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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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leicht ans Kinn.
    »Oh!« stöhnte der Unteroffizier und taumelte ein paar Schritte zurück, bis er ohne Mühe auf die weichere der beiden Pritschen zusammenbrechen konnte.
    Der Kleidertausch ging schnell vonstatten. Mit Ausnahme der Hosen, die Kurt immer wieder auf die Knöchel fielen, und des Federschmucks, der ihm ebenso hartnäckig über die Ohren rutschte, war er fertig. Das Hosenproblem war leicht zu lösen, indem er ein Kissen hineinstopfte. Kurt war fest überzeugt, daß er damit dem rundlichen Unteroffizier aufs Haar glich. Der Federschmuck stellte ein schwierigeres Problem dar, aber auch dafür fand er schließlich eine Teillösung. Indem er ihn mit der linken Hand festhielt und sich die Handfläche die ganze Zeit gegen die Stirn drückte, mußte das für einen beiläufigen Beobachter so aussehen, als wäre ein Unteroffizier in tiefe Gedanken versunken.
    Die ersten zweihundert Meter waren leicht. Der Korridor war verlassen, und er schritt zuversichtlich einher, wobei der Federschmuck trotz aller Mühe, ihn festzuhalten, gleichmäßig auf seinem Kopf hin und her schwankte. Als er schließlich das Tor erreichte, klopfte er kräftig dagegen und rief dem diensthabenden Unteroffizier zu:
    »Aufmachen! Hier ist Wetzel.«
    Unglücklicherweise wurde er in genau dem Augenblick unvorsichtig und ließ den Kopfschmuck los. Als die Tür sich öffnete, rutschte ihm der Federschmuck über die Ohren und blieb auf seinen Schultern liegen. Dies führte dazu, daß man an der Stelle, wo sich normalerweise sein Kopf befunden hätte, nur ein Nest wippender Federn sehen konnte. Die Kinnlade des diensthabenden Unteroffiziers fiel plötzlich herunter, als er die seltsame Gestalt erblickte, die in dem dunklen Korridor stand. Dann knallte er mit bemerkenswerter Geistesgegenwart die Tür vor Kurts Gesicht zu und schob den Riegel vor.
    »Wache!« brüllte er. »Wache! Im Korridor ist ein Ding!«
    »Was für ein Ding denn?« erkundigte sich eine schläfrige Stimme aus dem Wachraum.
    »Ein schreckliches Ding mit wackelnden Federn, wo sein Kopf sein müßte«, erwiderte der Unteroffizier.
    »Lassen Sie sich Name, Rang und Nummer geben«, sagte die schläfrige Stimme.
    Kurt wartete nicht, bis er mehr hörte. Er entwirrte sich mit einiger Mühe aus dem Kopfschmuck, warf ihn weg und rannte wieder den Korridor zurück, den er gekommen war.
    Leutnant Dixon wanderte bedrückt in die Zelle zurück. Oberst Harris und der alte Unteroffizier waren so in ihr Knobelspiel vertieft, daß sie ihn zuerst gar nicht sahen. Kurt hustete, und der Oberst blickte auf.
    »Haben Sie es sich anders überlegt?«
    »Nein, Sir«, sagte Kurt. »Es ist etwas verrutscht.«
    »Was?« fragte der Oberst.
    »Unteroffizier Wetzels Kriegsschmuck. Ich möchte lieber nicht darüber reden.« Er ließ sich auf seine Pritsche sinken und verbarg den Kopf in den Händen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte der Unteroffizier, »aber wenn Herr Leutnant meine Hosen nicht mehr brauchen, hätte ich sie gerne zurück. Hier zieht’s nämlich.«
    Kurt tauschte schweigend mit ihm die Kleider, ging dann mürrisch an das Gitter, welches das Fenster bedeckte, und sah hinaus.
    »Warum gehen Sie denn nicht nach oben ins Offiziersquartier und schleichen sich dort hinaus?« schlug der Unteroffizier vor, den es ärgerte, für nichts und wieder nichts überwältigt worden zu sein. »Wenn Sie ans Haupttor kommen, ohne daß einer der Offiziere Sie entdeckt, können Sie einfach hinausgehen. Der Wachtposten sieht nie auf die Gesichter, er prüft nur die Rangabzeichen.«
    Kurt ergriff Wetzels plumpe Hand und schüttelte sie. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll«, stammelte er.
    »Dann ist es höchste Zeit, daß Sie es lernen«, sagte der Oberst. »In zivilisierten Bataillonen sagt man gewöhnlich ›danke‹.«
    »Danke!« sagte Kurt.
    »Schon gut«, nickte der Unteroffizier. »Nehmen Sie die erste Treppe links. Wenn Sie oben sind, biegen Sie wieder nach links ab, der Korridor führt Sie dann zum Ausgang.«
    Kurt erreichte das nächste Stockwerk unbehindert und bog nach rechts ab. Hundert Meter später endete der Gang an einer Wand. Ein kleiner Seitengang bog nach links ab, und er beschloß, ihm zu folgen. Dieser Gang endete in einem kleinen Vorraum, in dem ihn zwei große Bronzetüren aufhielten. Er machte kehrt und schickte sich an, den Weg zurückzugehen, den er gekommen war. Er hatte fast den Hauptkorridor erreicht, als er ärgerliche Stimmen hörte, die ihm entgegenschlugen. Vorsichtig sah er

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