Titan 12
Bei Autos und Lastwagen ist es nicht einmal so schlimm, wir können sie auseinandernehmen und stückweise hier durchtragen, doch das Flugzeug, das wird ein Problem.«
»Jetzt hören Sie mir mal zu, Henry. Niemand wird ein Flugzeug durch dieses Haus schleppen. Seit fast einhundert Jahren gehört es meiner Familie, und nun besitze ich es und habe ein Recht darauf. Sie können nicht einfach hereinkommen und Zeugs durch mein Haus transportieren.«
»Aber wir brauchen sehr dringend ein Flugzeug«, sagte Henry beschwichtigend. »Man kann damit wesentlich größere Flächen absuchen.«
Beasly klapperte mit neuen Kanistern durch die Küche ins Wohnzimmer.
Der Colonel seufzte. »Ich hatte gehofft, Mr. Taine, daß Sie den Ernst der Lage einsehen würden. Meiner Meinung nach ist es Ihre patriotische Pflicht, mit uns zusammenzuarbeiten. Die Regierung könnte natürlich die Hoheitsrechte des Staates für sich in Anspruch nehmen und Sie enteignen, würde aber lieber davon Abstand nehmen. Ich sage Ihnen das jetzt natürlich inoffiziell, doch es liegt auf der Hand, daß die Regierung mit Ihnen lieber eine freundschaftliche Regelung treffen würde.«
»Ich bezweifle«, fauchte Taine, der von den entsprechenden Gesetzen keine Ahnung hatte, »daß das Recht auf Enteignung in diesem Falle angewendet werden kann. Wie ich es verstehe, gilt es für Straßen und…«
»Das ist eine Straße«, sagte der Colonel geradeheraus. »Eine Straße, die durch Ihr Haus direkt in eine andere Welt führt.«
»Zuerst müßte die Regierung beweisen«, stellte Taine fest, »daß die Enteignung im öffentlichen Interesse liegt, und die Weigerung des Eigentümers, seinen Anspruch aufzugeben, einer Behinderung der Behörden gleichkommt und…«
»Ich glaube«, sagte der Colonel, »die Regierung kann beweisen, daß es im öffentlichen Interesse liegt.«
»Und ich glaube«, meinte Taine ärgerlich, »ich beschaffe mir besser einen Rechtsanwalt.«
»Wenn Sie das wirklich wollen«, bot Henry an, wie immer hilfreich, »und wenn Sie einen guten haben wollen – und das setze ich voraus – dann kann ich Ihnen gern ein Anwaltsbüro empfehlen, das Ihre Interessen aufs Wirkungsvollste vertritt und gleichzeitig keine unangemessenen Honorarforderungen stellt.«
Der Colonel erhob sich wütend. »Sie sind uns eine Menge Antworten schuldig, Taine. Es gibt eine lange Liste von Fragen, die die Regierung interessieren. Zuerst einmal wird die Regierung wissen wollen, wie Sie das alles zustande gebracht haben. Sind Sie bereit, das zu verraten?«
»Nein«, entgegnete Taine, »ich glaube nicht.«
Und er dachte erschrocken: Sie glauben, ich sei für das alles verantwortlich, und sie werden sich wie ein Wolfsrudel an meine Fersen heften, um herauszufinden, wie ich es gemacht habe. Vor seinem inneren Auge jagte ihn bereits das FBI, das Innenministerium und das Pentagon, und obwohl er sich setzte, zitterten ihm die Knie.
Der Colonel machte kehrt und marschierte steifbeinig aus der Küche. Hinter sich schlug er die Tür hörbar zu.
Henry warf Taine einen nachdenklichen Blick zu.
»Meinen Sie es ernst?« fragte er. »Wollen Sie sich wirklich mit ihnen anlegen?«
»Mir reicht’s jetzt«, erklärte Taine. »Sie können doch nicht einfach hereinspazieren und das Kommando übernehmen, ohne mich auch nur zu fragen. Mir ist’s egal, was die Leute denken, aber das ist mein Haus. Ich wurde hier geboren und habe hier mein ganzes Leben verbracht, und ich mag das Haus und…«
»Sicher«, sagte Henry. »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist.«
»Vermutlich ist es kindisch von mir, aber ich hätte nicht so viel dagegen, wenn sie wenigstens etwas Bereitschaft zeigten, sich mit mir an einen Tisch zu setzen und zu besprechen, was sie hier eigentlich vorhaben. Doch sie scheinen mich nicht einmal fragen zu wollen, was ich davon halte. Glauben Sie mir, Henry, die Sache ist nicht so einfach wie sie scheint. Hier kann nicht irgendwer hereinspazieren und das große Wort führen, ganz egal, was Washington davon hält. Da draußen ist irgend etwas, was wir nicht verstehen, deshalb sollten wir uns lieber jeden Schritt genau überlegen…«
»Wenn ich Ihnen so zuhöre«, unterbrach Henry, »komme ich zu der Überzeugung, daß Ihre Einstellung sehr lobenswert ist und meine Unterstützung verdient. Ich glaube, ich wäre gar kein guter Nachbar, wenn ich einfach hier sitzen bliebe und Sie im Stich ließe. Wir könnten uns die tüchtigsten Anwälte nehmen, die es gibt, vor Gericht den Fall klären
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