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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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sie sich bewegen, und mit Geschwindigkeiten, die jenseits der kontraktiven Effekte lagen. Und doch war es der Mensch und nicht das Schiff.
    Calna drang am Rande der Galaxis in Ära 4 ein. Sie hatte jede Orientierung verloren. Sie verbrachte viele Stunden damit, den Computern Daten einzugeben, um eine exakte Positionsbestimmung vorzunehmen. Da eine exakte Positionsbestimmung nur in Relation zu irgendeinem bekannten Gegenstand exakt sein konnte, berechnete sie ihre Geschwindigkeit in Relation zur Sonne Zerans in der unsichtbaren Ferne. Sie gab Kurskorrekturen ein. Das Schiff flackerte einmal und war verschwunden. Zwanzig Stunden später riß sie der Alarm hundert Millionen Kilometer von Zeran entfernt aus tiefem Schlaf. Sie hatte ihr Schutzgewebe so aufgebaut, daß das Licht um das winzige Schiff gebeugt wurde. Sie riskierte es, in drei Sekunden-Intervallen gesehen zu werden, und kehrte jedesmal in objektive Unsichtbarkeit zurück. Sie wußte, daß sie nur dann entdeckt werden konnte, wenn irgend etwas vom galaktischen Rand ihre Flugbahn schnitt. Das war ein Risiko, das sie eingehen mußte.
    Sie dehnte und streckte sich, schüttelte die Schwäche des Schlafs von sich ab und versuchte, klar zu denken. Sie hatte Angst. Sie argwöhnte eine Schwäche in sich, die am Ende das Versagen mit sich bringen würde. Die Rettung Andros war, wie Sarrz es ausdrücken würde, Schwäche. Emotionalität. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde das ihre Reaktionen berechenbar machen. Und so mußte sie um kühle Objektivität ringen. Das Schwierigste daran war, daß die Gedanken an Andro ihr Herz schneller schlagen ließen und ihr das Blut ins Gesicht trieben. Man brachte es den Agenten bei, die Bewohner rückständiger Probabilitätsrahmen als Figuren auf einem Schachfeld zu betrachten, die man willkürlich bewegen und zum Nutzen irgendeines sozionetischen Schachzuges opfern konnte. Aber wenn sie an Andro dachte, dann tat sie das als Frau, nicht als Agentin. Doch selbst wenn sie Andro retten und ihn außer Reichweite der Außenteams holen könnte, die ohne Zweifel warteten, was würde er von ihr denken?
    Was würde er in dieser Frau aus einer reiferen Kultur sehen? Dieser Frau mit den hellen, grauen Augen und dem Haar, das wie reifes Korn unter einer Septembersonne aussah?
    Sie erinnerte sich an die von Scham erfüllte Freude, mit der sie den Tod der Frau, Daylya, miterlebt hatte, deren Schönheit wie ein warmer Ruf in der Nacht gewesen war.
    Andro war mehr als alles andere ein starker, stolzer Mann. Er würde nicht freundlich darauf reagieren, wenn ihm eine Frau half, die seiner eigenen Stärke gleichkam, oder sie übertraf, in allem – außer in schierer Muskelkraft.
    Die Möglichkeit, daß sie ihn bereits getötet hatten, war wie das erste Prickeln einer Messerklinge an ihrer Kehle. Sie wußte, wie sie planen würde, hätte man ihr den Auftrag gegeben, sie abzufangen. Das würde den Weg zu Andros dunklem, stillem Grab sehr einfach machen – und die Flucht unmöglich. Fünf andere Agentenschiffe, die ihre Kräfte gemeinsam auf sie richteten, konnten ihr Schiff in Stasis halten. Sie fühlte, daß sie warteten.
    Sie kannte genau den Ort, an dem sich Andros Körper befand. Er lag in einer Krypta in dem kleinen Raum des höchsten Turmes einer gefrorenen Stadt, die seit der Hälfte der Zeit aufgegeben war. Sein Körper würde hart und fest wie Granit sein. Wenn es irgendeine Möglichkeit gab, ihn an sich zu bringen ...
    Man konnte alles von einem Planeten zum Schiff transferieren, wenn man das richtige Feld um den zu transferierenden Gegenstand herum aufbaute. Ein solches Feld ließ sich von einem winzigen Generator erzeugen, der nicht größer als eine Pflaume war. Man konnte den Generator so einstellen, daß er ein Feld erzeugte, das zwanzig Zentimeter durchmaß oder zwanzig Kilometer. Aber man mußte den Generator am richtigen Ort anbringen.
    Den Gegenstand selbst konnte man im Inneren des Schiffes empfangen oder an jedem beliebigen Punkt in Reichweite des Schiffes. Sie machte ihren Plan. Er basierte darauf, daß sie sie täuschte, indem sie sich den Anschein gab, als wollte sie in der Nähe der Krypta landen. Sie würden blitzschnell reagieren. Zeit würde alles sein, und ein Versagen durfte es nicht geben.
    Sie öffnete kühn die Schutzschirme des Schiffes und schoß auf die Dunkelseite Zerans zu. Durch die Schwärze schoß sie herunter, die Bildschirme so geschaltet, daß die Ruinenstadt auf ihnen in hellem Licht gleißte. Der

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