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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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keine Strahlung. Abgesehen von der grellen, orangeroten Farbe der Vegetation hätten sie sich in einem Garten Eden befinden können. Jansen empfand instinktiv, daß hier keine Gefahr herrschte, nicht irgendein Virus oder Mehltau oder sonst etwas, das ihnen gefährlich werden konnte. Es drängte ihn danach, aus seinem Raumanzug zu schlüpfen, herumzulaufen, zu atmen – aber das war verboten. Nicht auf der ersten Fahrt. Das würde später kommen, nachdem all die Tests und Experimente durchgeführt und diese Welt als sicher klassifiziert worden war.
    Eine der ersten Handlungen Jansens war, den Recorder herauszuholen und feierlich diese Welt für die Solare Föderation in Anspruch zu nehmen, wobei er die historischen Worte für die Archive der Erde aufzeichnete. Dann blieben er und Cohn eine Weile an der Luftschleuse ihres Schiffes stehen und sahen sich die fremde und doch vertraute Welt an, die sie entdeckt hatten.
    »Später suchen wir nach Ruinen«, sagte Cohn. »Paß auf, ob sich etwas bewegt. Es ist immerhin möglich, daß noch welche von ihnen da sind, und wer weiß, wie die aussehen. Wahrscheinlich Mutanten mit fünf Köpfen. Paß also auf!«
    »Geht klar.«
    Jansen begann, Proben einzusammeln, vom Boden, aus der Luft und auch vom Blattwerk. Der Humus war Erdhumus, es gab da keinen Unterschied. Er beugte sich vor und rieb die weiche, feuchte Erde zwischen den Fingern. Mag sein, daß die Blumen ein wenig seltsam sind – wahrscheinlich mutiert, dachte er –, aber die Erde ist ganz ehrliche Erde, und ich wette, die Luft ist so wie zu Hause.
    Er richtete sich auf und starrte in das klare, offene Blau des Himmels, spürte erneut den fast überwältigenden Drang, seinen Helm aufzureißen und zu atmen. Und während er zum Himmel starrte und hinüber zu den grün‐und orangefarbenen Hügeln, kam plötzlich, nur ein kurzes Stück von ihm entfernt, ein kleiner alter Mann über den Hügel geschlendert.
    Sie standen da und sahen einander über die lautlose Stille einer fremden Lichtung hinweg an. Roymers Gesicht war alt, es lächelte; Jansen erwiderte seinen Blick mit völliger Verblüffung.
    Nach einer kurzen Pause begann Roymer, von Goladan gefolgt, die Lichtung zu betreten, und Jansen griff nach seinem Hitzestrahler.
    »Cohn!« schrie er mit rauher, brüchiger Stimme. »Cohn!«
    Und als Cohn sich umdrehte und sah und erstarrte, hörte Jansen, wie in seinem Gehirn Worte gesprochen wurden. Es waren Worte, die von dem kleinen, alten Mann kamen.
    »Bitte schießen Sie nicht«, sagte der Alte, ohne daß seine Lippen sich bewegten.
    »Nein, nicht schießen«, sagte Cohn schnell. »Warte, tu ihm nichts.« Auch Cohn hatte die Hand an seinem Hitzestrahler.
    Roymer lächelte. Für die beiden Erdenmenschen war sein Gesicht unglaublich alt und weise und sanft. Er dachte: Wäre ich jetzt nicht ein Mensch gewesen, dann hätten sie mich getötet.
    Er schickte seinen Gedanken an Trian zurück. Der Bewußtseinssucher nahm ihn auf, lenkte ihn in die Gehirne der Erdenmenschen, schickte ihn durch ihre kortikalen Zentren in ihr Bewußtsein, so daß sie die Worte in der Sprache der Erde hörten. »Danke«, sagte Roymer sanft. Jansens Hand hielt die Hitzepistole auf Roymers Brust gerichtet. Er starrte ihn an, wußte nicht, was er sagen sollte.
    »Bitte, bleiben Sie stehen, wo Sie sind!« Cohns Stimme war hart und gleichmäßig.
    Roymer blieb gehorsam stehen. Goladan stand dicht hinter ihm und musterte die Erdenmenschen mit einer Mischung aus Furcht und Neugierde. Der Anblick der Furcht half Jansen sehr.
    »Wer sind Sie?« sagte Cohn, deutlich darum bemüht, Abstände zwischen die Worte zu legen.
    Roymer verschränkte die Hände bequem über der Brust. Er lächelte immer noch.
    »Wenn Sie erlauben, werde ich unsere Anwesenheit erklären.«
    Cohn starrte ihn wortlos an.
    »Es wird sehr viel zu erklären geben. Dürfen wir uns setzen?«
    Trian half mit der Anregung. Sie setzten sich.
    Die Sonne der neuen Welt ging unter, und die Konferenz dauerte an. Roymer redete die meiste Zeit. Die Erdenmenschen saßen wie gebannt da.
    Es war, als wären sie im Laufe weniger Sekunden plötzlich erwachsen geworden.
    Die Geschichte der Erde und der ganzen Menschheit verblaßte einfach, tauchte in der Versenkung unter. Sie hörten von großen Rassen und Welten ohne Zahl, deren grenzenlose Regierung die Galaktische Föderation war. Die Märchen, die Legenden, die Träume von tausend Jahren waren plötzlich Wahrheit geworden in Gestalt eines kleinen alten Mannes,

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