Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
ist A mit B verwandt.
    Und dann die Zweiheit der Elektrizität.
    Verfolgt den Strom, wie er entsteht:
    Der Sinus in dem heißen Draht Und Null, das ist die Erde.
    Der Sinus tanzt, steigt an und fällt,
    Doch ruft die Null zur Zahl.
    Die Sinuswellen, Schalen, alle Dinge,
    sie stehen in Beziehung zueinander.
    Auch Mann und Frau, und Licht und Dunkelheit:
    Nennt mir die Zahlen der Arche Noah!
    Yang.
    Und Yin!
    »Liebster!« kreischte Bigelows Frau. »Du hast es noch nie besser vorgetragen!« Applaus brandete auf, und Morey bemerkte jetzt erst, daß die Hälfte der Gäste an der Bar verstummt war, um ihnen zuzuhören. Bigelow war hier offenbar recht populär.
    »Ich habe noch nie so etwas gehört«, sagte Morey schwächlich.
    Dann wandte er sich etwas unsicher zu Howland, der sofort vorschlug: »Jetzt brauchen wir alle einen Drink.«
    Sie nahmen einen Drink auf Bigelows Rationskarte.
    Morey zog Howland beiseite und fragte ihn: »Hören Sie, mal ganz ehrlich. Sind diese Leute verrückt?«
    Howland schien pikiert. »Nein. Ganz gewiß nicht.«
    »Hat dieses komische Gedicht etwas zu sagen? Bedeutet diese ganze Geschichte mit der Zweiheit etwas?«
    Howland zuckte die Achseln. »Wenn es ihnen etwas besagt, dann bedeutet es auch etwas. Das sind Philosophen, Morey. Sie blicken tief in die Dinge hinein. Sie wissen gar nicht, was das für mich für ein Privileg ist, daß ich mich ihnen anschließen darf.«
    Sie nahmen noch einen Drink. Auf Howlands Ration, natürlich.
    Morey drängte Walter Bigelow in eine stille Ecke. Er fragte: »Wenn wir die Zweiheit einmal einen Augenblick lang vergessen, was ist das mit den Robotern?«
    Bigelow sah ihn aus großen, runden Augen an. »Haben Sie das Gedicht nicht verstanden?«
    »Natürlich habe ich das. Aber erklären Sie es mir noch einmal in simplen Worten, damit ich es meiner Frau auseinandersetzen kann.«
    Bigelow strahlte. »Es geht um die Dichotomie der Roboter«, erklärte er. »Wie die kleine Salzmühle, die der Junge sich wünschte: sie mahlte Salz und mahlte Salz und mahlte Salz. Er brauchte Salz, aber nicht so viel Salz. Whitehead erklärt das ganz eindeutig…«
    Sie nahmen noch einen Drink auf Bigelows Buch.
    Morey schwankte zu Tanaquil Bigelow hinüber. Er sagte benommen: »Hören Sie zu, Mrs. Walter Tanaquil Starkarm Bigelow. Hören Sie zu.«
    Sie lächelte ihm zu. »Braunes Haar«, sagte sie verträumt.
    Morey schüttelte heftig den Kopf. »Jetzt geht es nicht um Haar«, befahl er. »Jetzt geht es auch nicht um das Gedicht. Hören Sie. Ganz prä-zise und in ganz e-le-men-ta-ren Begriffen, erklären Sie mir, was an der heutigen Welt nicht in Ordnung ist.«
    »Nicht genug braunes Haar«, erklärte sie prompt.
    »Es geht jetzt nicht um Haar!«
    »Also gut«, sagte sie einsichtig. »Zu viele Roboter. Zu viele Roboter, die von allem viel zuviel herstellen.«
    »Ha! Jetzt hab’ ich’s!« rief Morey triumphierend aus. »Wir müssen die Roboter abschaffen!«
    »O nein. Nein! Nein! Nein! Dann hätten wir nichts zu essen. Alles ist mechanisiert. Wir können sie nicht abschaffen, können die Produktion nicht verlangsamen – verlangsamen heißt sterben, anhalten heißt noch schneller sterben. Das Prinzip der Zweiheit ist das Konzept, das all diese…«
    »Nein!« sagte Morey heftig. »Was sollen wir tun?«
    »Tun? Ich will Ihnen sagen, was wir tun sollten, wenn Sie das hören wollen. Ich kann es Ihnen sagen.«
    »Dann sagen Sie es mir.«
    »Was wir tun sollten…« – Tanaquil stieß auf und sah ihn verblüfft an – »wir sollten noch einen Drink nehmen, das sollten wir tun.«
    Sie nahmen noch einen Drink. Er ließ galanterweise natürlich sie bezahlen. Und sie stritt sich ungalanterweise mit dem Barkeeper, wieviel Punkte ihr zustanden.
    Obwohl Morey kein besonders geübter Trinker war, gab er sich große Mühe. Wirklich große Mühe.
    Natürlich bezahlte er auch. Kurze Zeit bevor seine Glieder ihm den Dienst versagten, versagte sein Verstand ihm den Dienst. Blackout. Fast ein Blackout jedenfalls, denn alles, was er von dem späten Abend behielt, war ein Kaleidoskop von Menschen und Orten und Dingen. Da war Howland, voll wie eine Haubitze, widerlich betrunken, erinnerte sich Morey, als er vom Boden zu Howland emporblickte. Da waren die Bigelows. Und da war auch seine Frau Cherry, besorgt und amüsiert. Und seltsamerweise war da auch Henry.
    Es war alles sehr, sehr schwierig zu rekonstruieren. Morey verwendete einen ganzen Katermorgen darauf. Es war wichtig – es zu rekonstruieren,

Weitere Kostenlose Bücher