Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
Vom Netzwerk:
nicht einmal die Tatsache etwas ändern, dass er noch immer den roten Stein von Armor umklammert hielt.
    »Nichts! Man möchte meinen, der Erdboden habe sie verschluckt!«
    »Ginge es nicht um das Wohl einer jungen Frau, die bei Gott all diese Schrecken nicht verdient hat, ich würde sagen, es geschieht Euch recht!«, knurrte der Herzog unwillig und dachte nicht daran, Jannik de Morvan aus der Reverenz zu erlösen, in der er vor ihm kniete. Ein wenig Demut konnte diesem gebieterischen Herrn nicht schaden.
    »Und der Hund?«
    »Marron macht keine Anstalten, einer einzigen Fährte zu folgen. Er gehorcht mir, aber er scheint nicht bereit, sich gegen seine Herrin zu wenden.«
    »Unsinn! Als Nächstes werdet Ihr mir erklären, dass sie mit dem Hund gesprochen hat und er ihrem Befehl in allen Einzelheiten folgt.«
    »Es macht den Anschein!«
    »Also nicht nur Novizin und Erbin, auch noch Magierin? Die Dame wird immer interessanter.«
    Der Spott des hohen Herrn trieb Jannik die Röte in die Stirn, aber er ging nicht in die Falle. Keine Silbe kam über seine fest versiegelten Lippen und der störrische Kopf mit dem braunen Haar blieb ehrerbietig gesenkt. Die Sorge um Tiphanie legte seinem empfindlichen Temperament strenge Zügel an.
    »Und wie stellt Ihr Euch alles Weitere vor?« Der Herzog resignierte vor dem Dickschädel, den er nur zu gut kannte.
    »Ich werde nicht ruhen, bis ich sie trotzdem gefunden habe!« Jannik sah seinen Herrn eindringlich an. »Ihr wisst, dass ich Euch nicht verraten habe. All das hat nichts mit meinem Vasalleneid zu tun! Es hätte keinen Sinn gehabt, in jener Nacht die Wachen zu alarmieren. Cocherel konnte entfliehen, und es war wichtiger, das verwundete Mädchen zu retten. Er jagt dem Kreuz von Ys nach, und erst wenn er es besitzt, wird er den letzten Kampf wagen.«
    Zu einem ähnlichen Schluss war der Herzog inzwischen ebenfalls gelangt. »Ich könnte Euch trotzdem des Verrats anklagen!«
    Jannik war zu stolz, um zu widersprechen. Er hatte seine Pflichten um Tiphanies Sicherheit willen vernachlässigt, und er würde es jederzeit wieder tun, wenn ihr Leben davon abhinge. Sie hatte ihm sein Herz zurückgegeben, und er schuldete ihr alles dafür.
    »So geht«, sagte Jean de Montfort nach langem Schweigen reichlich unwirsch. »Ich vermute, ich bin gleichfalls närrisch geworden unter dem Einfluss dieser Steine. Geht und bewahrt die Kleine vor Schaden. Und wenn Ihr sie findet, dann bringt sie mir, ehe Ihr sie mit Plänen, Schwüren und Forderungen konfrontiert. Schwört Ihr mir das? Sie hat es wahrlich verdient, von uns allen nicht länger wie eine Figur auf dem Schachfeld herumgeschoben zu werden. Sie soll selbst entscheiden.«
    »Bei meinem ewigen Seelenheil!«

23. Kapitel
    Tiphanie stand am Fenster und sah auf die Gasse hinab, aber im Grunde war sie blind und taub für alles. Der kurze Anflug von Energie, der sie zur Flucht getrieben hatte, war einer so grenzenlosen Erschöpfung gewichen, dass sie morgens kaum die Kraft fand, sich aus dem Bett zu erheben. Sie war unendlich müde und kein noch so langer Schlaf vermochte ihr Erquickung zu schenken.
    Dabei überschlug sich Oliviane geradezu in schwesterlicher Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Die leidenschaftliche Liebe zu ihrem Gatten hatte sie verändert. Sie hatte die stolzen Kanten ihres Wesens gerundet und ihr so viel Heiterkeit und Wärme geschenkt, dass sie ihrer Umgebung verschwenderisch davon abgab.
    Freilich war es genau dieser Umstand, der Tiphanies Leid noch vertiefte. Das Strahlen ihrer ehemaligen Mitschwester bezog seine Kraft aus der athletischen Gestalt des dunklen Mannes, der sich stets an ihrer Seite befand. Der in einer Mischung aus Stolz und Belustigung über sie wachte, sie liebte, neckte und anbetete, ohne dass es seiner beeindruckenden Männlichkeit Abbruch getan hätte. Was hätte sie darum gegeben, diesen Ausdruck schrankenloser Zuneigung ein einziges Mal in Janniks Augen zu sehen.
    »Ihr habt schon wieder nicht gefrühstückt!« Gwenna stemmte die Hände in ihre molligen Hüften und betrachtete mit gerunzelter Stirn das Tablett, das sie Tiphanie vor einer Stunde nach oben gebracht hatte. Nicht einmal die frischen Teigkringel, die sie im heißen Schmalz gebacken hatte, waren angetastet.
    »Ich hatte keinen Hunger«, murmelte Tiphanie, die schon beim Geruch des knusprigen Gebäcks mit Übelkeit gekämpft hatte.
    »Ihr müsst essen, meine Liebe!«, forderte Gwenna in einem Ton, mit dem sie in Vannes ihre zahlreiche

Weitere Kostenlose Bücher