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Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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analysieren. Der erste war gewesen, daß er Ertz seine Geschichte sofort erzählt hatte. Er hätte warten sollen, bis er mit dem Mann wieder vertraut gewesen wäre und fühlen konnte, was in ihm vorging, anstatt auf eine Freundschaft zu hoffen, die niemals besonders eng gewesen war.
    Der zweite Fehler war Mort Tyler. Als er dessen Namen gehört hatte, hätte er nachforschen sollen, wie groß dessen Einfluß auf Ertz war. Er hatte ihn von Kind auf gekannt und hätte es besser wissen sollen.
    Nun, jetzt war er hier, verurteilt als Mutant – oder vielleicht auch als Ketzer, was auf das gleiche hinauslief. Er überlegte, ob er erklären sollte, weshalb es überhaupt die Mutanten gab. Er selbst hatte es in Joe‐Jims Büchern gelesen. Nein, das wäre sinnlos. Wie sollte man die radioaktiven Strahlen von außen erklären, die die Mutationen entstehen ließen, wenn die Zuhörer nicht glauben wollten, daß es so etwas wie das Außen überhaupt gab? Nein, es war aussichtslos gewesen, noch bevor er vor den Kapitän geschleppt worden war.
    Ein Geräusch an der Tür riß ihn aus seinen Selbstvorwürfen. Es war noch zu früh für eine der wenigen Mahlzeiten; wahrscheinlich würden sie ihn jetzt abholen, und er erneuerte seinen Vorsatz, zumindest einen anderen mitzunehmen.
    Aber er hatte sich geirrt. Er vernahm eine Stimme, in der leise Würde mitschwang. »Mein Sohn, wie konnte so etwas nur geschehen?« Es war Leutnant Nelson, sein erster Lehrer, der jetzt älter und zerbrechlicher aussah als je zuvor.
    Das folgende Gespräch war qualvoll für sie beide. Der alte Mann, selbst kinderlos, hatte große Hoffnungen für seinen Zögling gehegt und sogar geglaubt, daß Hugh eines Tages den Posten des Kapitäns erringen könnte. Aber er hatte seine Hoffnungen für sich behalten, da er glaubte, es sei nicht gut für den Jungen, wenn er ihn allzusehr lobte. Als er hörte, daß Hugh als verschollen galt, war ihm fast das Herz gebrochen.
    Nun war er zurückgekehrt, zu einem Mann geworden, aber unter schimpflichen Umständen, während das Todesurteil über ihn schon gesprochen war.
    Dieses Zusammentreffen war für Hugh nicht weniger schmerzlich. Er hatte auf seine Art den alten Mann geliebt, war darauf aus, ihm zu gehorchen, und hatte seinen Rat immer gern beherzigt. Aber als er seine Geschichte erzählte, spürte er, daß Nelson nicht in der Lage war, sie als irgend etwas anderes als die Verwirrung von Hughs Verstand hinzunehmen, und er argwöhnte, daß Nelson es lieber sehen würde, wenn er einen schnellen Tod im Konverter erlitt, wobei seine Atome zu Wasserstoff umgewandelt wurden und neue Energie für Das Schiff hergaben, als daß er lebte und die alten Lehren verspottete.
    Doch in dieser Vermutung war er dem alten Mann gegenüber ungerecht; er unterschätzte Nelsons Mitgefühl, aber nicht seine Hingabe zur »Wissenschaft«. Aber Hugh hätte, wenn nicht mehr auf dem Spiel gestanden wäre als sein persönliches Wohlergehen, den Tod auch vorgezogen, nur um seinem Wohltäter nicht das Herz zu brechen – sicher eine romantische und mehr als närrische Haltung.
    Schließlich, als das Gespräch unerträglich für sie beide geworden war, erhob sich der alte Mann. »Kann ich noch etwas für dich tun, mein Sohn? Bekommst du genug zu essen?«
    »Ziemlich viel, danke«, log Hugh.
    »Kann ich sonst etwas für dich tun?«
    »Nein … Ja, Ihr könntet mir ein wenig Tabak schicken. Ich habe schon lange nicht mehr geraucht.«
    »Ich werde mich darum kümmern. Gibt es jemanden, den du gerne noch sehen möchtest?«
    »Nun, ich habe den Eindruck, daß es mir nicht gestattet ist, Besuch zu empfangen – gewöhnlichen Besuch.«
    »Das stimmt, aber vielleicht kann ich die Vorschriften etwas lockern. Aber du mußt mir dein Versprechen geben, nicht mehr diese Ketzereien zu erwähnen«, fügte er ängstlich hinzu.
    Hugh dachte nach. Das war ein neuer Aspekt, eine neue Möglichkeit. Sein Onkel? Nein, wenn sie auch recht gut miteinander ausgekommen waren, hatten sie nie etwas füreinander empfunden – sie würden sich wie zwei Fremde begrüßen. Er hatte es nie leicht gehabt, sich Freunde zu machen; Ertz war sein bester, und der hatte ihn schimpflich verraten! Dann erinnerte er sich an einen Gefährten aus dem Dorf, an Alan Mahoney, mit dem er als Kind gespielt hatte. In der Tat, seit Nelson seine Fittiche über ihn ausgebreitet hatte, war er ihm nicht mehr begegnet. Aber dennoch …
    »Lebt Alan Mahoney noch in unserem Dorf?«
    »Ja.«
    »Ich würde ihn gern

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