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Titan 15

Titan 15

Titel: Titan 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Ich sagte ihm, wir säßen lieber hinten. Mürrisch öffnete er die Hintertür, knallte sie hinter uns zu, sprang auf den Fahrersitz, knallte die Tür hinter sich zu.
    Meine Begleiterin beugte sich vor. »Heaven«, sagte sie.
    »Warum wollten Sie wissen, ob ich englischer Staatsbürger bin?« fragte ich sie, um das Gespräch in Gang zu bringen.
    Sie wandte sich von mir weg und schmiegte die Maske an die Scheibe. »Schaun Sie, der Mond«, sagte sie mit verträumter Stimme.
    »Also warum?« beharrte ich, wobei ich mir einer Gereiztheit bewußt war, die mit ihr nichts zu tun hatte.
    »Langsam rückt er dem Violett des Himmels entgegen.«
    »Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Das Violett läßt ihn noch gelber erscheinen.«
    In diesem Augenblick erkannte ich die Quelle meiner Gereiztheit. Sie lag in dem Rechteck flimmernden Lichts vorne im Wagen, neben dem Fahrer.
    Gegen gewöhnliche Ringkämpfe habe ich nichts einzuwenden, sie langweilen mich lediglich; doch ich verabscheue den Anblick von Männern, die mit Frauen ringen. Die Tatsache, daß es im allgemeinen ›faire‹ Kämpfe sind, wobei der Mann an Gewicht und Reichvermögen weit unterlegen ist und die maskierten Frauen jung und sympathisch sind, läßt mir das Ganze nur um so abscheulicher erscheinen.
    »Bitte stellen Sie den Fernseher ab«, wandte ich mich an den Fahrer.
    Ohne sich umzudrehen schüttelte er den Kopf. »Hm-hm«, meinte er. »Die haben das Mädchen jetzt wochenlang getrimmt für diesen Kampf mit Little Zirk.«
    Wütend langte ich nach vorn, doch meine Begleiterin fiel mir in den Arm. »Bitte«, flüsterte sie ängstlich und schüttelte den Kopf.
    Frustriert lehnte ich mich in den Sitz zurück. Sie saß mir jetzt näher, schwieg aber, und so beobachtete ich ein paar Minuten lang die He-begriffe und Verrenkungen des kräftigen maskierten Mädchens und ihres drahtigen, ebenfalls maskierten Gegners auf dem Bildschirm. Die Art und Weise, wie er sich unter Aufbietung aller Kräfte mit ihr balgte, erinnerte mich irgendwie an ein Spinnenmännchen.
    Ich fuhr herum und blickte meiner Begleiterin ins Gesicht. »Warum haben jene drei Männer versucht, Sie zu töten?« fragte ich brüsk.
    Die Augenlöcher ihrer Maske waren auf den Bildschirm gerichtet. »Weil sie eifersüchtig auf mich sind«, flüsterte sie.
    »Warum sind sie eifersüchtig?«
    Sie sah mich noch immer nicht an. »Wegen ihm.«
    »Wem?«
    Immer noch keine Antwort.
    »Es tut mir schrecklich leid«, hörte ich sie sagen, »aber Sie haben mir Angst gemacht.«
    »Nun, was ist eigentlich los?« fragte ich.
    Noch immer schaute sie in eine andere Richtung. Sie roch gut.
    »Schaun Sie«, meinte sie lachend und versuchte es mit einer anderen Taktik. »Sie sollten mir wirklich etwas von sich erzählen. Ich weiß ja nicht einmal, wie Sie aussehen.«
    Halb spielerisch streckte ich meine Hand nach dem freien Streifen ihres Halses aus. Sie gab mir einen erstaunlich festen Klaps darauf. In jähem Schmerz zog ich die Hand zurück. Auf ihrem Rücken waren vier kleine Vertiefungen zu sehen. Auf der einen begann sich eine winzige Perle Blut zu bilden. Mißtrauisch schaute ich nach ihren Fingernägeln und stellte fest, daß sie in Wirklichkeit feingearbeitete scharfe Metallkappen waren.
    »Es tut mir schrecklich leid«, hörte ich sie sagen, »aber Sie haben mir wirklich Angst gemacht. Im ersten Augenblick dachte ich, Sie würden…«
    Endlich wandte sie sich mir zu. Ihr Mantel hatte sich geöffnet. Sie trug ein Abendkleid von Creton Revival, ein Spitzenmieder hob die Brüste, ohne sie jedoch zu bedecken.
    »Bitte seien Sie nicht böse«, sagte sie und schlang ihre Arme um meinen Hals. »Sie waren wunderbar heute nachmittag.«
    Der weiche graue Samt ihrer Maske, der die Rundung ihrer Backe durchspüren ließ, schmiegte sich an die meine. Ihre feuchte warme Zungenspitze berührte mein Kinn durch den Spitzenbesatz der Maske hindurch.
    »Ich bin nicht böse«, sagte ich. »Nur verwirrt und gerne bereit zu helfen.«
    Das Taxi hielt. Zu beiden Seiten gähnten dunkle Fensteröffnungen, eingefaßt von den Speeren zerbrochener Scheiben. In dem schwachen violetten Licht waren ein paar zerlumpte Gestalten auszumachen, die sich langsam auf uns zubewegten.
    Der Fahrer murmelte: »Das ist die Turbine. Mensch, jetzt sitzen wir fest!« Zusammengesunken hockte er da und rührte sich nicht. »Wenn das doch nur anderswo passiert wäre.«
    Meine Begleiterin flüsterte mir zu: »Fünf Dollar sind das Übliche.«
    Sie sah den sich

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