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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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aussprechen zu können und auf nichts Rücksicht nehmen zu müssen.
    Die Novizin Oliviane de Rospordon war demselben Albtraum entronnen, und wenn Tiphanie die Stimme versagte, dann richtete sie sich unwillkürlich an der strahlend schönen Gestalt ihrer ehemaligen Mitschwester wieder auf. Sie hatte schon im Kloster ihre Stärke und ihren unbeirrbaren Willen bewundert.
    »Jannik de Morvan«, murmelte die Gräfin nachdenklich, als Tiphanie zum Ende gekommen war. »Hervé hat ihn erwähnt. Ein mutiger Ritter, stark und ohne jede Furcht vor dem Tod, aber auch ein kaltblütiger Eisenfresser ohne Gefühl!«
    »Er war nicht immer so ...«
    »Ach, Engelchen!«
    Oliviane hörte die Sehnsucht in der verzweifelten Stimme, und sie sah die fernen Linien, die der Schmerz in Tiphanies Mundwinkel zeichnete. Sie hatte sich um das Schicksal dieses liebenswürdigen und eigentlich so lebensuntüchtigen Mädchens gesorgt. Sie hatte gefürchtet, dass ein Geschöpf wie ein selbstloser Engel notgedrungen im Krieg untergehen musste. Aber Tiphanie hatte überlebt, und es sah aus, als habe sie damit eine Stärke erlangt, die sie befähigte, eigene Entscheidungen zu treffen.
    »Ich bin kein Engel«, protestierte sie jetzt heiser gegen die vertraute Bezeichnung. »Hast du mir nicht zugehört? Ich habe gesündigt. Mit Freuden gesündigt!«
    Oliviane gab einen unwilligen Laut von sich, den Tiphanie gerührt wieder erkannte. »Nun hör schon auf, Mutter Elissas Maximen nachzubeten. Gott hat auch die Liebe zwischen Mann und Frau geschaffen, und es kann nichts Sündiges an einer Sache sein, die beide mit reinem Herzen und in aufrichtiger Zuneigung tun. Du bist keine Klosterschwester mehr, Engelchen! Du bist eine erwachsene Frau, und du hast gehandelt wie eine erwachsene Frau!«
    »Schönes Handeln, das mich zur Flucht treibt und mich dazu zwingt, jene zu verärgern, die mir nur Gutes getan haben!«
    »Also, was Marthe de Branzel betrifft, so geschieht ihr nur recht«, traf Oliviane ein entscheidendes Urteil. »Ich erinnere mich an die hochfahrende Dame, von den wenigen Stunden, die ich bei der Herzogin verbrachte. Ein selbstgerechter Drachen, der sogar Mutter Elissa das Fürchten gelehrt hätte.«
    Tiphanie ertappte sich bei einem kleinen Kichern. Oliviane hatte schon immer die Fähigkeit besessen, ihren Humor anzusprechen.
    »Ich hatte mir damals auch eingebildet, ich hätte dich auf der Treppe gesehen. Aber dann nahm ich an, dass mich eine flüchtige Ähnlichkeit genarrt hätte ...«, erinnerte sich die Gräfin an einen Vorfall, den sie fast vergessen hatte. »Du erlaubst mir, mit Hervé über deine Abenteuer zu sprechen?«
    »Wenn du mir im Ausgleich dafür erzählst, wie du diesen höllenschwarzen Ritter kennen gelernt und gezähmt hast!«, fragte Tiphanie ihrerseits neugierig. »Hast du keine Angst vor ihm? Warum nennst du ihn Landry, wenn er doch Hervé heißt?«
    Oliviane antwortete mit einer Gegenfrage: »Hast du Angst vor Jannik de Morvan?«
    »Oh, nein, warum sollte ich?«
    »Weil ihn alle für einen unzugänglichen, finsteren Charakter halten, der nur auf dem Schlachtfeld von Nutzen ist!«
    »Was für ein völliger Unsinn!«
    »Damit hast du dir deine Frage selbst beantwortet!«
    Oliviane lachte und Tiphanie verstummte errötend. Die Erinnerung an ein paar dunkelblaue Augen und einen Mund, der sie zum Wahnsinn treiben konnte, überfiel sie mit solcher Macht, dass es ihr den Atem nahm. Wie hatte sie ihn verlassen können?
    4  »Oliviane – der Saphir der Göttin« von Marie Cordonnier

22. Kapitel
    Was habt Ihr getan?«
    Jannik de Morvan maß Marthe de Branzel mit einem Blick, der die Edeldame dermaßen verblüffte, dass ihr der Mund ein wenig offen stehen blieb. Normalerweise ehrte Jannik in ihr die Herrin seines Hauses. Die einzige Dame von Rang, die ihm etwas bedeutete und die für ihn sprechen durfte. Dass er sie jetzt anfuhr, als habe sie sich in Dinge gemischt, die sie nichts angingen, erstaunte auch den Herzog, der seinen Waffengefährten als kühlen, rationellen Mann kannte, der stets die Ruhe bewahrte.
    »Ihr schuldet mir eine Erklärung, mein Freund«, mischte er sich deswegen in den beginnenden Familienstreit. »Ich vermag die abenteuerliche Geschichte kaum zu glauben, die Dame Marthe uns erzählt hat.«
    Janniks Augen wanderten zu dem hölzernen Rosenkranz in den Händen der alten Dame. Seine Lippen pressten sich wütend aufeinander. Er verabscheute es, sich mit ihr auseinander setzen zu müssen, aber in diesem Moment begriff

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