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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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das Fleisch, die Pelze und Häute ... Er konnte sich nicht einmal vorstellen, was das alles war. Jedenfalls war das ganz anders als in den Städten, das war sicher. Er wandte den Kopf, um eine Frage zu stellen, aber sein Onkel Garth und Trapper achteten nicht auf ihn. Dann hörte er es – ein langes, in die Länge gezogenes, entferntes Geräusch. Der Fallensteller brummte und spuckte ins Feuer.
    »Was war das?« fragte Orel.
    Der alte Mann lächelte. »Noch nie gehört? Nicht einmal als Aufzeichnung in einem Kursus mit Naturstudien? Das ist eines von den großen Biestern – von der Art wie dein Onkel und die anderen Sportler sie hier jagten – in der Saison – ich fange jedes Jahr welche in meinen Fallen.« Er drehte sich abrupt zu Ratsherr Garth herum. »Es ist doch nicht etwa die Rede, die Prämie abzuschaffen, oder?« Der Ratsherr schüttelte lächelnd den Kopf. Beruhigt wandte der Fallensteller seine Aufmerksamkeit wieder dem Fleisch zu und stach mit einer langen, zweizinkigen Gabel hinein.
    Orel verglich das Innere der Hütte mit Bildern und 3-D-Stücken, die er gesehen hatte. Die Dinge sahen vertraut aus, aber weniger – glatt, wenn das das richtige Wort war. Hier herrschte mehr Unordnung, ein Fehlen von Symmetrie. Häute und Pelze – nicht besonders gut gegerbt, falls man nach dem Geruch ging – waren überall verstreut, nicht ordentlich aufgestapelt oder in sauberen Häufen. Fallen und Teile von Fallen lagen herum, so wie der alte Mann sie hingelegt hatte, als er zuletzt mit Reparaturen beschäftigt gewesen war.
    »Der Rat tagt im Augenblick nicht, wie?« fragte der Fallensteller. Orels Onkel schüttelte den Kopf. »Aber – jetzt sagen Sie bloß nicht, daß die Schule schon aus ist? Ich dachte, die müßten den ganzen Winter durch lernen.«
    Darauf antwortete Garth: »Ich konnte den Dekan davon überzeugen, daß unsere Reise eine echte – wenn auch kleine – Expedition sei und daß Orels Abwesenheit sein Lernschema nicht durchbrechen würde.«
    Der Fallensteller brummte. Schema! dachte Orel. Das Wort ging ihm auf die Nerven. Alles war Teil eines Schemas: Lernschema, Verdienstschema, Erholungsschema ... Das Leben in der Stadt verlief nach Schema, es gab nur wenige Abweichungen. Die Leute wollten das Schema nicht einmal durchbrechen. Sie hatten Angst davor.
    Aber es war offensichtlich, daß der Fallensteller nicht nach Schema lebte. Diese – Unordnung.
    »Haben Sie Kinder, Trapper?« fragte er. Der alte Mann sagte, daß er keine Kinder hätte. »Wer wird dann Ihre Arbeit weiterführen?«
    Der Fallensteller wies mit der Hand nach Westen. »Der Mann im nächsten Tal hat zwei Söhne. Wenn ich einmal zu alt bin – aber da ist es noch weit hin«, sagte er trotzig – »wird einer von ihnen zu mir ziehen. Mir helfen. Die Prämie mit mir teilen.
    Ich war einmal verheiratet.« Er blickte ins Feuer. »Eine Stadtfrau. Sie konnte sich nicht an hier draußen gewöhnen. Die Einsamkeit. Die Gefahren. Also zogen wir in die Stadt. Daran habe ich mich nie gewöhnen können. Da muß man immer zu einer bestimmten Zeit aufstehen, alles auf bestimmte Art tun. Alles hat seinen Platz, muß ordentlich sein. Sonst würden einen die ganzen Leute anschauen. Das Schema brechen? Das hat denen nicht gefallen. Nun, sie ist gestorben. Und ich bin, so schnell ich die Genehmigung kriegen konnte, wieder hierher zurückgezogen. Und hier bin ich geblieben.«
    Er holte Teller, Gabel, Messer und schnitt das Fleisch auf. Sie aßen mit Behagen.
    »Schmeckt besser als etwas aus einem Fabrikslabor, nicht wahr?«
    Orels Bewußtsein lieferte ihm sofort eine Antwort darauf: Daß synthetische Nahrung siebenmal nahrhafter war als die Lebensmittel, die man damit imitierte. Aber er hatte etwas im Mund, und außerdem schmeckte es wirklich besser. Viel besser ... Nach der Mahlzeit trat so etwas wie eine Stockung ein. Der Fallensteller sah Ratsherr Garth erwartungsvoll an. Der Ratsherr lächelte. Er griff in die Tasche seiner Jägerjacke und holte eine Flasche heraus. Als Orel den Inhalt der Flasche roch (selbst vorher: schließlich wußte jeder, daß die Prämienjäger tranken – die Flasche kam in jedem 3-D-Stück vor, das sich mit ihnen befaßte), dachte er sich eine höfliche Ablehnung aus. Aber sie wurde ihm nicht angeboten.
    »Der Zweck dieser Zwei-Mann-Expedition«, sagte sein Onkel, nachdem er sich den Mund gewischt hatte, »ist es, eine Semesterarbeit für Orels Schule vorzubereiten, um zu zeigen, wie die Prämienjäger in der

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