Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr
entstanden ist, ist immer wichtig: In manchen Fäl len lässt sich rekonstruieren, dass das Ohrensausen in Verbindung mit einer ungeschickten Bewegung oder Körperhaltung aufgetreten ist. Diesbezüglich spielt die Architektur des Körperbaues, die Statik, eine große Rolle. Bei Fehlhaltungen, beispielsweise bei einem Beckenschiefstand, sind Beschwerden an Rücken und Halswirbelsäule vorprogrammiert, da einzelne Wirbelsäulenabschnitte übermäßig belastet werden. Auch Fehlbelastungen des Kiefergelenkes spielen hier eine Rolle.
WICHTIG
Die Aussage, ob ein Tinnitus durch Veränderungen an der Halswirbelsäule entstanden ist, kann allerdings niemals nur anhand des Röntgenbildes der HWS getroffen werden. Eine solche Aussage gelingt nur mithilfe einer subtilen klinischen Untersuchung der Halswirbelsäule. Die Prüfung der Funktion jedes der einzelnen Wirbelgelenke und das Abtasten der umgebenden Weichteile sind die wichtigsten diagnostischen Maßnahmen.
Sonderfall Schleudertrauma
Ein Tinnitus nach einem »Schleudertrauma« (Distorsionstrauma) der Halswirbelsäule verdient besondere Beachtung. Für viele Patienten beginnt mit dem Schleudertrauma ein mühsamer Weg nicht nur hinsichtlich des Tinnitus, sondern auch, weil Versicherungen,Gutachter, Berufsgenossenschaften, Gerichte, Arbeitgeber und Unfallverursacher dieses Leiden nicht ernst nehmen. Da Tinnitus nicht sicht- und messbar ist, lässt sich den Untersuchern oft nur sehr schwer klar machen, dass hier eine unfallbedingte Störung mit möglicherweise schwer wiegenden Folgen besteht. Direkt nach dem Unfall stellen sich den behandelnden Ärzten oft andere, manchmal lebenswichtige Aufgaben, und so wird das Vorhandensein eines Ohrgeräusches oft erst Tage nach dem Unfall oder überhaupt nicht in den Akten festgehalten – ein Umstand, der es den Gutachtern später erschwert, eine Beziehung des Tinnitus zum Unfallereignis herzustellen.
Andererseits wird heute immer häufi ger anerkannt, dass ein Tinnitus auch erst mehrere Tage nach einer Verletzung in Erscheinung treten kann und dass das Ausmaß der Halswirbelsäulenverletzung nicht unbedingt mit dem Schweregrad des Tinnitus übereinstimmt.
WICHTIG
Suchen Sie sich einen unabhängigen Gutachter, der sich sowohl mit Ohrgeräuschen als auch mit Halswirbelsäulenverletzungen beschäftigt. Gelegentlich empfiehlt es sich, zur Beurteilung auch einen Psychologen hinzuzuziehen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Liegen dem Tinnitus Probleme an der Halswirbelsäule zugrunde, umfasst die Behandlung eine ärztliche Therapie und physiotherapeutische Maßnahmen (Krankengymnastik). Folgende Maßnahmen können helfen:
Medikamente, die den Spannungszustand der Muskeln herabsetzen (Muskelrelaxanzien) oder Entzündungen und Reizzustände dämpfen (Antiphlogistika, Antirheumatika)
Vorübergehende Ruhigstellung der Halswirbelsäule mit einer Zervikalstütze bei akuten und schmerzhaften Zuständen
Injektion von Betäubungsmitteln (Lokalanästhetika), um störende Nervenimpulse aus kranken Wirbelgelenken zu unterbinden (gezielte Injektion)
Chirotherapie (Manuelle Therapie)
Funktionsstörungen der Halswirbelsäule werden mit Techniken der Manuellen Therapie behandelt, wobei ausdrücklich nicht nur das sog. »Einrenken« gemeint ist. Vielmehr existiert heute eine Vielzahl von Behandlungstechniken für die Weichteile des Wirbelsäulenapparates,die auch bei der empfindlichen und schmerzhaften Halswirbelsäule angewandt werden können. Die schnellste und oft wirksamste Methode der Behandlung einer Funktionsstörung (sog. »Blockierung«) ist jedoch die Manipulation eines Gelenkes: Dabei werden die Gelenkflächen für Sekundenbruchteile voneinander entfernt, wobei der charakteristische »Knacks« entsteht. Als Folge dieser Manipulation entspannt sich die Muskulatur deutlich. Gleichzeitig damit werden auch störende Nervenimpulse aus dem behandelten Gelenk zum Gehirn gedämpft oder beseitigt.
Der Patient verspürt prompt die Besserung der Beweglichkeit. Steht ein Ohrgeräusch mit der beseitigten Funktionsstörung in Verbindung, kommt es sofort, zumindest aber in den nächsten Stunden zu einer Linderung. Im Idealfall wird das Ohrgeräusch sogar beseitigt. Werden diese positiven Effekte nicht schon bei den ersten beiden Behandlungen erreicht, sind weitere Manipulationen des gleichen Gelenkes sinnlos! Innerhalb kurzer Zeit darf das Gelenk nicht mehrfach manipuliert werden, sonst wird u.U. sogar ein Ohrgeräusch überhaupt erst
Weitere Kostenlose Bücher