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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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mein Freund. Ich habe selbst Hunger und keine Ahnung, wann ich etwas zu essen bekomme«, teilte sie ihm sanft mit.
    Die kolossale Bestie hielt diese kleine Rede für ein Freundschaftsangebot. Sie rückte näher und legte vertrauensvoll ihren schweren Kopf auf Tiphanies Knie. Halb erschrocken über das Gewicht und halb gerührt über sein Zutrauen, ließ sie ihn dort liegen. In seinen schönen Augen lag so viel Flehen, dass sie gar nicht auf die Idee kam, Angst vor ihm zu haben.
    »Du möchtest Gesellschaft?«, murmelte sie und legte eine kleine Hand zwischen die spitz aufgestellten Ohren des mächtigen Rüden. Ein zustimmendes Winseln antwortete ihr, und als sie begann seinen Kopf zu streicheln, kroch er so nahe, dass sie sein schweres Gewicht jetzt auch an ihren Beinen spürte.
    »Seid vorsichtig, Dame!«, warnte eine der Mägde im Vorbeigehen und blieb in respektvoller Entfernung. »Das ist ein tückisches Vieh! Es gehört in den Zwinger des Herzogs, und er muss dem Hundewärter heute Morgen entwischt sein. Lasst lieber die Finger von ihm ...«
    Tiphanie allerdings fand nichts als hingebungsvolle Anbetung in den kastanienbraunen Hundeaugen und den sabbernden Lefzen des gewaltigen Tieres. Auch die Magd schüttelte verblüfft den Kopf. »Wie es scheint, hat er Zuneigung zu Euch gefasst! Normalerweise knurrt und beißt er, wenn man nur seinem Zwinger nahe kommt.«
    Ein ungeduldiger Ruf trieb sie wieder an die Arbeit, und das Mädchen blieb mit dem gefürchteten Jagdhund allein, der nun auch noch eine Pfote auf ihre Knie legte. Tiphanie spürte die geballte Muskelkraft seines imposanten Körpers unter dem drahtigen Fell. Als sich einer der Soldaten näherte, von einem kurzen Blick in ihr lächelndes Gesicht verlockt, gab er ein unverkennbar bedrohliches Knurren von sich. Der Mann setzte seinen Weg so hastig fort, dass Tiphanie lachen musste.
    »So, du beschützt mich also«, stellte sie leise fest und kraulte ihn weiter hinter den Ohren. »Ich danke dir. Welch wunderschöne Augen du doch hast, wie glänzende Kastanien. Wenn du mir gehören würdest, würde ich dich Marron nennen ...«
    »Zum Donnerwetter, nehmt die Hände von ihm! Ihr riskiert Euer Leben! Fasst ihn nicht an, das Biest ist tückisch und gefährlich!«
    Ein baumlanger Mann in schlichtem Lederwams und mit Peitsche im Gürtel lief quer durch die Halle auf sie zu. Er trug ein ledernes Halsband mit einer kräftigen Schnur in der Hand, und Tiphanie spürte, wie sich ihr vierbeiniger Freund förmlich versteifte. Sie ließ beruhigend ihre Hand auf seinem Kopf liegen.
    »Er tut mir nichts, er beschützt mich nur. Was wollt Ihr von ihm?«, erkundigte sie sich ruhig.
    »Was wohl, liebe Dame? Ihn in den Zwinger zurückbringen, aus dem er entwischt ist.«
    »Vielleicht gefällt es ihm nicht, eingesperrt zu sein? Man sollte kein Lebewesen hinter Gitter halten, oder seid Ihr da anderer Meinung?«
    Der Hundewärter Seiner Gnaden des Herzogs von Montfort hatte selten mit vornehmen Damen zu tun, und für ihn stand es zweifelsfrei fest, dass dieses überirdische zarte Wesen von edler Geburt sein musste. Aber auch schwierig und dickköpfig wie die meisten dieser Damen und viel zu naiv, wenn es darum ging, die Gefahr einzuschätzen, die eine solche Bestie für sie und andere bedeutete.
    Er war heilfroh, dass er den Hund endlich gefunden hatte, und er würde den Herzog beim nächsten Sehen darum bitten, dass er ihn töten durfte. Der Schwarze war eine Gefahr für sich und andere. Er hatte einen seiner Knechte mit einem einzigen Biss getötet, und was er aus dieser reizenden Demoiselle machen würde, wenn sie eine falsche Bewegung tat, wagte er gar nicht zu denken.
    Er näherte sich dem Tier vorsichtig von der Seite, aber das tiefe, bedrohliche Grollen aus der breiten, schwarzen Fellbrust bewies, dass er wusste, in welcher Gefahr er sich befand. Tiphanie spürte instinktiv, dass er nicht hinter die Gitter des Zwingers wollte, und sie wusste ohne jeden Zweifel, dass dieses Gefängnis und dieser Mann dort Schuld daran trugen, dass er zu dem Monster geworden war, das alle fürchteten.
    »Lasst ihn bei mir!«, bat sie mit ihrer sanften Stimme und erhob sich. Ihre Hand blieb auf dem Kopf des Hundes, der neben ihrer Zierlichkeit größer als ein Kalb wirkte. »Es stört mich nicht, wenn er mir Gesellschaft leistet.«
    »Gesellschaft!« Der Hundewärter erstickte fast an dem Wort. »Ihr wisst nicht, was Ihr sagt!«
    »Was ist hier los?« Jannik de Morvan hatte seine Diskussion mit

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