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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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während sie an dem zähen Bratenstück säbelte, das ihr Erwann zusammen mit einem silbernen Tischmesserchen serviert hatte. Die Festung mochte gastfreundlich sein, aber was in ihren Küchengewölben fabriziert wurde, hätte genügt, um alle Feinde der Bretagne in die Flucht zu schlagen. Sie sah, dass auch ihr Seigneur sich lieber an den Wein als an das Essen hielt.
    Trotzdem blieb sein Blick klar, während die Zecher rings um ihn her immer fröhlicher und lauter wurden. Tiphanie hingegen kämpfte mit ihrer Erschöpfung. Ehe sie jedoch bei Tisch einschlief und höchst undamenhaft von der Bank rutschte, spürte sie eine stützende Hand an ihrem Arm.
    »Ihr seid am Ende Eurer Kräfte«, stellte ihr Beschützer sachlich fest. »Lasst uns schlafen gehen!«
    Es lag etwas in seinem herrischen Blick, das die angeheiterten Männer rings um ihn davon abhielt, dem Paar die üblichen Zoten nachzurufen. Die scheue Reinheit des Mädchens bildete einen so anrührenden Kontrast zur Kraft und Vitalität des Ritters, dass sich jeder dumme Witz von selbst verbot.
    Tiphanie taumelte auf der schlecht beleuchteten Steintreppe, und Jannik de Morvan hob sie kurz entschlossen auf seine Arme. Wenig später ließ er sie auf den breiten Alkoven gleiten und kümmerte sich persönlich darum, die Glut im Kamin zu hellen Flammen zu entfachen. Dann blieb er mit verschränkten Armen stehen und betrachtete das junge Mädchen, das sich vergeblich bemühte, die Augen weiter aufzubehalten.
    »Schlaf! Wir haben morgen einen langen Weg vor uns, und du wirst dir deine Kräfte sorgsam einteilen müssen.«
    Aber Tiphanie taumelte dennoch erneut auf die Knie und ließ mit gesenktem Kopf die groben Perlen ihres Rosenkranzes durch die Finger gleiten. Es ging nicht an zu ruhen, ohne gebetet zu haben.
    »Der Himmel erhalte dir dein Vertrauen in die göttlichen Mächte«, spottete de Morvan, den ihr Pflichtbewusstsein reizte. »Es fragt sich nur, warum kein Heiliger sich aufgemacht hat, dir in Sainte Anne oder in der vergangenen Nacht beizustehen. Du solltest lernen, dass sich die Menschen in erster Linie selbst helfen müssen!«
    »Und warum sucht Ihr dann Eure Hilfe in den Tiefen der leeren Weinkaraffen?«, erkundigte sich Tiphanie in einem Anflug von Aufbegehren und umklammerte haltsuchend ihren Rosenkranz.
    »Da soll doch ...« Es verschlug ihm die Sprache, wie sie mit wenigen Worten die Barrieren einriss, hinter denen er sich und seine Gefühle verborgen glaubte.
    »Soll ich Euch wieder zum Schlaf verhelfen?«, bot sie schlicht an.
    Im ersten Moment konnte er nicht begreifen, was sie meinte, aber als sie den Rosenkranz sorgsam zur Seite legte und die Schnüre ihres Gewandes zu öffnen begann, stieg brennende Röte in seine Stirn.
    »Bist du närrisch?«, schnauzte er sie an und packte ihre Hände, um sie davon abzuhalten, sich zu entkleiden. »Hab’ ich dir nicht gesagt, dass es mir leid tut? Dass es nie wieder vorkommen wird?«
    Tiphanie ertrug den Griff, der ihr das Blut abschnürte und weh tat, ohne sich zu bewegen.
    »Aber warum nehmt Ihr mich nicht, wenn es Euch Erleichterung verschafft!«, wunderte sie sich.
    »Weil ich kein Tier bin!«, rief Jannik de Morvan und kämpfte darum, seinen Zorn zu beherrschen. »Mein Gott, geh zu Bett, Mädchen! Und lass um Himmels willen dein Hemd an!«
    Tiphanie wartete stumm darauf, dass er ihre Hände frei gab, was er mit einem gemurmelten Fluch nach kurzer Zeit tat. Sie legte das warme Überkleid aus dunkelblauer Wolle ab, das sie für die Reise getragen hatte, und behielt wie befohlen das graue Untergewand an. Sie war dankbar dafür, denn das Kaminfeuer vermochte die feuchten Steinwände kaum zu erwärmen und das Bettzeug war sauber, aber klamm.
    Wie man es sie im Kloster gelehrt hatte, legte sie sich nieder. Die Decke gerade zur Schulter gezogen, die Hände ausgestreckt darüber gefaltet und den Kopf kerzengerade in der Mitte des Kissens. Schon wenig später verrieten ihre regelmäßigen Atemzüge, dass sie trotz der steifen, unnatürlichen Haltung schlief.
    Jannik de Morvan stand am Fußende des Bettes und betrachtete sie. Das Kerzenlicht tauchte ihren Kopf in einen Schimmer aus gleißendem Gold, der über die silbernen Löckchen tanzte und das durchsichtige Alabaster ihrer Haut cremefarben vertiefte. Die überraschend dunklen, seidigen Wimpern warfen einen Fächer aus feinen Schattenfransen über ihre Wangen, und hinter dem halb geöffneten Mund glänzten die Zähne wie ebenmäßige Perlen.
    Es hatte den

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