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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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gesellschaftlichen Nutzen zu reden. Er entwarf ein strahlendes Bild von all dem, was man mit Schieferöl bewirken konnte, und wie reich wir vielleicht werden würden.
    »O ja – ja«, pflichtete Martha ihm bei. »Verschmutzt nur die Atmosphäre, tötet noch mehr Leute mit noch mehr Autos, steigert das Tempo, mit dem wir im Kreis herumrasen können, ohne irgendwohin zu kommen!«
    »Oh, sind Sie aber eine Pessimistin«, stellte Gaffeys Frau, die jung und hübsch, aber alles andere als ein Geistesriese war.
    »Natürlich hat das Ganze zwei Seiten«, räumte Gaffey ein. »Es ist eine Frage der Überwachung. Man kann den Fortschritt nicht aufhalten, aber mir scheint, daß man ihn lenken kann.«
    »So wie wir ihn gelenkt haben – so wie unsere Flüsse stinken und unsere Seen Kloaken voll toter Fische sind und die Atmosphäre verseucht und unsere Vögel von DDT vergiftet und unsere natürlichen Ressourcen verdorben sind. Wir sind alle Verderber, nicht wahr?«
    »Komm schon!« protestierte ich. »So ist es eben, und wir alle sind darüber verärgert, Martha.«
    »Bist du das wirklich?«
    »Ich denke schon.«
    »Menschen haben immer in der Erde gegraben«, sagte Gaffey. »Sonst würden wir noch in der Steinzeit leben.«
    »Und wären vielleicht ein gutes Stück glücklicher.«
    »Nein, nein, nein«, sagte ich. »Die Steinzeit war eine sehr unangenehme Zeit, Martha. Dorthin wünscht du uns nicht zurück.«
    »Erinnerst du dich noch«, sagte Martha langsam, »wie es einmal eine Zeit gab, in der die Menschen von der Erde als ›unserer Mutter‹ sprachen? ›Mutter Erde‹ hieß es damals, und sie glaubten es. Sie war der Ursprung des Lebens und des Seins.«
    »Das ist sie immer noch.«
    »Ihr habt sie trockengesaugt«, sagte Martha. Es klang eigenartig. »Wenn eine Frau trockengesaugt ist, kommen ihre Kinder um.«
    Es war seltsam, fast poetisch, so etwas zu sagen, und, meiner Ansicht nach, etwas geschmacklos. Ich bestrafte Martha, indem ich sie mit Mrs. Gaffey unter dem Vorwand alleinließ, Max und ich hätten geschäftliche Dinge zu besprechen, was auch der Fall war. Wir gingen in das neue Arbeitszimmer in dem neuen Haus und zündeten uns 50-Cent-Zigarren an, und Max erzählte mir von der Sache, die sie so passend als ›Projekt Hades‹ bezeichnet hatten.
    »Worauf ich hinausmöchte«, sagte Max, »ist, daß ich Sie da von Anfang an hineinbringen kann. Ganz unten. Elf Firmen sind eingeschaltet – sehr solide, angesehene Firmen« – er nannte sie, und ich war gebührend beeindruckt –, »die das Kapital aufbringen, um eine Tochtergesellschaft von Thunder Inc. zu gründen. Für ihr Geld bekommen sie einen fünfundzwanzigprozentigen Geschäftsanteil. Dann sind da noch zehn Prozent in Form von Anrechtsscheinen, die für Beratungsdienste beiseite gelegt werden, und Sie werden gleich verstehen, warum das so ist. Ich kann Ihnen eineinhalb Prozent verschaffen – das sind etwa eine Dreiviertel Million – einfach für ein paar Wochen Ihrer Zeit. Und wir zahlen natürlich alle Spesen und ein Gutachten.«
    »Klingt interessant.«
    »Das sollte es schließlich auch. Wenn Projekt Hades funktioniert, wird sich Ihr Einsatz binnen fünf Jahren verzehnfachen.
    Das ist der schnellste Weg zum Millionär, den ich kenne.«
    »Also gut – ich bin mehr als nur interessiert. Weiter!«
    Gaffey holte eine Landkarte von Arizona aus der Tasche, faltete sie auseinander und deutete auf eine markierte Stelle. »Hier«, sagte er, »ist eine Stelle, die – nach allem was unsere Geologen wissen – eine der reichsten Ölfundstellen im ganzen Land sein sollte. Stimmen Sie mir zu?«
    »Ja, ich kenne die Gegend«, antwortete ich. »Ich bin dort gewesen. Ihr Ölpotential ist rein theoretischer Natur. Niemand hat je etwas dorthin gebracht – nicht einmal Salzwasser. Die Gegend ist trocken und tot.«
    »Warum?«
    Ich zuckte die Achseln. »Es ist eben so. Wenn wir Öl mit geologischen Prämissen und Theorien ausfindig machen, dann wären Sie und ich beide reicher als Getty. Tatsache ist aber, und das wissen Sie ganz genau, daß es manchmal da ist und manchmal nicht; und häufiger nicht.«
    »Warum? Wir verstehen uns auf unsere Arbeit. Wir bohren an den richtigen Orten.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Max?«
    »Eine Spekulation – ganz speziell für diese Gegend. Wir haben monatelang über diese Spekulation gesprochen. Wir haben das alles, so gut wir können, geprüft. Von jeder Seite haben wir es betrachtet. Und jetzt sind wir bereit, etwa fünf Millionen

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