Tiphanie – Feuer der Sehnsucht
Suche nach dem Rubin begangen worden war. Die Stirn des Herzogs rötete sich und seine Faust umklammerte den Rubin, als wolle er ihn mit aller Kraft zermalmen.
»Paskal Cocherel in Rennes, wenn nicht gar in meiner Burg? Ihr müsst den Verstand verloren haben, Jannik de Morvan!«, knirschte er in mühsam bezähmtem Zorn. »Wollt Ihr mir tatsächlich mitteilen, dass Ihr es nicht für nötig gehalten habt, mich davon zu unterrichten?«
Der Ritter ersparte sich die Antwort. Dame Marthe schlug die Hände vor das Gesicht. Sie wartete nur darauf, dass der Herzog nach der Wache rief und Jannik unter Arrest setzte. Er hatte sich selbst und seine Zukunft in einer Zeitspanne ruiniert, die kaum für ein Ave Maria ausreichte.
Die lastende Stille wurde von der Ankunft des Kammerdieners Seiner Gnaden durchbrochen, der einen höchst unglücklich dreinschauenden Erwann und einen misslaunigen Marron in seiner Gesellschaft hatte.
»Die Dame befand sich nicht in ihrem Gemach, Euer Gnaden«, erklärte der Mann mit ausdrucksloser Miene. »Ich sah mich gezwungen, den Knappen herzubringen, damit er Euch eine Erklärung dafür gibt. Und was das Tier betrifft, nun – es ließ sich nicht in der Kammer einsperren.«
Marron gab einen stummen Kommentar dazu ab, indem er zu Jannik tappte und sich zu Füßen des Seigneurs niederließ. Die Augen so unverwandt auf ihn geheftet, dass es keinen Zweifel daran gab, dass er sich alles von ihm erhoffte und nur sein Wort anerkannte.
»Sprich!«, fuhr der Herzog den Knappen an, der Hilfe suchend zu seinem Herrn sah, aber von dort ein knappes Nicken erhielt.
»Ich habe keine Ahnung, wo Dame Tristane geblieben ist«, stammelte er tödlich verlegen. »Sie sagte, die Herrin habe sie gebeten, auf ihren Ruf zu warten, deswegen könne sie nicht mit Marron zum Vorwerk. Ich nahm an, sie würde in ihrem Gemach bleiben.«
»Willst du etwa behaupten, dass sie schon wieder verschwunden ist?« Jannik sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
»Es ... es sieht so aus ... Der Hund. Ich meine ... es klingt dumm, aber er scheint es geahnt zu haben. Er hat die ganze Zeit gewinselt und wollte viel früher als sonst wieder zurück. Aber da war niemand mehr ...«
»Da soll doch gleich ...«
Der Herzog besann sich im letzten Moment und zerbiss den Fluch zwischen den Zähnen, den er im Sinn gehabt hatte. Er warf Dame Marthe einen finsteren Blick zu und machte sich gleichzeitig selbst Vorwürfe. Er hatte Tiphanie erlebt, als sie sich für Marron einsetzte, weshalb hatte er sich mit der oberflächlichen Erklärung ihrer Herkunft zufrieden gegeben? Hätte er nicht merken müssen, dass sich etwas Besonderes hinter ihr verbarg?
»Sie kann unmöglich die Burg verlassen haben«, versuchte er, Ordnung in das Durcheinander um das Mädchen mit dem Rubin zu bringen. »Wohin sollte sie gehen? Es sei denn ...« Er wandte sich finster an Jannik. »Haltet Ihr es für möglich, dass sie erneut entführt wurde? Wenn man sogar ihre Truhen durchsucht, können wir Verräter unter diesem Dach nicht ausschließen!«
»Ich werde sie zurückbringen, und wenn es mich das Leben kostet!«, entgegnete Jannik knapp und fasste mit einer viel sagenden Geste nach seinem Schwert.
Ohne sich um höfisches Zeremoniell zu kümmern, stürmte er aus dem Gemach. Erwann folgte seinem herrischen Wink, und Marron bellte zufrieden, ehe er sich beiden anschloss.
Die Herzogin sah der Gruppe mit einem kleinen Seufzer nach, ehe sie sich ihrem Gatten zuwandte. »Was für ein schroffer und erbarmungsloser Mann. Was treibt ihn dazu, ein so zartes Ding wie Tristane de Kelén zu begehren? Sie wird sich zu Tode erschrecken, wenn er sie in diesem Tone maßregelt.«
»Noch ist keine Rede von einer solchen Heirat!«, fuhr der Herzog sie unfreundlich an. »Wenn Ihr jetzt die Freundlichkeit hättet, Euch zurückzuziehen, Mesdames! Ich gehe davon aus, dass keine Silbe bekannt wird, die in diesem Raum besprochen wurde!«
Dame Marthe wusste genau, dass die letzte Aufforderung ihr und ihrer unbestrittenen Leidenschaft für höfischen Klatsch galt. So schwer es ihr fiel, sie würde gehorchen müssen. Es stand schlimm genug um Jannik und ihre Pläne. Jeder zusätzliche Fehler würde die Angelegenheit endgültig zum Fiasko machen.
So beschränkte sie sich auf eine stumme, gehorsame Reverenz und folgte dem Befehl. Die Herzogin tat es ihr nach, als sie die grimmigen Falten in den Mundwinkeln des Mannes entdeckte. In dieser Laune war nicht mit ihm zu spaßen, daran konnte
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