Titan 13
nichts anderes zu tun.«
Connington streckte sich und stand auf. Der Gürtel rutschte ihm über den Bauch, und er blieb stehen, um sich die Hosen hochzuziehen. »Ich darf mal telefonieren«, murmelte er beiläufig, ohne die Zigarre aus dem Mund zu nehmen, und griff über Hawks’ Schreibtisch. Er wählte eine Amtsnummer, sprach kurz und einen Augenblick lang mürrisch mit jemandem und sagte, sie würden jetzt kommen. Dann rief er die Fahrbereitschaft und verlangte, daß man seinen Wagen zum Haupteingang bringe. Als er den Hörer auflegte, lächelte er wieder. »So, bis wir unten sind, ist der Wagen da.«
Hawks nickte und stand auf.
Connington grinste. »Ich mag es, wenn man mir freie Hand läßt. Ich mag Leute, die argwöhnisch bleiben, wenn ich ihnen das anbiete, was sie möchten.« Er lachte immer noch über den Witz, den nur er kannte. »Je mehr freie Hand man mir läßt, desto bequemer ist es. Sie sind da ganz anders. Sie sehen jemanden, der Ihnen Ärger bereiten kann, und Sie machen dicht. Sie steigen in ein Schneckenhaus und bleiben dort, weil Sie Angst haben, es könnte Ärger sein, mit dem Sie nicht zurechtkommen. Die meisten Leute tun das. Deshalb werde ich eines Tages Vorstand dieser Firma sein, und Sie werden immer noch die Forschungsabteilung leiten.«
Hawks lächelte. »Wie wird es Ihnen dann gefallen, wenn Sie zum Aufsichtsrat gehen und ihm sagen müssen, daß mein Gehalt höher sein muß als das Ihre?«
»Mhm«, sagte Connington nachdenklich. »Mhm, das könnte sein.« Er sah Hawks von der Seite an. »Und Sie meinen das auch ernst.«
Er schnippte seine Zigarrenasche auf Hawks’ Schreibunterlage. »Wird manchmal heiß in dem Isolieranzug, wie?«
Hawks blickte ausdruckslos auf die Asche und sah Connington dann ins Gesicht. »Ihr Wagen erwartet uns.«
Sie fuhren in Conningtons neuem Cadillac über die Küstenstraße, bis sie landeinwärts führte, weg von den Klippen, die zum Meer hinausblickten. Connington bog zum Meer hin ab und lenkte den Wagen neben einem kleinen Laden mit zwei Benzinzapfsäulen davor in einen schmalen Sandweg, der zwischen ein paar Palmbüschen und einigen Kiefern zum Wasser hinunterführte. Sie fuhren jetzt auf einem schmalen Kiesstreifen, der nur ein oder zwei Meter über der Hochwassermarke am Fuß der Klippen entlang verlief. Beim Fahren hing ein Kotflügel schon über dem Wasser, während der andere höchstens einen Fußbreit von den Felsen entfernt war. So rollten sie ein paar Minuten dahin. Connington summte ein Lied, während Hawks aufrecht neben ihm saß.
Der Weg führte nun über eine leichte Steigung, die man aus der Klippe herausgesprengt hatte, unter einem Felsenüberhang hindurch, überquerte eine schmale, verwitterte Holzbrücke, die vielleicht drei Wagenlängen lang war. Der keilförmige Einschnitt in die Klippe war hier vielleicht dreißig Meter tief. Das Meer wogte unter der Brücke, da war kein Strand dazwischen, und selbst jetzt bei Ebbe konnte man Gischt sehen. Er spritzte hoch bis zur Windschutzscheibe des Wagens. Die Holzbrücke war klitschnaß.
Der Weg führte hinter der Brücke weiter, aber Connington brachte den Wagen vor einem emaillierten Briefkasten zum Stehen und schlug die Räder ein. Der Briefkasten war auf einem Pfosten befestigt neben einer noch schmaleren Zufahrt, die steil in die Schlucht hineinführte.
»Das ist er«, knurrte Connington und deutete mit seiner Zigarre auf den Briefkasten. »Barker. Al Barker.« Er blickte ihn schlau von der Seite an. »Haben Sie den Namen schon einmal gehört?«
Hawks runzelte die Stirn und sagte dann: »Nein.«
»Sie lesen wohl keine Sportberichte?« Connington setzte ein paar Zoll zurück, bis er die Vorderräder in die Auffahrt lenken konnte, schob den Wählhebel des Automatik auf L und beugte sich über das Steuer. Dann trat er vorsichtig das Gaspedal nieder. Der Wagen arbeitete sich langsam den steilen Abhang hinauf, wobei der innere Kotflügel nur um Haaresbreiten von dem abgesprengten Felsgestein entfernt war, während die linke Seite mit Gischt bedeckt wurde.
»Ein interessanter Typ, dieser Bursche«, murmelte Connington, der inzwischen das Ende des Zigarrenstummels zu einer feuchten Masse zerkaut hatte. »Fallschirmspringer im Zweiten Weltkrieg. Neunzehnhundertvierundvierzig zum O.S.S. versetzt. Spezialisiert auf Töten. Jetzt ist er das, was man einen Glücksritter nennen könnte – ein echter Glücksritter, kein Tramp und kein Abenteurer –, er war einmal Skispringer bei den Olympischen
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