Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr
Ihnen unter Umständen auch eine kurzzeitige Anwendung eines Schlafmittels. In bestimmten Situationen kann sogar die Anwendung von Psychopharmaka nützlich sein
Meiden Sie Stille und genießen Sie den Tag!
Wenn Sie absolute Stille aufsuchen, wird Ihr Ohrgeräusch immer vorhanden sein und Ihnen immer lauter erscheinen. Lenken Sie sich ab, um einer Chronifizierung vorzubeugen! Genießen Sie den Tag!
INFO
So lenken Sie sich ab:
Nutzen Sie Geräuschgeräte! Stellen Sie einen tickenden Wecker auf Ihren Nachttisch oder einen Zimmerspringbrunnen ins Schlafzimmer.
Meiden Sie Stille! Hören Sie leise Hintergrundmusik während des Tages und beim Einschlafen.
Hören Sie auf die Geräusche der Natur, wie Vogelzwitschern oder Blätterrauschen.
Hören Sie nicht in sich hinein, ob der Tinnitus noch da ist!
Führen Sie Tinnitus-Tagebuch (zu Beginn der Erkrankung kann das sinnvoll sein)
Genießen Sie mal wieder:
Besuchen Sie Freunde.
Gehen Sie ins Kino oder in ein Konzert.
Verbringen Sie einen schönen Urlaub.
Gönnen Sie sich ein Wellnesswochenende.
Gehen Sie mal wieder gut essen.
Die Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von Aufmerksamkeitsumlenkung und Genusstraining.
Diese »einfach« klingenden Ratschläge sind sehr effektive Hilfen: wenn man sie konsequent anwendet, wird man den Tinnitus mehr und mehr vergessen können; es entsteht eine Defokussierung vom Tinnitus.
Dies sind alles Maßnahmen, die Sie von sich aus durchführen können. Parallel hierzu ist es die Aufgabe der Medizin, die tinnitusauslösende Ursache baldmöglichst zu behandeln.
Die ersten medizinischen Maßnahmen
Alle Fachleute sind sich darüber einig, dass ein Ohrgeräusch möglichst rasch nach seinem Auftreten neben der Aufklärung und Beratung auch medizinisch behandelt werden muss (s. Tab. 1). Die Dauer der Anwendung der verschiedenen Verfahren und die Dosierung hängt vom Einzelfall ab und muss vom Arzt entschieden werden.
Als Ursache für die Entstehung eines Ohrgeräusches und gleichermaßen der akuten Hörstörung (Hörsturz) wird die Durchblutungsstörung im Innenohr angenommen. Diese Durchblutungsstörung kann aufgrund empfindlicher Prozesse der Innenhaut der Blutgefäße entstehen, beispielsweise durch einen Virusinfekt, der von vielen Forschern als Möglichkeit in Betracht gezogen wird. Aber auch Prozesse, bei denen Abwehr(Immun-)vorgänge gegen körpereigene Zellen ablaufen, die so genannten Autoimmunprozesse, können möglicherweise derartige Gefäßveränderungen auslösen. Diese Vorstellung führt zu der Konsequenz, dass Cortison gegeben wird, weil es Entzündungsfolgen und Autoimmunprozesse im Körper wirksam unterdrückt.
Die Durchblutungsstörung kann jedoch auch aufgrund einer Gefäßverengung funktioneller oder anatomischer Art auftreten. Eine funktionelle Verengung der Gefäße kann möglicherweise gefördert werden durch Stress oder reflektorische Funktionsstörungen der Innenohrgefäße, über die wir noch nicht Bescheid wissen. Anatomische Engstellungen der Gefäße sind bei arteriosklerotisch veränderten (»verkalkten«) Blutgefäßen zu erwarten. Der Sauerstofftransport wird ebenfalls behindert durch Veränderungen der Fließeigenschaft des Blutes (Eindickung des Blutes), z. B. bei zu hohem Fettgehalt. Als Konsequenz führen alle diese Mechanismen zu einem Sauerstoffmangel der Nervenzellen.
Tab. 1: Tinnitus: Akute Phase
Medikamentöse Möglichkeiten
Physikalische Therapie
Begleitende Maßnahmen
Cortison (s. → S. 85 )
Gefäßerweiternde Mittel (s. → S. 86 )
Mittel zur Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes (s. → S. 86 )
Kalzium-Antagonisten (s. → S. 75 )
Lidocain (s. → S. 74 )
Hyperbare Sauerstofftherapie (s. S. 86 )
Beratung (s. → S. 80 )
Stressabbau (s. → S. 158 )
Entspannung (s. → S. 174 )
Schlafhygiene (s. → S. 165 )
Untersuchung/ggf. Behandlung der Halswirbelsäule (s. Kasten → S. 84 ) und des Kiefergelenkes(s. → S. 116 )
Akustische Ablenkung durch Tinnitus-Masker (s. → S. 99 )
INFO
Notübung für den Übeltäter Halswirbelsäule
Möglicherweise ist eine funktionelle Störung der Halswirbelsäule (s. → S. 116 ) die Ursache für einen akut einsetzenden Tinnitus: Ein richtig indizierter und schonend durchgeführter Handgriff an der Halswirbelsäule (Chiropraktik) und/oder eine gezielte Neuraltherapie (Injektion eines Betäubungsmittels in bestimmte Strukturen der oberen Halswirbelsäule) kann einen halswirbelsäulenbedingten Tinnitus im Akutstadium
Weitere Kostenlose Bücher