Titan 14
durchführen, wenn sie wollten – und meistens wollen sie gar nicht. Ich wünschte den Brüdern, jemand würde sie auf Aufklärungsflug schicken und ihnen eine Toilette mitgeben, deren Spülung nicht funktioniert!«
9
Die Zelle war recht geräumig, aber Kurt fühlte sich in ihr keineswegs wohl. Sein beständiges Auf- und Abmarschieren machte Oberst Harris nervös.
»Beruhigen Sie sich doch, Junge«, sagte der mit sanfter Stimme, »Sie machen sich doch bloß selbst fertig.«
Kurt wandte sich zu dem Oberst, der bequem auf seiner Pritsche lag. »Sir«, sagte er im verschwörerischen Flüsterton, »wir müssen hier ausbrechen.«
»Wozu denn?« fragte Harris. »Das ist das erste Mal seit Jahren, daß ich mich ausruhen kann.«
»Sie werden das doch Blick nicht durchgehen lassen?« fragte Kurt schockiert.
»Warum denn nicht?« fragte der Oberst zurück. »Er ist schließlich mein Stellvertreter, oder? Wenn mir etwas zustieße, würde er ohnehin den Befehl übernehmen müssen. Er macht nur jetzt gerade eine Phase der Ungeduld durch, das ist alles. Ein paar Tage hinter meinem Schreibtisch werden ihm guttun. In zwei Wochen ist er den Job so leid, daß er mich auf den Knien anbetteln wird, ihn wieder zu übernehmen.«
Kurt beschloß, eine neue Taktik zu versuchen. »Aber, Sir, er wird die Technikerschulen schließen!«
»Ein wenig Ferien schadet den Jungen nichts«, sagte der Oberst mild.
»Nach ein oder zwei Wochen werden es die Frauen so leid sein, sie den ganzen Tag um sich zu haben, daß sie ihn unter Druck setzen werden. Blick hat selbst sechs Kinder, und ich bin sicher, daß seine Frau auch nicht glücklicher sein wird als die anderen. Sie ist eine sehr entschlossene Frau, Kurt, eine sehr entschlossene Frau!«
Kurt hatte das Gefühl, daß er so nicht weiterkam. »Bitte, Sir«, sagte er ernsthaft. »Ich habe einen Plan.«
»Ja?«
»Bevor der Wachtposten abends hereinschaut, legen Sie sich auf das Bett und fangen an zu stöhnen. Ich werde schreien, daß Sie sterben, und wenn er hereinkommt, um nachzusehen, springe ich ihn an!«
»Nichts dergleichen werden Sie tun!« sagte der Oberst streng. »Unteroffizier Wetzel ist ein alter Freund von mir. Kriegen Sie es denn nicht in Ihren Dickschädel hinein, daß ich nicht fliehen will. Wenn Sie einmal so lange wie ich das Kommando gehabt haben, werden Sie froh sein, wenn Sie einmal ein wenig Ruhe bekommen. Ich kenne Blick in- und auswendig und mache mir seinetwegen keine Sorgen. Aber, wenn Ihre Seligkeit davon abhängt, daß Sie fliehen, dann gibt es wohl keinen Grund, es nicht zu tun. Aber in dem Fall sollten Sie es auf die bequeme Tour machen, so zum Beispiel.« Er ging an das Gitter der Zelle und brüllte: »Unteroffizier Wetzel! Unteroffizier Wetzel!«
»Komme schon, Sir!« rief eine Stimme aus dem Korridor. Schritte waren zu hören, und dann erschien keuchend ein höchst stattlicher Unteroffizier mit einer grauen Skalplocke.
»Was darf es sein, Sir?« fragte er.
»Ist Oberst Blick oder einer von den Offizieren in der Nähe?« erkundigte sich der Oberst.
»Nein, Sir«, sagte der Unteroffizier. »Sie sind alle oben und feiern.«
»Gut«, sagte Harris. »Schließen Sie die Tür auf, ja?«
»Wie Sie wünschen, Herr Oberst«, sagte der alte Mann freundlich, holte einen großen Schlüssel aus der Tasche und schob ihn ins Schloß.
Ein leichtes Ächzen, und die Tür öffnete sich.
»Der junge Dixon hier will entfliehen«, sagte der Oberst.
»Mir ist es recht«, antwortete der Unteroffizier, »aber wenn Oberst Blick dann fragt, was aus ihm geworden ist, wird das peinlich.«
»Der Leutnant hat einen Plan«, vertraute der Oberst ihm an. »Er wird Sie überwältigen und fliehen.«
»Da ist noch etwas«, sagte Kurt. »Ich habe vor, mit Ihnen die Uniform zu tauschen. Auf die Weise kann ich durch das Haupttor gehen, ohne daß jemand etwas bemerkt.«
»Das«, sagte der Unteroffizier und blickte sinnend auf seine Taillenweite von einhundertfünfzig Zentimetern, »wird nicht einfach sein. Aber wir können es gerne versuchen.«
»Dann bringen wir es doch hinter uns«, sagte Kurt und holte zu einem mächtigen Schwinger aus.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Herr Leutnant«, sagte der alte Unteroffizier und musterte nervös Kurts mächtige Pranke, »wäre es mir lieber, wenn der Herr Oberst das übernehmen würde.«
Oberst Harris grinste und trat neben Wetzel.
»Fertig?«
»Fertig!«
Harris’ Faust bewegte sich etwa zehn Zentimeter weit und tippte Wetzel
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