Titan 19
Kaiserhof zuteil geworden war. Landor versuchte, ihn in die Arme von Frekas Aufrührern zu treiben. Nur Alys hatte ihn gerettet.
Jetzt galt es, die Sternenkönige zu warnen. Aber nach den Gesetzen des galaktischen Randes mußte Kieron ihnen zuerst beweisen, daß er nicht der Feigling war, als den Frekas Gelächter ihn gebrandmarkt hatte. Und er brauchte Beweise. Beweise für den ungeheuerlichen Verrat und die Intrigen, die der Habgier einer Frau und der kalten Unmenschlichkeit eines unbekannten Sternenkönigs entsprungen waren.
Kieron starrte versonnen auf den feuchten Hof unter dem offenen Fenster hinunter. Im frühen Morgenlicht lag er verlassen da. Und dann regte sich plötzlich etwas. Ein Offizier der Garde geleitete eine Gestalt im weiten Umhang in den Hof und zog sich dann mit allen Anzeichen großen Respekts zurück. Die einsame Gestalt ging nervös auf den nassen Pflastersteinen auf und ab.
Wer war dies, fragte sich Kieron, den man so respektvoll behandelte und den man doch in einem Hinterhof auf den Ruf von Freka warten ließ? Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Es konnte nur jemand sein, den die Sternenkönige und ihre Knappen nicht sehen durften, die jetzt die Zitadelle von Neg fast bis zum Rande füllten.
Kieron musterte den Mann im Umhang mit neuem Interesse. Es schien ihm, als ob er diesen Gang schon einmal gesehen hatte…
Landor!
Kieron riß die Tür zum Vorraum auf. Seine erschreckten Männer sammelten sich um ihn. Alys war hinter ihm aufgesprungen. Er winkte Nevitta und vier Männer in dem Raum.
»Nevitta! Reißt den Wandteppich herunter und schneidet ihn in Streifen… Alys, binde du die Streifen zusammen und verknüpfe sie zu einem Seil! Aber achte auf die Knoten, sie müssen das Gewicht eines Mannes tragen… Das dort unten ist Landor!«
Kieron stieß die Stiefel mit den Sporen von sich und ließ sich über den Fenstersims in die Tiefe. Der Hof lag zehn Meter unter ihm, aber die uralten Mauern der Zitadelle waren rauh und mit den Vorsprüngen einer prunkvollen Architektur der Interregnumszeit verziert. Kieron ließ sich hinunter, er spürte den feuchten Nebel im Gesicht. Zweimal wäre er beinahe ausgeglitten und nach unten gestürzt. Wenn er nach oben sah, konnte er im Fensterrahmen das weiße Gesicht von Alys erkennen.
Er war noch drei Meter vom Boden entfernt, als Landor aufblickte. Er erkannte ihn sofort. Einen Augenblick lang herrschte benommenes Schweigen, und diesen Augenblick nutzte Kieron, um sich fallenzulassen und wie eine Katze mit dem Degen in der Hand auf den Füßen zu landen.
»Kieron!« Landors Gesicht wurde grau.
Der Walkürer schob sich zielbewußt nach vorne. »Ja, Landor! Kieron! Ich hätte Euch hier nicht sehen sollen, nicht wahr? Und Ihr wagt es nicht, um Hilfe zu rufen, sonst sehen Euch die anderen! Das würde so gar nicht zu dem hübschen Süppchen passen, das die Kaiseringemahlin sich da angerührt hat, wie?«
Landor zuckte zusammen, wich vor der blitzenden Klinge in Kierons Hand zurück.
»Zieht, Landor!« sagte Kieron leise. »Zieht, sonst töte ich Euch dort, wo Ihr steht!«
Von Panik erfüllt, zog der Erste Raumlord sein Schwert. Er wußte, daß er dem Sternenkönig von Walkür nicht gewachsen war, und so floh er, kaum hatten die Klingen sich das erstemal berührt, rannte auf das Tor zu. Er stieß gegen die schweren Torflügel. Sie waren verschlossen. Kieron folgte ihm.
»Ruft nur um Hilfe, Landor!« empfahl Kieron mit einem kurzen Lachen. »Die Zitadelle ist voll von Kämpfern.«
Landors Augen waren geweitet. »Weshalb wollt Ihr mich töten, Kieron?« rief er heiser. »Was habe ich Euch getan…?«
»Ihr habt meinem Volk Steuern abgepreßt und mich beleidigt, und wenn das noch nicht genug wäre, dann käme noch Euer Verrat mit Freka hinzu – der Trick, mit dem er mich und die anderen zum Aufstand lockt, damit Ivane nach der Krone greifen kann! Das ist mehr als genug, um Euch zu töten. Und außerdem…« – Kieron lächelte grimmig – »ich mag Euch einfach nicht, Landor. Es macht mir Spaß, Euer milchiges Blut zu vergießen.«
»Kieron! Ich schwöre Euch, Kieron…«
»Spart es Euch, Tanzmeister!« Kieron tippte mit seinem Degen gegen den Landors. »Schützt Euch!«
Landor stieß einen tierhaften Schrei der Verzweiflung aus und warf sich schwerfällig auf den Walkürer. Kierons Schwert beschrieb einen schimmernden Bogen, und die Waffe des Ersten Lord klirrte fünf Meter von ihm entfernt auf das Pflaster.
Kierons Augen blitzten eisig, als er auf
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