Tina und Tini 10 - Tina und Tini und die spanischen Zwillinge
Madrid“, antwortete Herr Greiling . „Wahrscheinlich kennt er seine Töchter kaum. Wenn ich da an mich denke — das macht mich doch sehr nachdenklich. Dabei haben unsere Kinder wenigstens dich — und ein Zuhause, in dem sie fröhlich sein und sich austoben können.“
Frau Greiling legte beruhigend ihre Hand auf den Arm ihres Mannes. „Einen unglücklichen Eindruck machen unsere Kinder wirklich nicht, im Gegenteil! Du solltest dir keine Sorgen machen. Schließlich sind sie auch sehr stolz auf ihren Vater!“, fügte sie lächelnd hinzu.
In der nächsten Nacht schlug der Unheimliche wieder zu. Als der Steward auf dem B-Deck morgens die Wäscheschränke öffnete um frische Bettwäsche herauszuholen, musste er feststellen, dass Laken, Handtücher und Bezüge über und über mit Farbe verschmiert und mit Tintenklecksen übersät waren.
Auch an den Wänden der Flure und im Gymnastikraum fanden sich wilde Farbschmierereien. Und dazwischen tauchte immer wieder ein großes L auf oder die vier Buchstaben LPIM. Mehrere Passagiere, die sich ihr Frühstück in die Kabine bestellt hatten, beschwerten sich, dass der Kaffee total versalzen sei. Einer fand sogar eine Salamischeibe in der Teekanne.
Der Kapitän tobte und die Besatzungsmitglieder liefen mit blassen Gesichtern und gesenkten Köpfen umher.
„Was glaubst du, wer das gewesen sein kann?“, sagte Tini verzweifelt zu Uwe, der den Frühstückstisch im Speiseraum der Offiziere abräumte.
„Tja, wenn du mich fragst, das kann doch eigentlich nur ein Verrückter sein. All diese Sachen, das gibt doch gar keinen Sinn, oder?“
„Du glaubst nicht, dass sich jemand an meinem Vater rächen will?“
„Wie kommst du denn darauf? Dein Vater hat noch nie jemandem Unrecht getan, er ist bei der ganzen Besatzung beliebt. Die Leute reißen sich doch direkt darum, auf der Lucia anzuheuern. Nee, Mädchen, Rache — das kann ich mir einfach nicht vorstellen.“
„Aber wenn es so einen Verrückten an Bord gibt — das müsste man doch merken, oder? Der müsste sich doch irgendwie auffällig benehmen?“
„Das ist nicht gesagt. Es gibt Menschen, die sind geistesgestört und jahrelang merkt das keiner. Das ist so, weißt du: Die meiste Zeit sind sie völlig normal, aber plötzlich hakt’s aus und sie tun Sachen, an die sie sich nachher nicht einmal mehr erinnern können. Das ist wie ein Anfall, verstehst du?“
„Glaubt mein Vater das auch?“
„Ich glaube schon. Eine andere Erklärung gibt’s ja auch gar nicht.“
Tini versank in tiefes Nachdenken.
Plötzlich sprang sie auf und lief hinaus. Sie fand Tina und Tobbi noch am Frühstückstisch im Speisesaal. Natürlich waren auch hier die Geschehnisse der Nacht Gesprächsthema Nummer eins. Tini machte den Freunden ein Zeichen, dass sie ihnen etwas Wichtiges zu sagen habe. Die beiden stopften schnell den Rest ihrer Frühstückssemmel in den Mund, entschuldigten sich bei den Eltern für den plötzlichen Aufbruch und verließen mit Tini den Speisesaal.
„Uwe meint, es könne sich bei dem Täter nur um einen Geisteskranken handeln“, platzte Tini heraus, als sie außer Hörweite waren. „Und mein Vater ist auch dieser Meinung. So jemand, der die meiste Zeit ganz normal ist, aber plötzlich unter Zwang verrückte Dinge tun muss, an die er sich später nicht mehr erinnert. Ich hab mir überlegt, wir gehen mal zum Schiffsarzt, Doktor Eggert, vielleicht kann er uns etwas mehr über die Krankheit sagen.“
„Ja und?“
„Nun, vielleicht gibt es irgendein Anzeichen, woran man erkennen kann, dass so ein... ein Anfall kommt.“
„Hm. Es wird schwierig sein, so viele Leute auf einem Schiff auf Anzeichen für eine Geistesgestörtheit zu überprüfen. Es sind Hunderte und wir sind nur drei“, meinte Tina skeptisch.
„Fünf, mit Maria und Isabella. Klar ist es schwierig. Aber vielleicht haben wir Glück? Vielleicht kommt uns ein Zufall zu Hilfe?“
„Na ja, gehen wir zu Doktor Eggert, schaden kann es ja nichts. Und dann werden wir gemeinsam noch mal über alles in Ruhe nachdenken. Wenn ich nur wüsste, was diese geheimnisvollen Buchstaben bedeuten!“, sagte Tobbi .
„Na, L heißt Lucia, das scheint doch jetzt wohl klar zu sein. Aber die anderen...“ Tina schüttelte mutlos den Kopf. „Eine verwirrende Angelegenheit.“
„Kein Wunder, wenn ein verwirrtes Gehirn dahinter steckt.“
Dr. Eggert verabschiedete gerade einen Patienten, als die drei an seine Tür klopften.
„Dürfen wir einen Augenblick
Weitere Kostenlose Bücher