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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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mehrere Obs für uns drei abarbeiten müssen?«
    »Nein, nur einen für mich selbst.«
    »Wieso denn das?«
    »Seth hat seine eigenen Vorstellungen. Er ist über die Antigands nicht glücklicher als alle anderen hier.«
    »Und nun?«
    »Sein Missionarstrieb. Er ist nicht ganz mit der Idee einverstanden, allen Antigands die kalte Schulter zu zeigen, sondern meint, so solle man sich nur den Sturen, Dummen und Unverbesserlichen gegenüber benehmen.« Sie lächelte Gleed an, daß er eine Gänsehaut bekam. »Seth glaubt, daß alle intelligenten Antigands gerne Gands wären.«
    »Was ist ein Gand überhaupt?« fragte Harrison.
    »Natürlich ein Bewohner dieser Welt.«
    »Nein, ich meine, woher leitet sich dieser Name ab?«
    »Von Gandhi«, sagte sie.
    »Wer zum Teufel soll denn das sein?« fragte Harrison verwirrt und runzelte die Stirn.
    »Ein uralter Terraner. Der, der Die Waffe erfunden hat.« »Habe nie von ihm gehört.« »Das überrascht mich nicht«, meinte sie. »Wieso?« Er fühlte sich irritiert. »Hören Sie, heute erhalten wir Terraner eine genauso gute Erziehung wie…«
    »Beruhigen Sie sich, Jim.« Sie sprach das ›i‹ gedehnt und verlieh dem Namen damit viel mehr Wärme. »Ich meine damit nur, daß Ihre Geschichtsbücher Gandhi unter Garantie nicht erwähnen. Er könnte Ihnen ein schlechtes Beispiel sein, verstehen Sie? Sie können doch nicht erwarten, etwas zu wissen, was Sie niemals lernen durften.«
    »Ich kann nicht glauben, daß die terranischen Geschichtsbücher zensiert sind«, widersprach er.
    »Es ist Ihr gutes Recht, diese Vorstellung abzulehnen. Wir leben doch in Freiheit, nicht wahr?«
    »Bis zu einem gewissen Grade, ja. Aber ein Mensch hat auch Pflichten, die er erfüllen muß.«
    »Ja?« Sie zog die schön geschwungenen Augenbrauen hoch. »Wer bestimmt diese Pflichten? Er selbst, oder ein anderer?«
    »Meistens seine Vorgesetzten.«
    »Kein Mensch ist mehr wert als ein anderer. Und keiner hat das Recht, über die Pflichten eines anderen zu bestimmen.« Sie machte eine kurze Pause und sah ihn erwartungsvoll an. »Wenn auf Terra jemand solch eine Macht hat, dann nur, weil die übrigen nichts dagegen tun. Sie fürchten die Freiheit und ziehen es vor, gegängelt zu werden. Sie mögen es geradezu, herumkommandiert zu werden. Was für Waschlappen!«
    »Ich sollte Ihnen eigentlich gar nicht zuhören!« protestierte Gleed mit hochrotem Gesicht. »Sie sind so frech, wie Sie hübsch sind.« »Haben Sie etwa Angst vor Ihren eigenen Gedanken?« warf sie ein und überhörte das Kompliment geflissentlich.
    Er wurde noch roter im Gesicht. »Ganz und gar nicht. Aber ich…« Er verstummte, als Seth mit den schwerbeladenen Tellern ankam und sie auf den Tisch stellte.
    »Bis gleich!« erinnerte ihn Seth. Er war mittelgroß, schlank und hatte scharfe, hin‐und herflitzende Augen. »Muß noch mit Ihnen sprechen.«
    Als sie zu Ende gegessen hatten, gesellte sich Seth zu ihnen. Er zog einen Stuhl heran, wischte das Kondenswasser von seinem Gesicht und betrachtete sie nachdenklich.
    »Wieviel wissen die beiden?«
    »Genug, um darüber sprechen zu können«, warf Elissa ein. »Sie denken gerade darüber nach, wie Pflichten definiert werden und wer sie erfüllen muß.«
    »Aus einem guten Grund«, meinte Harrison. »Niemand kann sich ihnen entziehen.« »Wie meinen Sie das?« fragte Seth. »Die Wirtschaft dieser Welt beruht auf einem seltsamen System wechselseitiger Obligationen. Wie kann jemand auch nur ein Ob abarbeiten, wenn er sich nicht bewußt ist, daß er die Pflicht dazu hat?«
    »Die Pflicht hat damit nichts zu tun«, sagte Seth. »Und wenn doch, würde ein jeder das sehr schnell begreifen. Ein unerträglicher Gedanke, daß ihn jemand daran erinnern müßte, ganz geschweige davon, herumkommandiert zu werden.«
    »Manche Burschen werden sich doch sicher auf die faule Haut legen«, vermutete Gleed. »Und niemand kann sie daran hindern, wenn ich die Sache richtig sehe.« Er blickte Seth eindringlich an, bevor er fortfuhr: »Wie werden Sie mit einem Bürger fertig, der kein Gewissen hat?«
    »Ganz einfach.«
    »Erzähle ihnen doch die Geschichte vom faulen Jack.«
    »Eine Kindergeschichte«, erklärte Seth. »All unsere Kinder kennen sie auswendig. Eine klassische Fabel, wie… wie…« Er runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht mehr so gut an die terranischen Fabeln erinnern, die die ersten Kolonisten mitgebracht haben.«
    »Wie Hans im Glück«, meinte Harrison. »Genau.« Seth nahm den Begriff dankbar

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