Tina und Tini überlisten den Meisterdieb
Kabinensteward abgepaßt. Der wunderte sich nicht weiter, als sie ihn baten, in Madame Yvonnes Kabine gehen zu dürfen, weil sie ihr einen Schal hinaufbringen sollten. Schließlich kannte er seine Passagiere gut und wußte über die freundschaftliche Verbindung zwischen Greilings und Madame Yvonne Bescheid.
Blitzschnell durchsuchten die Mädchen die Kabine. Dabei versuchten sie, sich möglichst harmlos zu geben.
„Sagte sie nicht, den blauen Schal?“ fragte Tina.
„Nein, sie meint bestimmt den großen weißen Spitzenschal.“
„Hier ist er aber nicht.“
„Schau weiter oben nach, ich suche mal im Bad.“
„Vielleicht im Koffer?“
Eine Weile suchten sie schweigend weiter, dann gaben sie es auf.
„Sicher hat sie ihn an Deck liegenlassen!“ sagte Tini entschuldigend zu dem wartenden Steward. „Herzlichen Dank!“ Die Mädchen liefen den Flur entlang und bogen um die Ecke, um zur Treppe zu kommen.
„Was für ein Haufen Zeug!“ stöhnte Tina. „Ich habe nie geglaubt, daß ein einzelner Mensch soviel Sachen besitzen kann. Und das viele Schminkzeug!“
„Hast du die Perückenköpfe gesehen? Sie hat mindestens fünf verschiedene Perücken! Mutti hat ja auch eine Zweitfrisur — für besondere Gelegenheiten. Aber gleich soviel!“
„Mensch, Tim! Wir sind Idioten! Wenn sie nun in den Perücken köpfen was versteckt hat!“
„So schlau war ich auch. Ich habe sie von unten befühlt. Fehlanzeige, alle zugenäht. Aber glaubst du nicht, daß ein Polizist, der die Kabine durchsucht, auch zuerst auf den Gedanken kommt?“
„Vielleicht.“
„Nein, nein, ich bin sicher, sie hat das Zeug woanders.“
„Nun?“ Tobbi kam ihnen schon entgegen.
„Nichts. Ein Haufen teurer Klamotten und ein ganzer Kosmetikladen und fünf Perücken auf Perückenköpfen.“
„Perückenköpfe?“
„Ja, die Dinger, die aussehen wie abgehackte Köpfe von Schaufensterpuppen. Ohne Gesicht, nur so ausgestopfte Dinger aus Schaumstoff oder Plastik.“
„Innen hohl?“
„Eben nicht!“
„Mist!“
„Hallo, ihr drei Seeräuber! Euch sieht man ja überhaupt nicht mehr! Ich hatte schon Zweifel, ob ihr in Madeira mit an Bord gegangen seid — aber dann erinnerte ich mich, euch bei den Mahlzeiten flüchtig gesehen zu haben.“ Der Großvater war zu ihnen getreten und legte Tina und Tini die Arme um die Schultern. „Erzählt mal, was treibt ihr so den ganzen Tag? Zu langweilen scheint ihr euch jedenfalls nicht!“
„Ach, Großvater, sei uns nicht böse“, Tina schnurrte wie ein Kätzchen, „aber alles ist so aufregend hier auf dem Schiff, dauernd ist irgendwo etwas los, es ist alles so toll! Und wer weiß, ob wir jemals wieder so eine herrliche Reise machen dürfen. Fühlst du dich von uns im Stich gelassen?“ Sie sah ihm mit einem schmelzenden Blick in die Augen.
Der Großvater mußte lachen.
„Nein, mein Kleines, genießt nur diese schöne Zeit von ganzem Herzen! Großmutter und ich gönnen es euch. Es wäre zu langweilig, wenn ihr immer bei uns alten Leuten herumhocken müßtet. Wir amüsieren uns auf unsere Art, und was eure Mutter betrifft: der tut es sehr gut, daß sie sich mal nicht dauernd um andere kümmern muß und nur an sich selbst zu denken braucht.“
Der Großvater drückte sie noch einmal an sich und ging hinüber zum Lesesaal.
„Uff, jetzt bin ich aber erleichtert“, seufzte Tina, „ich hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen und glaubte, die Großeltern würden böse mit uns sein.“
„Jetzt aber an die Arbeit, in zwei Stunden landen wir in Las Palmas. Wir müssen uns noch einen Schlachtplan zurechtlegen. Einer von uns muß , Fifi ’ beschatten.“ Tobbi sah entschlossen Tina und Tini an.
„Auweia, das wird schwierig. Mutti wird uns sicher nicht erlauben, auf eigene Faust durch Las Palmas zu bummeln“, meinte Tina.
„Dann muß eben einer von uns mit Kopfschmerzen im Bett bleiben und…“
„...und inzwischen ist Madame , Fifi ’ über alle Berge.“
„Kinder — denkt schneller, zwei Stunden sind bald herum“, mahnte Tini.
„Moment mal...“ überlegte Tobbi. „Madame hat beim Frühstück zu mir gesagt, sie wäre von Mrs. Henford zu einem Ausflug eingeladen worden. Glaubt ihr, daß Mrs. Henford ohne ihre Gänseherde von Bord geht?“
„Sicher nicht.“
„Worauf warten wir dann noch?“
Die Enkel von Mrs. Henford spielten Tischtennis. „Das nenne ich Glück!“ flüsterte Tobbi. „May I... would you ... play...“ Verdammt, wo waren seine englischen Vokabeln geblieben?
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