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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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überfallen wurde? Was hast du gesehen? Kannst du die Männer beschreiben?«
    Tiphanie schüttelte stumm den Kopf.
    »Wie ist es dir gelungen, das Massaker zu überleben? Die Männer des Wolfs von Cado zeichnen sich normalerweise nicht durch Barmherzigkeit aus.«
    »Sie hatten keine Ahnung von mir. Ich hatte mich im Backhaus versteckt«, berichtete Tiphanie heiser. »Ich kann nicht sagen, wie lange. Als ich ins Freie kroch, war alles vorbei. Ich fand nur die toten Schwestern. Ich ... ich habe versucht, ihnen Gräber zu graben ... im Gemüsegarten ... Es war schrecklich. Sie waren so schwer, und sie sahen so fürchterlich aus ... Danach habe ich gebetet und gewartet. Auf den Tod ... Es hat so lange gedauert, ich war so feige. Immer wieder habe ich Beeren und Wurzeln gesucht und das Regenwasser gesammelt. Ich war zu schwach, nicht fromm genug, um endgültig zu fasten ...«
    »Zum Donnerwetter, machst du dir etwa Vorwürfe, weil du am Leben geblieben bist?«
    Tiphanie nickte stumm.
    »Untersteh dich, noch einmal solchen Unsinn zu reden«, bellte der Ritter ärgerlich. »Du weißt nicht, was du sagst! Man wirft ein Leben nicht einfach fort! Jedes Leben ist kostbar!«
    »Meines nicht«, wisperte Tiphanie heiser. »Niemand braucht mich.«
    »Das darfst du nicht sagen. Du könntest wieder in eine fromme Gemeinschaft eintreten«, schlug er in etwas gemäßigterem Tone vor.
    »Wenn Ihr meint, dass es das Beste ist ...«
    Die willige Bereitschaft, mit der sie ihn über ihr Schicksal bestimmen ließ, erboste den Seigneur. »Ich meine gar nichts. Du selbst musst entscheiden! Das Leben als Magd ist auf jeden Fall nichts für eine halbe Portion von deiner Größe, das steht fest.«
    »Kann ich nicht Eure Dienerin sein?«, forschte Tiphanie scheu. »Vielleicht kann ich Eurer Dame zur Hand gehen. Ich verstehe mich auf Nadelarbeiten, und ich kann feine Spitze klöppeln! Es würde nicht zum Schaden Eurer Gemahlin ...«
    »Ich habe keine Gemahlin!«, entgegnete Jannik de Morvan so unfreundlich, dass Tiphanie sofort wieder verstummte. Sie begriff nicht, weshalb er einmal die Fürsorge in Person zu sein schien und dann wieder wie ein mürrischer Bär mit Worten um sich schlug.
    »Das tut mir leid«, sagte sie sanft.
    »Weshalb?« Der Tonfall ihrer Stimme irritierte ihn.
    »Ihr habt ein gutes Herz«, entgegnete sie ruhig. »Ich nahm an, dass es der Einfluss einer frommen Frau sein muss, wenn ein so mächtiger Krieger seine Christenpflicht wahrnimmt.«
    »O Gott!«, murmelte der Ritter erbittert und wischte sich mit der Hand über die Stirn, als könne er damit das Echo ihrer Worte vertreiben. »Kümmere dich gefälligst nicht um mein Herz, sondern sage mir, was ich mit dir anfangen soll. In zwei Tagen muss ich nach Rennes an den Hof des Herzogs zurückkehren. Bis dahin hast du Zeit, deine Wünsche zu äußern.«
    Tiphanie verstand, dass er sie lieber heute als morgen los werden wollte. Ein kaum merklicher Schatten flog über ihr ausdrucksvolles Gesicht. Alles in ihr weigerte sich, diesen wohlig warmen Raum zu verlassen. Etwas Fremdes, das sich ihrem Begreifen entzog, forderte, dass sie an der Seite des Ritters blieb.
    Unter halb gesenkten Lidern beobachtete sie den Seigneur, dessen schmal zusammengepresste Lippen verrieten, dass hinter seiner leidenschaftslosen Fassade sehr wohl Emotionen existierten. Sie glaubte, einen Hauch von unendlicher Melancholie um ihn zu spüren, den er hinter Schroffheit verbarg. Wie er wohl aussah, wenn dieser Mund lachte? Wenn unbeschwerte Fröhlichkeit in den Augen unter den düsteren Brauen glitzerte?
    »Ich habe keine anderen Wünsche, als Euch zu dienen«, sagte sie leise und erhob sich.
    Ehe Jannik de Morvan erahnen konnte, was sie tun wollte, umrundete sie den Tisch, sank in die Knie und griff nach seiner Rechten. Er spürte den zarten Kuss ihrer Lippen auf seinem Handrücken und riss sich aus ihren Fingern, als habe sie ihn mit diesen lieblichen Lippen verbrannt. Wieso war ihm noch nie aufgefallen, wie bezaubernd sie geformt waren? Sie bebten und waren nicht mehr blass, sondern vom zarten Rosa einer reifen Himbeere.
    »Zum Henker, bist du närrisch?«, blaffte er ärgerlich. »Ich bin nicht der Herzog, dem du Vasallentreue schwören musst.«
    »Ich tu’s aber«, widersprach sie sanft. »Ihr habt mir das Leben gerettet, und ich stehe tief in Eurer Schuld!«
    »Dann trag sie ab, indem du mich in Frieden lässt! Zu Bett mit dir!«, forderte er unwirsch.
    Tiphanie wich zurück, wo Erwann bereits die Pforte

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