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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Patienten reagierte auf die Verabreichung einer Medizin, auch wenn Thornnastor das Gegenteil behauptete. Und er hätte sicherlich erkannt, daß im Falle des EPLH ein chirurgischer Eingriff angezeigt war, wenn die ganze Geschichte nicht dadurch verschleiert gewesen wäre, weil sie sich gleichzeitig mit dem Gedanken auseinandergesetzt hatten, wer und was der Patient war und was er angeblich getan hatte. Die Tatsache, daß der Patient fast ein göttliches Wesen war, ein Mörder, und ganz allgemein ein Typ, mit dem man sich nicht ohne weiteres anlegte, waren in Wirklichkeit Einzelheiten, um die er sich nicht hätte kümmern sollen.
    Conway seufzte und schwang die Beine auf den Boden. Er begann, sich in seiner Sitzhaltung so wohl zu fühlen, daß er zu dem Schluß gelangte, jetzt besser zu Bett zu gehen, ehe er im Sitzen einschlief.
    Tags darauf begann Conway unmittelbar nach dem Frühstück Vorbereitungen für die Operation des EPLH zu treffen. Er veranlaßte, daß die nötigen Instrumente und sonstigen Geräte in die Beobachtungsstation geschickt wurden, und erteilte detaillierte Instruktionen bezüglich der Sterilisierung – angeblich hatte der Patient schon einen Arzt getötet, weil er zugelassen hatte, daß er krank geworden war, und es würde wirklich schlecht aussehen, wenn ein weiterer die Schuld daran tragen sollte, daß er sich wegen mangelhafter antiseptischer Vorgehensweise etwas anderes zuzog. Deshalb erbat er sich die Unterstützung eines tralthanischen Chirurgen für die Detailarbeit. Eine halbe Stunde vor Beginn suchte Conway dann noch O’Mara auf.
    Der Chefpsychologe hörte sich seinen Bericht und die Darstellung seiner geplanten Vorgehensweise wortlos an und sagte dann: »Conway, ist Ihnen bewußt, was diesem Hospital zustoßen könnte, wenn dieses Ding losgelassen würde? Und damit meine ich nicht nur im physischen Sinne ›losgelassen‹. Es ist geistig ernsthaft gestört, sagen Sie, wenn nicht sogar ausgesprochen psychotisch. Im Augenblick ist es bewußtlos, aber nach dem, was Sie mir berichten, Doktor, ist es in den psychologischen Wissenschaften so bewandert, daß es bloß zu uns zu sprechen brauchte, um uns dazu zu bringen, ihm aus seinen Tentakeln zu fressen.
    Ich mache mir Sorgen, was passieren kann, wenn es aufwacht.«
    Das war das erstemal, daß Conway O’Mara je sagen hörte, er mache sich über irgend etwas Sorgen. Vor einigen Jahren, als ein vom Kurs abgekommenes Raumschiff mit dem Hospital kollidiert war und in sechzehn Etagen Chaos und Verwirrung angerichtet hatte, ging die Rede, daß Major O’Mara ebenfalls seiner Besorgnis Ausdruck gegeben habe…
    »Ich versuche, gar nicht daran zu denken«, sagte Conway, als müßte er sich dafür entschuldigen. »Das würde die Dinge nur verwirren.«
    O’Mara atmete tief ein und atmete dann langsam durch die Nase aus, eine Angewohnheit, mit der er mehr ausdrücken konnte als mit zwanzig beißenden Sätzen. Dann sagte er kühl: »Jemand sollte über diese Dinge nachdenken, Doktor. Ich nehme an, Sie haben keine Einwände, wenn ich mir die bevorstehende Operation ansehe…?«
    Auf etwas, das nichts anderes als eine höflich formulierte Anweisung war, konnte es keine Antwort als ein ähnlich höfliches »Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie dabei wären, Sir« geben.
    Als sie im Operationssaal eintrafen, war das ›Bett‹ des Patienten bereits auf bequeme Operationshöhe angehoben worden, und der EPLH selbst war festgeschnallt. Der Tralthaner hatte seinen Platz neben dem Recorder und den Anästhesiegeräten eingenommen und ein Auge auf den Patienten gerichtet, eines auf seine Geräte, und die beiden anderen auf Prilicla, mit dem er gerade eine besonders saftige Skandalgeschichte diskutierte, die am vergangenen Tage ans Licht gekommen war. Da es sich bei den zwei Geschöpfen um PVSJ-Chloratmer handelte, konnte die Angelegenheit für sie allerdings nur akademisches Interesse haben, aber es war offenbar doch ein recht intensives akademisches Interesse. Als sie freilich O’Mara zu Gesicht bekamen, verstummte der Klatsch. Conway gab das Signal anzufangen.
    Das Anästhetikum war eines von verschiedenen Narkotika, die die Pathologie als für die EPLH-Lebensform geeignet ausgewählt hatte, und während der Narkose ertappte Conway sich dabei, wie seine Gedanken sich unwillkürlich mit seinem tralthanischen Helfer befaßten.
    Die Chirurgen jener Spezies waren in Wirklichkeit zwei Geschöpfe statt eines einzigen, eine Kombination aus FGLI und OTSB. An den

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