit, dass ihr sie auf andere Gedanken bringt!“
„Okay — machen wir uns auf den Weg. Sonst erscheint noch Señora Pichòn um euch vor der vereinbarten Zeit abzuholen. Kommt mit!“ Tina sprang auf und streckte Maria die Hand hin. „Aber passt auf, dass ihr nicht hinfallt. Es wäre schade um eure Kleider!“
Tini trank schnell den letzten Schluck Eisschokolade und zog dann Isabella mit sich fort.
„He, vergiss deine Stola nicht! Ein tolles Ding, hast du das selbst gehäkelt?“
„Ja, wir müssen machen viele solche Sachen. Häkeln und sticken und... und...“
„... stricken.“
„Ja.“
„Und... macht es dir Spaß?“
„Man muss es eben machen“, sagte Isabella mit undurchdringlicher Miene.
„Na, jedenfalls bist du eine große Künstlerin. Ich beneide dich um deine Geschicklichkeit! Ich würde das nie schaffen!“
„Wenn es nicht gut, Señora Pichòn alles macht wieder auf“, meinte Isabella achselzuckend. „Bei mir, sie macht sehr, sehr oft.“
„Du Ärmste. Kein leichtes Leben, wie? Habt ihr diese Señora Pichòn schon lange?“
„Viele Jahre. Seit wir ganz klein gewesen. Sie gibt uns Unterricht von morgens bis Abend.“
„Ihr geht nicht in eine Schule?“
„Nein. Wenn wir älter, dann wir gehen auf ein College. In England oder in der Schweiz.“
„Warum kommt ihr nicht zu uns ins Internat? In Bergheim ist es ganz spitze!“
„Was ist das... spitze?“
„Spitze, das ist prima, sehr gut! Allerdings dürft ihr wohl nirgends hin, wo Mädchen und Jungen zusammen in die Schule gehen“, stellte Tini bedauernd fest. „Ihr seid mit Jungen... in der Schule zusammen?“
„Na klar!“ Tini lachte. „Bei uns ist das gar nichts Besonderes.“
„Das Señora Pichòn erlaubt niemals. Sie zu alt.“
„Und deine Mutter? Dein Vater?“
„Meine Mutter lange tot. Und mein Vater — er sehr viel arbeitet. Señora Pichòn macht alles.“
„Oh, ich verstehe.“
Tina war mit Maria vorausgelaufen, jetzt warteten sie am Lift.
„Fahren wir erst ganz hinunter?“, fragte Tina. „Habt ihr schon das Hallenbad gesehen?“
Maria und Isabella schüttelten die Köpfe.
„Da unten sind auch die Vorratsräume, die Wäscherei und der Gymnastikraum. Ihr werdet staunen, was es auf der Lucia alles gibt!“
Tina und Tini führten die Zwillinge voller Stolz durch das ganze Schiff. Und die Zwillinge schienen diesen Ausflug von ganzem Herzen zu genießen. Sie tauten richtig auf, stellten Fragen über Fragen und wollten bis in alle Einzelheiten Bescheid wissen. Nicht einmal die Besenkammern und die Wäscheschränke ließen sie aus.
Ihr besonderes Interesse erregten die geheimen Treppenhäuser und Durchgänge, die nur für das Personal bestimmt waren und über die das
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