Tisch für drei
vernaschen würde wie in einer schlechten Krankenhausserie – und dafür bekam er einen Kuss von mir.
»Nein«, entgegnete ich ihm. »Nein, niemals. Kein Jason, James oder wie auch immer.«
Ich würde gern behaupten, dass ich mich nicht in ihn verliebt habe, weil er krank war, aber ich befürchte, dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht. Einen Mann wie ihn – stark, lebensfroh und unfassbar attraktiv – derart verletzlich zu sehen, bescherte mir weiche Knie und ließ mein Herz schmelzen, und dafür liebte ich ihn nur noch mehr. Ich liebte ihn dafür, dass er, selbst wenn er verletzlich war, stark blieb, und ich wollte ihn mehr, viel mehr, als Nummer eins oder zwei.
Ich wollte ihn wegen all dieser Dinge, und weil es verboten war. »Sag mir, dass es verboten ist«, meinte er oft zu mir und fand irgendwie einen Weg, meine elektrisierte Haut unter meinem Oberteil zu berühren, wenn ich etwas so Unschuldiges tat wie sein Kissen aufzuschütteln.
»Es ist verboten«, antwortete ich dann, woraufhin er schelmisch grinste und meinte, ich wäre sein Untergang.
»Jetzt hast du es geschafft, Süße. Nun lasse ich dich dafür bezahlen.«
Meine ersten beiden Männer lagen schon eine ganze Zeit zurück, und so sorgte bereits sein Atem, der meine Wange streifte, dafür, dass ich innerlich erwachte. In Kombination mit Worten wie: »Sag mir, dass ich eine Frau immer noch geil machen kann«, »Du bist so weich wie die Sünde« und »Ich habe von Dingen geträumt, die du mit diesem Mund machst, die gute Mädchen niemals tun würden« … Oh.
Oh, drei. Wie solltest du nicht gewusst haben, wie sexy du warst, wie lebensfroh, großartig, und wie du alle Dinge personifizierst hast, die ich je bei einem Mann gesucht habe? Ich weiß noch, dass du nach Erdbeeren geschmeckt hast, wie Krankenhausmarmelade, und dass du kleine, unschuldige Dinge gemacht hast, die doch so schmutzig wirkten, wie etwa an meinem Finger anstatt am Thermometer zu saugen oder zu seufzen, wenn ich dir das Haar aus der Stirn strich.
Eins und zwei haben mir Anatomiestunden erteilt, drei enthüllte mir jedoch eine Welt der Spitzfindigkeit, der verbogenen Blicke und sanften Liebkosungen, wenn niemand hinsah. Wir knutschten wie Teenager, während wir in seinem Krankenzimmer nachmittags Fernsehserien ansahen. Wir hielten uns bei den Händen, erzählten uns schmutzige Geschichten und füllten zusammen Kreuzworträtsel falsch aus, indem wir überall versaute Worte eintrugen. Irgendwie gelang es ihm, dabei Wortkombinationen wie »Ich will dich besteigen« oder Begriffe wie »Blowjob« unterzubringen.
Ich glaube, das war das einzige Mal, das ich mit ansehen durfte, wie ein Mann durch ein Kreuzworträtsel eine Erektion bekam.
Nummer vier:
Nummer vier war sanfter und netter als der Rest. Irgendetwas war ihm zugestoßen, und er konnte seinen Job nicht mehr machen. Daher war er Musiker geworden. Er schrieb Songs über Mädchen mit großen grünen Augen, schwarzem Haar und Lippen, die ihn verzauberten, sowie einer Stimme, durch die er wieder er selbst werden konnte.
Oh, er loderte, mein Gitarrenspieler. Die Mädchen himmelten ihn an, gaben ihm in der Bar, in der er auftrat, Drinks aus und warfen ihm ihre Slips an den Kopf. Er tat immer so, als würde ihm das alles nicht gefallen, und in den Pausen forderte er sie auf, loszuziehen und sich einen jüngeren Mann zu suchen, einen heißeren, woraufhin eine betrunkene Frau aus dem Hintergrund immer zurückbrüllte, dass er für sie durchaus noch heiß genug wäre.
Für die meisten Frauen aus seinem Publikum war er noch heiß genug, und sie konnten gar nicht genug bekommen von seinem scheuen Lächeln und seinen Songs, die vor Euphemismen nur so strotzten.
Aber ich war es, die er mit nach Hause nahm.
Ich weiß bis heute nicht, warum. Ich habe keine Ahnung, warum er sich für mich entschieden hat. Es ist einfach, wenn ein Typ attraktiv ist, es aber niemand sonst zu bemerken scheint, aber wenn andere Frauen herumposaunen, wie gut er aussieht, wird die Sache umso schwerer. Ich muss allerdings zugeben, dass ich all das vergessen hatte, als er Lieder mit weniger Euphemismen darin schrieb, nur für mich.
Weniger Euphemismen – und dafür deutlich mehr deutlichen Worten über Sex.
Er schrieb mir Reime, Limericks und kleine Liedchen. Einige waren recht zahm:
Ich war in Rom, in China und in Frankreich.
Aber nichts kann mich derart aufgeilen.
Wie der Anblick, der Klang und die köstliche Lust.
Die mich erwarten zwischen ihren
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