Titan 14
nicht verloren – das kann zurückgewonnen werden. Wir verlieren nur ein wenig Energie und Arbeit. Und die Sonne und das Atom liefern uns alle Energie, die wir brauchen, und die Roboter liefern mehr Arbeit, als wir nötig haben. Das gleiche gilt natürlich für sämtliche Produkte.«
»Aber was haben denn die Roboter davon?« fragte Morey.
»Wie bitte?« fragte einer der bedeutendsten Männer des ganzen Landes verständnislos.
Das war schwierig für Morey. Seine Psychoanalytiker hatten ihn gegen Verschwendung konditioniert, und das hier war ganz entschieden schiere Vernichtung von Waren, gleichgültig, wie wissenschaftlich man das auch formulierte.
»Wenn der Verbraucher die Dinge bloß verbraucht, um sie zu verbrauchen«, sagte er hartnäckig, und war sich wohl der Gefahr bewußt, in die er sich begab, »könnten wir doch Abnutzungsmaschinen statt Robotern benutzen. Schließlich, warum sollten wir sie denn vergeuden?«
Sie sahen einander besorgt an.
»Aber das ist es doch, was Sie getan haben«, meinte einer, und in seiner Stimme klang ein leicht drohender Unterton mit.
»Oh, nein!« widersprach Morey schnell. »Ich habe Befriedigungsstromkreise eingebaut – schließlich bin ich als Konstrukteur ausgebildet. Stromkreise, die man anpassen kann, natürlich.«
»Befriedigungsstromkreise?« fragte man ihn. »Die man anpassen kann?«
»Ja, natürlich. Wenn es den Roboter nicht befriedigt, die Dinge zu verbrauchen…«
»Reden Sie keinen Unsinn«, knurrte der Beamte vom Rationierungsausschuß. »Roboter sind keine Menschen. Wie stellen Sie es an, sie Befriedigung empfinden zu lassen? Noch dazu Befriedigung, die man anpassen kann!«
Morey erklärte. Es wurde ziemlich technisch, und er brauchte dazu ein paar Blätter Papier und komplizierte Zeichnungen und mehrere Diagramme. Aber in der Gruppe waren auch technisch ausgebildete Männer, und die waren am Ende noch erregter als vorher.
»Herrlich!« rief einer von ihnen voll wissenschaftlicher Verzückung. »Das erledigt sämtliche denkbaren moralischen, juristischen und psychologischen Einwände!«
»Was erledigt die?« fragte der Beamte vom Rationierungsausschuß. »Und wie?«
»Erklären Sie es ihm, Mr. Fry.«
Morey versuchte das, schaffte es aber nicht. Aber zeigen konnte er, wie sein Prinzip funktionierte. Man überließ ihm das Labor mit viel mehr Assistenten, als er je befehligt hatte, und dann bauten sie Befriedigungsstromkreise für eine Gruppe Roboter, die in einer Hutfabrik arbeiteten.
Und dann lieferte Morey seine Demonstration. Die Roboter stellten Hüte aller Art her. Am Ende des Tages regulierte er die Stromkreise, und die Roboter begannen die Hüte anzuprobieren, stritten sich darüber und eilten schließlich triumphierend mit einer riesigen Auswahl davon. Ihre metallischen Züge konnten weder Stolz noch Vergnügen zeigen, aber in der Art und Weise, wie sie die Hüte trugen, ihrem Besitzerstolz, drückten sie sich aus… und in ihrer schnelleren, ordentlicheren, intensiveren, hingebungsvolleren Arbeit, mit der sie eine noch größere Zahl von Hüten produzierten…, die sie ebenfalls besitzen durften.
»Sehen Sie?« rief ein Ingenieur begeistert aus. »Man kann sie so schalten, daß sie Hüte wollen, daß sie sie tragen wollen, bis sie in Fetzen gehen. Und nicht nur, um sie abzunutzen – für sie sind die Hüte ein Anreiz!«
»Aber wie können wir denn immer mehr Hüte und Hüte produzieren?« fragte der Mann vom Rationierungsausschuß betroffen. »Die Zivilisation lebt doch nicht von Hüten allein.«
»Das ist ja das Schöne daran«, sagte Morey bescheiden. »Sehen Sie doch.«
Er drehte am Einstellknopf des Befriedigungsreglers, als Träger-Roboter Stapel von Handschuhen hereinbrachten. Die Hutfabrikations-Roboter stritten sich mit der gleichen mechanischen Leidenschaft um die Handschuhe, mit der sie vorher um die Hüte gestritten hatten.
»Und das kann sich auf alles beziehen, was wir – oder die Roboter – herstellen«, fügte Morey hinzu. »Alles, angefangen bei Nadeln bis zu Hochseeyachten. Das Wesentliche ist, daß der Besitz ihnen Befriedigung bereitet und daß man ihre Wünsche, je nach dem Beschäftigungsgrad der verschiedenen Industrien, regulieren kann. Und die Roboter zeigen ihre Befriedigung, indem sie intensiver arbeiten.« Er zögerte. »Das ist es, was ich mit meinen Diener-Robotern getan habe. Es ist ein Regelkreis, müssen Sie wissen. Befriedigung führt zu mehr Arbeit – und besserer Arbeit – und das bedeutet mehr
Weitere Kostenlose Bücher