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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Anschein, als wäre sie aus Mondlicht und Kerzenschein gewirkt. Ein ätherisches Geschöpf, das eigentlich nicht in diese Welt passte und auf seltsame Weise einen Bann über sein Herz geworfen hatte.
    Sein Herz? Er unterdrückte den Fluch und hieb mit der bloßen Faust gegen die massive Wand neben dem Kamin. Was sollte der Unsinn? Er würde nicht noch einmal den gleichen Fehler begehen. Er hatte sein Herz gezähmt und seine Gefühle absolut in der Gewalt. Eines stand jedoch fest: Je eher er diesen verwirrenden Engel los wurde, um so besser würde es für seinen künftigen Seelenfrieden sein.
    Und doch, als er sich komplett angezogen neben ihr ausstreckte, nachdem er die Kerzen gelöscht hatte, war ihm die Nähe ihres Körpers unangenehm bewusst. Schweiß rann über seine Schläfen, und rauschhafte Bilder von Leidenschaft und Hingabe tanzten vor seinen Augen. Der feine Duft nach Sommerrosen und Tiphanie, der von der Seite zu ihm wehte, machte ihn zum Idioten, der sich mit einem Verlangen herumschlug, das er sich selbst verbot.
    Der Teufel hole alle Weiber, und dieses zuerst!
    1  »Jorina – die Jade-Hexe« von Marie Cordonnier, Band 18197

6. Kapitel
    Ihr schenkt mir WAS?«
    Die alte Dame, deren graue Flechten unter einem imponierenden Kopfputz aufgesteckt waren, presste die Handflächen gegeneinander und musterte den Ritter unwillig. Sie sah empört, dass er sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hatte, seinen beschmutzten Reiseumhang gegen ziemlichere Gewänder einzutauschen. Er wurde immer mehr zum Bauern!
    »Habe ich mich so unverständlich ausgedrückt?« Jannik de Morvan warf Marthe de Branzel einen Blick zu, der die Edeldame nicht im Geringsten einschüchterte. »Eine Gesellschafterin, eine Ziehtochter, eine fromme Magd, sucht Euch etwas davon aus, aber tut mir einen Gefallen, nehmt das Mädchen unter Eure Obhut. Ihr seid der einzige Mensch, dem ich zutraue, dass er mit ihrer grenzenlosen, unerträglichen Sanftmut fertig wird.«
    »Und warum sollte ich in meinem Hause Strandgut aufnehmen, das Ihr weiß der Himmel wo aufgelesen habt, mein Herr Neffe? Ist es nicht recht und billig, dass Ihr Euch selbst um die Folgen Eurer Taten kümmert? Was soll ich mit der kleinen Dirne?«
    Tiphanie ahnte nichts von dem Streit, der ein Stockwerk höher um ihr künftiges Schicksal tobte. Jannik de Morvan hatte sie gleich einem Gepäckstück in der großen Halle der Burg von Rennes abgestellt, um sich auf die Suche nach seiner Tante zu machen, die zu den Frauen der Herzogin gehörte.
    Sie kauerte auf einer Steinbank, die sich in einer Fensternische zum Sitzen anbot, und versuchte, sich noch kleiner zu machen, als sie ohnehin schon war. Bis zur Nasenspitze in Kapuze und Umhang gehüllt, betrachtete sie völlig verwirrt den Trubel, der an diesem Wintersonnwendtag am Hofe des bretonischen Herzogs herrschte.
    Allenthalben wurden Vorbereitungen für ein Bankett getroffen, das am Abend stattfinden sollte. Eine Unzahl von Knechten und Mägden rückte Schragentische aneinander, kehrte den Boden, schob Bänke zur Seite und eilte geschäftig von einem Ende der riesigen Halle zum anderen. Dazwischen leuchteten die prächtigen Waffenröcke der herzöglichen Garde. Sie bestaunte Ritter in pelzgefütterten Umhängen, bezaubernde Damen in erlesenen Samt- und Seidenroben. Alle schienen sie ein Ziel zu haben und beachteten das Mädchen in der Nische nicht. Ihre Stimmen zwitscherten und lachten über dem Lärm, und Tiphanie fühlte sich auf eine eigenartig kränkende Weise von ihnen übersehen und vom Leben ausgeschlossen.
    »Du wartest hier!«, hatte Jannik de Morvan ihr befohlen, und wie üblich stellte Tiphanie diesen Befehl nicht in Frage. Sie verschlang die eisigen Finger im Schutze ihres Umhanges und brachte sich vor der schnuppernden Nase eines großen, langhaarigen Hundes in Sicherheit, der die Spuren höchst interessanter Landstraßen an ihren Säumen bemerkenswert fand. Überall waren Hunde unterwegs, und niemand schien sich daran zu stören.
    Das Ungetüm gab einen Laut zwischen Grollen und Winseln von sich und setzte sich auf die Hinterpfoten. Es hatte samtige, intensiv braune Augen, die Tiphanie beständig beobachteten. So intensiv, dass sie ihrerseits dieses Wesen begutachtete, das sich im Gegensatz zu den Menschen für sie interessierte. Es war zwar nur ein Hund, der mit ihr Bekanntschaft schließen wollte, aber doch immerhin jemand, mit dem man reden konnte.
    »Wenn du dir Futter von mir erhoffst, muss ich dich enttäuschen,

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