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Titan - 2

Titan - 2

Titel: Titan - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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kleinen Mädchen ein paar Löffel voll gab, nachdem sie das Getränk zuvor mit ausgiebig Milch und Zucker gemildert hatte. Natürlich wußte Gummiez inzwischen, daß Sissy sich bald in eine Katze verwandeln mußte, und daß keine noch so große Dosis Kaffee sie jemals zum Sprechen bringen würde, aber es war trotzdem sehr lehrreich zu sehen, wie vehement sie den ersten Mundvoll ausspuckte, ein wenig Speichel nachrinnen ließ, und die Tasse samt Inhalt Miez-Miez-Kooomm ins Gesicht schleuderte.
    Natürlich empfand Gummiez auch weiterhin großes Mitgefühl mit seinen Eltern, weil sie sich solche Sorgen wegen Sissy machten, und er sehnte sich nach dem Tag seiner Metamorphose, da er als echtes Menschenkind imstande sein würde, sie zu trösten. Es brach ihm fast das Herz, ihre verzweifelten Versuche, das kleine Mädchen zum Reden zu bewegen, mitansehen zu müssen. Immer versuchten sie es, wenn der andere gerade nicht da war, und stürzten sich begierig auf jeden zufällig wortähnlichen Ton, den sie ausstieß und wiederholten ihn hoffnungsvoll… Mehr und mehr erfaßte die beiden Unbehagen, ja Furcht, weniger wegen der verzögerten (wie sie dachten) Entwicklung ihrer Tochter, sondern wegen ihrer immer deutlicher zutage tretenden Bösartigkeit, die sich hauptsächlich gegen Baby richtete… obwohl die beiden Katzen und Gummiez auch ihr Teil zu tragen hatten. Einmal erwischte sie Baby allein in seiner Wiege und benutzte die scharfe Ecke eines Spielklötzchens, um Babys flaumbedeckten Kopf mit dreieckigen roten Druckstellen zu verzieren. Miez-Miez-Kooomm ertappte sie dabei, doch das erste, was die Frau tat, war, Babys Kopf zu massieren, damit die Druckstellen verschwanden und Dosenfutter nichts von dem Vorfall merkte. Das war der Abend, an dem Miez-Miez-Kooomm die Bücher über abnorme Psychologie versteckte.
    Gummiez verstand sehr gut, daß Miez-Miez-Kooomm und Dosenfutter, da sie ehrlich überzeugt waren, Sissys Eltern zu sein, ihretwegen geradeso tief bekümmert waren, als wären sie es wirklich gewesen. So bemühte er sich, ihnen wenigstens soweit zu helfen, als es die augenblicklichen Umstände gestatteten. Seit einiger Zeit empfand er eine Art Zuneigung für Baby – diese armselige kleine Protokatze war so schrecklich dumm und hilflos – und so ernannte er sich selbst zum inoffiziellen Wächter des kleinen Wesens, machte fürderhin seine Nickerchen hinter der Tür des Kinderzimmers und jagte mit viel Getöse umher, wann immer Sissy auftauchte. Er begriff jedenfalls, daß er als zukünftiges, erwachsenes Mitglied eines Menschen-Katzen-Haushalts gewisse selbstverständliche Pflichten hatte.
    Sich seiner Pflichten bewußt zu sein, gehörte nach Gummiez’ Ansicht ebenso zum Leben eines Kätzchens wie das Hüten von unaussprechlichen Geheimnissen und Erkenntnissen, deren Zahl sich übrigens von Tag zu Tag mehrte.
    Da war zum Beispiel der Vorfall mit dem Eichhörnchenspiegel.
     
    Gummiez hatte bereits frühzeitig das Geheimnis gewöhnlicher Spiegel und der darin erscheinenden Wesen gelöst. Eine kurze Begutachtung und ein flüchtiges Beriechen sowie ein etwas unrühmlicher Versuch, hinter den massiven Wandspiegel im Wohnzimmer zu kriechen, hatten ihn davon überzeugt, daß die Spiegelwesen entweder immateriell oder zumindest hermetisch in ihre eigene Welt eingeschlossen waren, rein geistige Geschöpfe, harmlose, alles imitierende Gespenster – und das stumme Gummiez-Double, das sanft und doch so kühl einen Pfotendruck mit ihm gewechselt hatte, gehörte zweifelsohne zu ihnen.
    Dessenungeachtet spielte Gummiez in seiner Fantasie mit dem Gedanken, wie es wäre, wenn er eines Tages in die Spiegelwelt schaute und ihm sein eigener Geist entglitt und hinüberwechselte in den Gummiez-Doppelgänger, während dessen Geist in seinen Körper überging – kurz, wenn er mit dem geruchlosen Geisterkätzchen die Rollen tauschte. Zu einem zur Gänze aus Nachahmung bestehenden Leben verurteilt zu sein, in dem es völlig an Gelegenheiten mangelte, Initiative zu beweisen, das würde gräßlich langweilig sein, entschied Gummiez, selbst wenn die Geisterkatze hinter der Szene einiges zu tun hatte, um rechtzeitig von einem Spiegel zum anderen zu gelangen, zugleich mit dem echten Gummiez. Er beschloß, in der Nähe von Spiegeln immer gut auf seinen Geist aufzupassen.
    Aber wir wollten von dem Vorfall mit dem Eichhörnchenspiegel berichten. Eines Morgens spähte Gummiez aus dem Fenster des vorderen Schlafzimmers, von dem aus man über das

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