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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Augen, dass sie ein verblüfftes Aufkeuchen nicht unterdrücken konnte. Wäre nicht der Humor in diesen Augen gewesen, sie hätte sich vor dem dunkelhaarigen Edelmann mit den ausgeprägten Brauen gefürchtet.
    »Verzeiht, Seigneur, ich ...«
    »Engelchen?«
    Es gab nur einen Menschen auf der Welt, der sie jemals so genannt hatte! Sie starrte in das ovale Frauenantlitz, das sie zum letzten Mal unter einer schmucklosen hellen Leinenhaube gesehen hatte. Mit stolz zusammengepressten Lippen und funkelnden Augen. Die dazugehörigen wütenden Worte klangen ihr noch im Ohr.
    »Oh, verdammt, immer nur beten! Denkt sie, dass unsere frommen Gebete auf dieser Welt etwas ausrichten? Oh, ich wünschte, ich wäre ein Mann! Lieber im Kampf fallen, als vor Langeweile beim Beten vermodern!«
    »Oliviane de Rospordon!«, flüsterte sie fassungslos.
    Sie erntete ein so fröhliches, unbeschwertes Lachen, wie sie es in Sainte Anne von der stolzen Novizin nie vernommen hatte. Überhaupt ging von der jungen Frau ein Strahlen aus, als wäre sie von Kopf bis Fuß in leuchtenden Sonnenschein getaucht.
    »Oliviane de Sainte Croix, Engelchen«, verbesserte sie triumphierend. »Darf ich dir meinen geliebten Gemahl vorstellen? Hervé, ich habe Euch von meinen Gefährtinnen im Unglück erzählt. Dies ist ...«
    Die Gräfin von Vannes verstummte, als sie dem Blick ihres Gatten begegnete. Er war nicht umsonst über lange Zeit hinweg der beste Spion Seiner Gnaden im feindlichen Lager gewesen. 4 Wie üblich dachte er bereits viele Schritte weiter. Er zog seine Schlüsse aus den gehetzten Blicken dieses winzigen Mädchens und aus der Tatsache, dass ihre ungewöhnlichen hellen Augen den feuchten Glanz mühsam zurückgehaltener Tränen trugen.
    »Wenn Ihr eine so liebe Freundin wieder gefunden habt, dann wollt Ihr sicher in aller Ungestörtheit mit ihr plaudern, meine Liebe!«, sagte er freundlich und verabschiedete gleichzeitig John Chandos, der seine neugierigen Blicke zwischen den beiden Frauen hin- und herwandern ließ.
    Sie hätten nicht unterschiedlicher sein können. Die stolze Gräfin und die zarte Fee. Und doch, er hatte das sichere Gefühl, dass sie sich auf eigenartige Weise ähnelten. Dass beide mehr verband als nur flüchtige Sympathie. Sein Zögern machte Tiphanie aufmerksam, und sie heftete ihren beschwörenden Blick auf den Ritter.
    »Ihr habt mir einmal versprochen, mir zu helfen, wenn ich Euch darum bitte, Messire!«, erinnerte sie ihn an den Tag des Bogenkampf-Wettbewerbes. »Wollt Ihr es jetzt tun und vergessen, dass Ihr mich gesehen habt?«
    »Euer Wunsch ist mir Befehl, Dame Tristane!« John Chandos verneigte sich schwungvoll und eilte die Treppe hinauf.
    »Dame Tristane?«, wiederholte die Gräfin von Vannes, und die Fragen in ihrer Stimme entlockten Tiphanie ein kleines unglückliches Lachen.
    »Es gibt so viel zu erklären. Aber ich kann nicht hier bleiben. Ich muss fort! Es ist wichtig. Jeder Augenblick, den ich säume, ist zu viel. Der Herzog ...«
    »Sagte ich nicht, dass es sinnvoll sein wird, ein eigenes Haus in Rennes zu haben?«, wandte sich der Graf an seine Gemahlin und tauschte einen Blick mit ihr, die Tiphanie seltsamerweise erröten ließ, obwohl sie selbst nicht genau begriff weshalb.
    »Komm mit, Engelchen!«
    Oliviane de Sainte Croix verströmte noch immer dieselbe Energie, die sie als Dame de Rospordon gehabt hatte. Die Ereignisse mochten sie strahlender, weicher und weiblicher gemacht haben, aber ihre angeborene Autorität stand außer Frage.
    »Ich werde sehen, dass ich Euch schnell folgen kann«, nickte ihr Gemahl. »Aber wenn Eure Freundin keine Aufmerksamkeit erregen will, dann wird es besser sein, wenn Ihr die Burg über die Seitenpforte verlasst. Ich bringe Euch hin!«
    »Noch eines dieser alten Geheimnisse, Messire Landry?«, hörte Tiphanie die Gräfin neckend fragen, und das Lachen des Mannes ließ sie vor Neid seufzen. Jannik hatte nie mit ihr gelacht. Und schon gar nicht in diesem Tonfall, der die Vertrautheit einer großen Zuneigung verriet.
    Wenig später liefen sie zwischen einem leeren Holzfuhrwerk und einer Gruppe von kichernden Wäschermädchen an den Wirtschaftsgebäuden der Burg vorbei und tauchten in die Gassen der Stadt. Seit der Herzog in Rennes Hof hielt, waren die kostbar gewandeten Edeldamen und ihre Dienerinnen ein normaler Anblick, und bis auf ein paar Stutzer, denen die unterschiedliche Schönheit der beiden auffiel, beachtete sie niemand.
    Oliviane führte ihre Gefährtin zu einem

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