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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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zu beantworten. Natürlich hatte es weiterhin Überfälle der Cocherel-Söldner gegeben. Das Dorf von Penhors hatte gebrannt 1 , und man sprach von Plünderungen in der Nähe von Vannes. Man hatte Bauern massakriert und ihre Kinder entführt.
    »Ihr solltet Euch zur Nacht ein festes Quartier suchen«, riet ein Salzhändler, der sein leeres Gefährt nach Auray lenkte. »Und über die Heide zieht ihr am besten nur im Konvoi!«
    Jannik de Morvan behielt seine Meinung zu diesem Ratschlag eines vernünftigen Mannes für sich. Es war das gute Recht eines Salzhändlers, vorsichtig zu sein, aber ein Ritter konnte sich und die Seinen verteidigen. Andererseits ... sein düsterer Blick streifte die zierliche Person auf dem Maultier. Hatte sie nicht genug erduldet? Wozu ihr auch noch die Schrecken der Landstraße zumuten?
    Zu Erwanns nicht geringem Erstaunen lenkte der Ritter seinen kleinen Trupp am späten Nachmittag über die gastfreundlich herabgelassene Zugbrücke der Festung von Largoët. Der Burghauptmann, der das Gemäuer für Jean de Montfort hielt, war höchst angetan von einem Besuch, der die Einsamkeit der Dezembertage linderte und ihn mit Neuigkeiten aus der Hauptstadt versorgte. Er bot seine ganze Gastfreundschaft für Jannik de Morvan und seine reizende Begleiterin auf.
    Die Tatsache, dass der Seigneur es vermied, sie dem Burghauptmann vorzustellen, fiel Tiphanie nicht weiter auf. Sie war zu weltfremd, um zu wissen, dass damit ihr Status fest geschrieben wurde. In Anbetracht ihres feenhaften, ungewöhnlichen Aussehens war dem Burghauptmann damit klar, dass sich de Morvan dieses hübsche Ding zu seinem persönlichen Vergnügen hielt. Wenn er eine so zarte Demoiselle in dieser Jahreszeit über die Landstraßen schleppte, dann musste ihn die Leidenschaft allerdings ganz schön in ihren Fängen haben.
    Ohne groß darüber nachzudenken, wies er beiden das große Gemach des Burgherrn zu. Es stand sowieso leer für den Fall, dass Seine Gnaden der Herzog irgendwann einmal auch diese Festung inspizieren würde.
    »Ihr habt gut daran getan, die Heide bei Nacht zu meiden«, sagte er während des Mahls, das sie mit seinen Anführern um den großen Tisch in der Halle vereinte. »Paskal Cocherel spielt sich zum Herrn über alle Landstraßen auf. Man fragt sich, wie lange unser Herzog sich diese Unverschämtheiten noch gefallen lassen wird!«
    Tiphanie schauderte bei der bloßen Erwähnung des Namens. Sie hatte den Wolf von St. Cado beim Überfall auf das Kloster nicht zu Gesicht bekommen, aber was sie danach gehört und gesehen hatte, genügte, um sie erzittern zu lassen. Dieser Mann war ein Monster, das durch Ströme von Leid und Blut watete.
    »Im Winter werden nun einmal keine Schlachten geschlagen«, sagte Jannik de Morvan und betrachtete sinnend den Wein in seinem Becher. »Aber sie werden vorbereitet, mein Freund. Ihr könnt sicher sein, dass der Frühling die Entscheidung bringen muss. Wie beurteilt Ihr die Lage in St. Cado?«
    »Die Festung ist uneinnehmbar«, seufzte der Burghauptmann. »Meterdicke Mauern aus dem Granit der Bretagne auf einem Plateau, das weit über die Wälder hinausragt, die sie umgeben. Jeder heimliche Versuch, sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu erobern, muss scheitern.«
    »Und Verrat?«
    »Wer sollte ihn begehen? Die Galgenvögel, die sich unter Cocherels Banner versammelt haben, halten ihm die Treue, denn sie haben keine andere Wahl. Nein, wenn Ihr mich fragt, man wird sie in offener Feldschlacht besiegen müssen, oder wir sind gezwungen, dieses Rattennest so lange zu belagern, bis die Meute verhungert ist.«
    Beide Männer schwiegen, denn sie wussten, dass die Schlacht von Auray auch auf Seiten Jean de Montforts große Opfer gefordert hatte. Der Sieg war unter großen Verlusten erfochten worden und im Grunde nur möglich gewesen, weil sich Paskal Cocherel auf die Seite des Montforts geschlagen hatte. Zwar lediglich, um die Zahl seiner Widersacher zu dezimieren, aber doch auf höchst wirksame Weise.
    »Die Pest soll diese Schurken holen!«, knurrte einer der alten Haudegen am Tisch, und andere bekreuzigten sich umgehend.
    »Malt den Teufel nicht an die Wand«, fuhr der Burghauptmann auf. »Es gibt ohnehin Gerüchte, dass es in Brest Fälle der schwarzen Pest gegeben hat. Diese Seuche macht keinen Unterschied zwischen Gut und Böse. Achtet darauf, dass Ihr Euch auf Eurem Weg keinen Reisenden aus Brest anschließt, de Morvan!«
    Tiphanie lauschte dem Gespräch, das über ihren Kopf hinweg ging,

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