Tina und Tini 10 - Tina und Tini und die spanischen Zwillinge
gesehen“, protestierte Tina, „ich habe nur nicht so schnell gebrüllt wie du!“
„Hier möchte ich mal Seeräuber sein. Die vielen einsamen Buchten und steilen Felsen wären doch ideale Verstecke! Können wir nicht ein paar Tage länger hier bleiben, Vati?“
„Wenn es nach mir ginge, schon. Leider kann sich die Lucia in ihrem Fahrplan nicht nach unseren Wünschen richten.“
„Kommt frühstücken, Kinder“, mahnte Frau Greiling . „Wir wollen doch gleich an Land gehen, wenn die Lucia im Hafen festmacht.“
„Ob Maria und Isabella mit uns gehen dürfen?“, überlegte Tini. „Seit gestern Nachmittag haben sie sich nicht mehr blicken lassen.“
„Ich möchte nur wissen, warum sich Señora Pichòn so furchtbar aufgeregt hat. Na, vielleicht erscheinen sie ja heute ausnahmsweise mal zum Frühstück.“
Aber die beiden Spanierinnen erschienen nicht am Frühstückstisch. Weder mit noch ohne ihren Drachen. Tobbis Gesicht wurde lang und länger, als sie auch dann noch unsichtbar blieben, als man sich für den Landausflug rüstete. Die Passagiere verließen einer nach dem anderen das Schiff um eine Fahrt zu den schottischen Seen oder eine Besichtigung der Stadt Glasgow anzutreten.
„Señora Pichòn wird sie doch nicht den ganzen Tag einsperren wollen?“, meinte Tina besorgt. „Die Ärmsten! Es wäre so schön gewesen, wenn sie wieder mit uns gegangen wären! Sollen wir nicht mal an ihrer Kabine klopfen, Mutti? Du könntest Señora Pichòn doch fragen, ob sie mit uns gehen dürfen! Bitte, Mutti! Den kleinen Augenblick können wir doch noch warten!“
„Ach ja, bitte, Mutti!“, drängte Tobbi . „Es wäre doch schrecklich für sie, wenn sie den ganzen Tag an Bord bleiben müssten, nur weil die Señora sich nicht wohl fühlt!“
„Also schön“, seufzte Frau Greiling . „Sie tun mir ja auch Leid. Wartet hier auf mich, ich bin gleich zurück.“
Aber noch bevor Frau Greiling ausgesprochen hatte, tauchte am Ende des Ganges Señora Pichòn auf. Ihr Gesicht wirkte strenger denn je. Sie sah blass und angespannt aus. Maria und Isabella folgten ihr mit gesenkten Köpfen.
Als sie an der Familie Greiling vorübergingen, nickten sie nur kurz und abwesend, murmelten: „Guten Morgen“ und steuerten auf die Gangway zu. Unten im Hafen bestiegen sie ein wartendes Taxi.
„Dreimal darfst du raten, wie die den Tag verbringen“, murmelte Tini. „Wahrscheinlich müssen sie die Lebensgeschichte sämtlicher schottischer Könige lernen mitsamt der Geschichte der Stadt Glasgow und der kulturellen Ereignisse der letzten hundert Jahre. Und das Ganze bis morgen auswendig lernen.“
„So ungefähr. In deren Haut möchte ich wirklich nicht stecken. Was hast du da, Tobbi ?“
„Oh, nichts.“
Tobbi verbarg schnell etwas hinter seinem Rücken und ließ es in seiner Jeanstasche verschwinden.
„Es war ein Zettel, ich habe es gesehen!“, bohrte Tina weiter. „Ist es ein Brief? Woher hast du ihn?“
„Was geht denn dich das an. Er ist an mich“, wehrte Tobbi unwillig ab.
„He! So kenne ich dich ja gar nicht! Was ist denn los mit dir?“
„Na schön, es ist ein Brief. Ein Brief von Isabella. Aber ich habe ihn bekommen und ich möchte ihn auch zuerst lesen. Vielleicht ist er nur für mich?“
„Okay, keiner hat was dagegen. Aber jetzt lies schon!“, sagte Tina ungeduldig.
„Wo bleibt ihr denn? Eure Eltern warten!“, drängte Tini, die mit Herrn und Frau Greiling vorausgegangen war.
„Wir kommen schon.“
Tina ging vor Tobbi her und gab ihm Deckung. Tobbi zerrte den zusammengefalteten Zettel aus der Hosentasche und glättete ihn. Die Schrift war fast unleserlich, Isabella musste die Nachricht in großer Hast geschrieben haben.
„Nun, ist er für dich allein?“, fragte Tina.
„Nein. Eine Nachricht an uns alle. Warte mal: ,Es ist etwas Schlimmes passiert. Señora Pichòn hat in unserem Schrank viele Kleider zerschnitten gefunden und jetzt sie sagt, wir seien das gewesen. Sie sehr böse. Wir dürfen nicht mehr allein aus der Kabine. I. und M.“
„Brauchen wir noch mehr Beweise? Señora Pichòn ist verrückt! Sie zerschneidet die Kleider der Mädchen und behauptet hinterher, Isabella und Maria seien es gewesen! Wahrscheinlich glaubt sie das sogar selbst, weil sie sich an nichts erinnern kann!“
„Das ist ja ein dicker Hund! Wir müssen den beiden unbedingt helfen!“
„Ja. Aber jetzt komm! Mutti und Vati werden schon ungeduldig.“
Während des Ausflugs zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt
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