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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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er, dass er Tiphanie viel Kummer erspart hätte, wenn er sich früher über seine Bedenken hinweggesetzt hätte.
    »Ich nehme an, meine Tante hat Euch alles Wissenswerte berichtet. Dem gibt es nichts hinzuzufügen!«, entgegnete er brüsk.
    »Tatsächlich?«
    Auch Jean de Montfort konnte in ein einziges Wort so viel nordische Kühle legen, dass die Luft um ihn herum förmlich erstarrte. Allein Jannik de Morvan vermochte er damit nicht einzuschüchtern. Notgedrungen präzisierte er seine Anklagen gegen den schweigsamen Chevalier, der gar nicht daran dachte zu antworten.
    »Wie erklärt Ihr Euch die Tatsache, dass ich erst von Dame Marthe erfahren muss, dass diese angebliche Nichte in Sainte Anne d’Auray gelebt hat? Dass sie um Haaresbreite den verbrecherischen Überfall der Söldner-Compagnie des Paskal Cocherel überlebte? Wieso habt Ihr mir all dies verschwiegen?«
    »Ich habe lediglich zum Vorteil eines Mädchens entschieden, das ich nicht dem Klatsch und der Neugier des Hofes aussetzen wollte«, entgegnete der Seigneur mindestens ebenso kalt. »Ihr wisst, zu welchen Ungeheuern Frauen werden können, wenn sie ein unschuldiges Opfer für ihre Bosheiten finden. Tiphanie war es in ihrer Reinheit und Unschuld vorherbestimmt, ein solches Opfer zu werden! Man hält bei ihr leicht für Stolz, was im Grunde nur die unerschütterliche Würde eines lauteren Herzens ist.«
    Er überging die leisen Protestrufe der Herzogin und ihrer Ehrendame. Die Wahrheit zu sagen musste einem Manne von Ehre erlaubt sein.
    Man merkte dem Herzog seine Ratlosigkeit an. Er konnte weder dem Seigneur recht geben, noch den Protest seiner Gemahlin unterstützen. Für welche Seite er sich entschied, die andere würde gekränkt sein, also wählte er den Angriff als Ausweg. »Ihr könnt von Glück sagen, dass ich Eure Loyalität und Treue kenne. Einen jeden anderen hätte ich längst wegen Hochverrats in den Kerker werfen lassen. Was habt Ihr Euch dabei gedacht?«
    »Es war nicht nötig, das Mädchen zusätzlichen Verhören zu unterwerfen«, verteidigte Jannik seinen Entschluss. »Es hätte sie nur verängstigt. Sie hat mir alles berichtet, was in Sainte Anne passiert ist, und es war nichts darunter, was Ihr nicht bereits gewusst habt.«
    Dem Herzog genügte diese Erklärung nicht. »Und das Rätsel ihrer Abstammung? Weshalb wolltet Ihr nicht zulassen, dass sie als Tristane de Kelén anerkannt wird?«
    Jannik hatte seine Gedanken bereits für das Gesuch geordnet, das er dem Herzog unterbreiten wollte, und seine Worte fielen demzufolge wohlgeordnet in die plötzliche Stille des Arbeitskabinettes.
    »Es ist nicht nötig, dass Ihr die Rechtmäßigkeit von Tiphanies Anspruch auf das Vermögen der Keléns prüft, und ich bitte Euch, erspart ihr demütigende Einvernahmen und überflüssige Nachforschungen. Es ist nicht wichtig, welchen Namen sie trägt.«
    »Wie könnt Ihr so etwas Unsinniges behaupten!«, fiel ihm seine Tante ins Wort.
    »Sie wird den Namen de Morvan tragen«, sprach Jannik weiter, als habe sie nichts gesagt. »Ich werde sie zu meiner Gemahlin nehmen, und ich bitte Euch um Eure Zustimmung zu dieser Ehe, Monseigneur. Es ist völlig unwichtig, ob meine Braut über eine Mitgift verfügt. Ihr kennt das Ausmaß meines Vermögens und meiner Ländereien.«
    »In der Tat ...« Der Herzog strich sich über das frisch rasierte Kinn, als wolle er prüfen, ob der Barbier zu seiner Zufriedenheit gearbeitet hatte.
    Im Grunde wollte er jedoch Zeit gewinnen und hinter der reglosen Maske des Ritters nach den Gründen suchen, die jenen zu diesem Schritt veranlassten. Dame Marthe hingegen sah aus, als wolle sie im nächsten Augenblick der Schlag treffen. Weniger wegen der angekündigten Ehe, die sie selbst längst in Betracht gezogen hatte, aber wegen des Leichtsinns, mit dem Jannik den Reichtum der Keléns einfach ablehnte. Hatte der Junge auf den Schlachtfeldern vollends den Verstand verloren?
    »Seid Ihr dem Mädchen denn zugetan?«, ergriff die Herzogin zum ersten Mal das Wort.
    Jannik wandte ihr seine ungerührte Miene zu. »Mehr als jeder anderen Frau in meinem Leben«, sagte er so nüchtern, als habe sie ihn lediglich danach gefragt, ob es bereits regnete oder nicht.
    Die hohe Dame schürzte die Lippen, in ihren Ohren hörte sich diese Antwort wenig vielversprechend an. Ihr Gatte hingegen richtete sich unwillkürlich auf. Er wusste um Janniks Angewohnheit, auch die wichtigsten Dinge in trockener Beiläufigkeit zu erklären.
    Seinem Waffengefährten

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