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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Exzellenz bekanntmachen sollte. Das spektakuläre Raumschiff ließ nichts erkennen, was als Eingang gedeutet werden konnte. Es war völlig glatt und schimmerte wie Perlmutt und war atemberaubend schön – gleichzeitig aber kalt und irgendwie unnahbar.
    Zum Glück wurde das Problem für sie gelöst, als sie sich dem Raumschiff auf einige Meter genähert hatten. Etwas, das wie ein massives Bestandteil der Schiffswand aussah, schwang nach innen, und eine Gestalt trat leichtfüßig ins Freie.
    Der erste, leicht schockierende Eindruck auf Gouverneur Smith war, daß es sich um einen Mann handelte, der eine seltsame Maske und ein Karnevalskostüm trug. Das Alien, das ansonsten recht menschlich wirkte und nach unseren Vorstellungen sogar recht gut aussah, hatte hellgrüne Hautfarbe. Es war in eine Art römische Toga gehüllt, die seine schlanke Gestalt bedeckte, und es ging lächelnd auf den Wagen zu. Das Englisch, das es sprach, hatte nur die Andeutung eines Akzents. Grammatikalisch war es perfekt.
    »Mein Name ist Grannon Tyre Achtzehnhundertundzweiundfünfzig K«, sagte das Alien. »Ich nehme an, Sie sind ein Beamter dieser ... äh ... Nation. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika, nicht wahr?«
    Der Gouverneur stutzte. Es hatte innerlich eine Willkommenspantomime geübt – wobei er sich der Leute vom Fernsehen und der Wochenschau bewußt war. Er hatte sich ausgemalt, wie er den rechten Arm heben würde in einer Geste, die er für die universelle Friedensbezeigung hielt, und wie er dann breit und häufig lächelnd zum Ausdruck bringen würde, daß die fremden Besucher auf der Erde und den Vereinigten Staaten im allgemeinen und im Staate Connecticut im besonderen willkommen wären. Damit, daß die Besucher englisch sprechen würden, hatte er nicht gerechnet.
    Aber er hatte sich schon zu oft genötigt gesehen, aus dem Stegreif zu sprechen, als daß er der Angelegenheit nicht gewachsen gewesen wäre.
    »Willkommen auf der Erde«, sagte er mit einer grandiosen Handbewegung und hoffte, daß die TV-Leute sie mitbekamen. »Dies ist wahrhaft ein historischer Augenblick. Ohne Zweifel werden künftige Generationen Ihres Volkes und des meinen auf diese schicksalhafte Stunde zurückblicken und ...«
    Grannon Tyre 1852 K lächelte wieder. »Entschuldigen Sie bitte, aber war meine Annahme richtig? Sie sind ein Beamter der Regierung?«
    »Wie? Äh ... hm ... ja natürlich. Ich bin Gouverneur Harry Smith von Connecticut, diesem wohlhabenden und glücklichen Staat, in dem Sie gelandet sind. Um fortzufahren ...«
    Aber das Alien unterbrach ihn. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ich habe eine Botschaft von Graff Marin Sidonn Achtundvierzig L. Der Graff hat mich angewiesen, Sie über folgendes zu informieren: Es ist des Graffen Wunsch, daß Sie alle Nationen, Rassen und Stämme der Erde davon verständigen, er werde heute in genau einem Ihrer Erdmonate zu ihren Vertretern sprechen. Er hat eine wichtige Mitteilung zu machen.«
    Der Gouverneur gab den Versuch auf, die Situation im Griff zu behalten. »Wer?« fragte er etwas gequält. »Was für eine Nachricht?«
    Grannon Tyre 1852 K lächelte immer noch, aber es handelte sich um das geduldige Lächeln, das man gegenüber etwas zurückgebliebenen oder widerspenstigen Kindern gebraucht. Seine Stimme klang diesmal etwas fester, und in ihr schwang eine Andeutung eines Befehles mit.
    »Der Graff ersucht Sie, alle Nationen der Welt zu informieren, daß sich ihre Vertreter heute in einem Monat versammeln sollen, um seine Botschaft entgegenzunehmen. Ist das klar?«
    »Yeah. Ich denke schon. Wer ...«
    »Dann ist das für den Augenblick alles. Guten Tag.« Das grüne Alien drehte sich um und ging ins Raumschiff zurück. Das Portal schloß sich lautlos hinter ihm.
    »Ich will verdammt sein«, sagte Gouverneur Harry Smith den Bruchteil einer Sekunde bevor die Fernsehkameras ihn ausblendeten.
    Etwas wie den darauffolgenden Monat hatte es noch nie gegeben. Es war eine Zeit des Jubels und der Furcht, der Erwartung und der Ängste, der Hoffnung und der Verzweiflung. Während sich die Delegierten der ganzen Erde versammelten, um die Botschaft des Besuchers aus dem Weltraum zu hören, wuchs auf der ganzen Welt die Spannung.
    Wissenschaftler und Wilde, Politiker und Revolutionäre, Banker und Bettler, Damen der Gesellschaft und Straßendirnen warteten auf das, was, wie sie wußten, den Rest ihres Lebens beeinflussen würde. Und jeder hoffte auf das eine und fürchtete das andere.
    Zeitungskolumnisten,

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