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Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr

Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr

Titel: Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Biesinger
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chemischen Nervenzellen, die Neurotransmitter, von denen einige bereits sehr gut erforscht sind, wie z. B. Glutamat (das Sie als Geschmacksverstärker kennen), GABA (Gamma-Aminobuttersäure), Acetylcholin, Dopamin, Noradrenalin. Dazu kommt das Serotonin, dessen Vorstufe das Melatonin ist, das derzeit experimentell bei anderen Krankheiten eingesetzt wird.
Blockade der Transmitterwirkung
    Die Wirkung der Neurotransmitter kann durch verschiedene chemische Substanzen blockiert werden. Am eindrucksvollsten geschieht dies durch Rauschgifte wie Lysergsäurediethylamid (LSD) und deren Abkömmlinge, die zu halluzinatorischen Effekten und zu einem Zusammenbruch der normalen Hirnaktivität führen. Aber auch weit verbreitete Pharmaka wie die Neuroleptika (zur Behandlung von Schizophrenien) und die Antidepressiva (zur Behandlung von Depressionen) nutzen dieses Prinzip aus. Sie aktivieren oder inaktivieren in sehr gut definierter Weise spezifische Überträgerstoffe.
    Ob sich aus diesen bereits bekannten und gut erforschten Medikamenten Pharmaka ableiten lassen, die auch das Ohrensausen positiv beeinflussen, muss noch abgewartet werden. International wird derzeit am intensivsten an den Neuroleptika gearbeitet, die einen Einfluss auf das Dopamin- und Noradrenalinsystem im Gehirn haben.
    Aus der Erfahrung mit Drogensüchtigen ist bekannt, dass Drogen wie LSD zu akustischen Halluzinationen, also zu Tinnitus, führen. Es ist nicht auszuschließen, dass durch weitere Erforschung der Neurotransmitter aus Substanzen wie dem LSD eines Tages eine »Tinnituspille« entwickelt werden kann.
Lidocaintest und experimentelle Ansätze
    Aus dem Wissen um die Wirkung des Lidocains hat sich der so genannte Lidocaintest entwickelt, der zur Diagnostik des Ohrgeräusches heran gezogen wird, aber auch für die Therapie eine gewisse Bedeutung hat.
    INFO
    Lidocaintest
    Der Patient erhält eine Lidocain-Kurzinfusion (über 20 Minuten), die in die Vene gegeben wird. Dabei werden kontinuierlich das EKG, der Blutdruck und die Sauerstoffsättigung des Blutes überwacht. Unter der Lidocaingabe verschwindet das Ohrgeräusch bei einem Teil der Patienten völlig; allerdings kehrt es etwa 2–5 Minuten nach Infusionsende wieder zurück.
Beim akuten Tinnitus kann Lidocain die Heilungschancen verbessern.
Beim chronischen Tinnitus kann das Unterdrücken, auch wenn es nur vorübergehend ist, dazu beitragen, dem Patienten ein wenig Hoffnung zu geben. Immerhin existiert mit dem Lidocain eine Substanz, die das jeweilige Ohrgeräusch beherrschen kann, und die Weiterentwicklung dieses Medikaments kann vielleicht eines Tages Hilfe bringen.
    Die hochdosierte intravenöse Gabe von Lidocain kann somit zu einer kurzen Tinnituspause führen, die über die Dauer einer pharmakologischen Wirkung hinaus eine Änderung der psychischen Einstellung zum Symptom bewirken kann: Das Erleben eines vollständigen Verschwindens des Ohrgeräusches unter der Infusion ist so beeindruckend für den Patienten, dass darauf aufbauend eine geänderte psychische Einstellung zum Symptom erarbeitet werden kann. Darüber hinaus scheint es möglich zu sein, mithilfe des Tests den Ort der Tinnitusentstehung herauszufiltern. Die Tatsache, dass Lidocain, intravenös gegeben, seine Wirkung entfaltet, jedoch am Ohr direkt injiziert (über das runde Fenster im Mittelohr) nicht unbedingt gleichzeitig zu einem Verschwinden des Ohrgeräusches führt, zeigt im Einzelfall, ob das Ohrgeräusch seinen Ursprung zentral oder im Innenohr hat.
Glutamat und Antagonisten
    Glutamat ist an der Signalübertragung der Nervenzellen als Botenstoff beteiligt. Bestimmte Nervenzellen halten für den Empfang von Glutamat eigene Rezeptoren bereit. Anscheinend stellen Glutamat und die ihm zugehörigen Rezeptoren das Schlüsselsystem dar, das an der Speicherung von Gedächtnisinhalten (Lernen) beteiligt ist. Möglicherweise kann dieser Botenstoff zu einer Hemmung an den Synapsen führen. Dadurch werden die Nervenzellen, die den Tinnitus produzieren, in ihrer Aktivität gehemmt.
    Die Tatsache, dass es mindestens fünf verschiedene Glutamatrezeptoren an den Nervenzellen gibt, lässt die Anwendung von Glutamat als Infusion problematisch erscheinen. Wir müssen aber heute davon ausgehen, dass ein effektives Tinnitustherapeutikum mit hoher Wahrscheinlichkeit von diesem Typ sein wird, also ein Medikament, das die chemischen Neurotransmitter im Gehirn beeinflusst. Es ist zu erwarten, dass die moderne Gehirnforschung und die Neurophysiologie

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