Tina und Tini 11 - Tina und Tina und der unheimliche Strandwaechter
nicht entdecken würden? Außerdem war es alles andere als gemütlich hier zu kauern. Er war nass bis auf die Haut und es war so kalt, dass er seine Arme und Beine kaum noch spürte.
Endlich schienen sie den Hafen von Seebrook erreicht zu haben. Die Luise III drosselte ihre Fahrt und die Lichter erloschen. So leise wie er verschwunden war, kehrte der Frachter an seinen Liegeplatz zurück. Die beiden Männer gingen an Land.
Tobbi wartete noch eine Weile, dann schlich auch er sich von Bord. So schnell seine steif gewordenen Beine es erlaubten, lief er zur Pension Elisabeth zurück.
„Mein Gott, wie siehst du denn aus!“, rief Tina entsetzt, als Tobbi endlich durchnässt und zitternd in ihrem Zimmer stand.
Immer noch schlotternd, erzählte Tobbi sein Abenteuer.
„Du musst sofort ins Bett und einen heißen Tee trinken. Ich schleiche mich in die Küche runter und koche dir einen. Tina sucht inzwischen noch ein paar zusätzliche Decken, damit du ordentlich ins Schwitzen kommst“, sagte Tini bestimmt. „Das hätte uns gerade noch gefehlt, dass du krank wirst!“
Tobbi ließ gehorsam alles mit sich geschehen. Tina packte ihn bis zur Nasenspitze ein und breitete so viele Wolldecken und Federbetten über ihm aus, dass er unter dem Gewicht stöhnte.
Inzwischen hatte Tini in der Küche den Wasserkessel aufgesetzt und von Tante Ellas spezieller Kräuterteemischung zwei große Löffel voll in den Teefilter getan. Was konnte sie Tobbi noch verabreichen, um ihn vor einer schweren Erkältung zu bewahren? Honig! Heißer Honig wirkte Wunder. Das behauptete jedenfalls Mutti.
Tini ging in die Speisekammer und sah sich um. Auf den Regalen standen Konserven, daneben eine ganze Batterie von Flaschen. Tinis Blick fiel auf eine bauchige, halb gefüllte Flasche, auf deren Etikett Jepsen-Rum stand. Gastwirt Jepsen stellte also seinen eigenen Rum her, sieh mal an! Das war bestimmt etwas besonders Gutes. Tini nahm die Flasche und hielt sie gegen das Licht. Vielleicht würde ein kräftiger Schluck Rum Tobbi am ehesten wieder auf die Beine bringen. Tini entkorkte die Flasche und schnupperte. Plötzlich stutzte sie.
An was erinnerte sie der Geruch? Natürlich wusste sie, wie Rum riecht, zumindest kannte sie das Aroma. Ihre Eltern tranken im Winter manchmal einen Grog und ihr Vater gab manchmal ein wenig Rum in den Silvesterpunsch. Aber dieser hier hatte einen besonderen Duft, einen Geruch, dem sie erst kürzlich begegnet war.
Tini nahm die Flasche mit in die Küche. Das Wasser begann gerade zu kochen und sie goss den Tee auf. Dann nahm sie ein Glas aus dem Schrank und füllte es randvoll mit Rum. Sie stellte beides auf ein Tablett, brachte die Flasche zurück und verließ leise die Küche.
Mit dem Tablett musste sie im Dunkeln sehr vorsichtig und langsam gehen um nirgends anzustoßen. Der Tee dampfte und verbreitete einen zarten Duft nach Kräutern. Aber stärker noch stieg ihr der Geruch des Rums in die Nase. Und plötzlich — in der dunklen, kalten Diele kam die Erinnemng zurück, die Erinnerung an die verfallene Fabrikhalle und den rätselhaften Geruch, den sie wahrgenommen hatten. Es war der Gleiche! Nach Rum hatte es gerochen und sie waren alle drei nicht darauf gekommen!
Tini konnte es kaum erwarten, bis sie bei den anderen im Zimmer angekommen war. Hastig stellte sie das Tablett ab und griff nach dem Glas.
„So, jetzt trinkst du das aus und dann sagst du mir, an was es dich erinnert!“, sagte Tini und schaute Tobbi gespannt an.
Tobbi nahm einen vorsichtigen Schluck und verzog das Gesicht.
„An Rattengift!“, brachte er hustend heraus.
„Quatsch! Denk doch mal nach! Vor kurzem haben wir uns den Kopf zerbrochen, was dieser Geruch bedeutet...“
„Lass mich mal!“ Tina nahm Tobbi das Glas aus der Hand und schnupperte daran. „Ich weiß!“, rief sie aufgeregt. „In der Fabrik hat’s so gerochen. Endlich...“
„Leise!“, zischten Tini und Tobbi gleichzeitig. „Endlich wissen wir, was dort versteckt ist! Schnapsschmuggler sind das! Und Herr Jepsen füllt seine Flaschen damit und verkauft das Zeug!“
„Dass wir darauf nicht eher gekommen sind“, meinte Tini kopfschüttelnd. „Natürlich, es waren Fässer, die sie aus dem Boot an Land brachten. Und neulich..., als sie das erste Mal unten an unserem Fenster vorbeimarschierten, erinnerst du dich? Etwas klirrte, wie zerbrochenes Glas und jemand fluchte deswegen ganz fürchterlich!“
„Stimmt! Wahrscheinlich füllen sie das Zeug in ihrem Versteck in Flaschen
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