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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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alt ist er?«
    »Achtzehn.«
    »Keine Kommunikation.« Baines schwitzte. »In achtzehn Jahren hat es keinerlei semantische Brücke zwischen Ihnen gegeben? Hat er irgendwelchen Kontakt? Zeichen? Codes?«
    »Er – ignoriert uns. Er ißt hier, bleibt bei uns. Manchmal spielt er, wenn wir spielen, oder sitzt bei uns. Und dann ist er wieder tagelang weg. Wir haben nie herausfinden können, was er tut – oder wo. Er schläft in der Scheune – ganz für sich allein.«
    »Ist er wirklich goldfarben?«
    »Ja.«
    »Die Haut auch, nicht nur das Haar?«
    »Haut, Augen, Haare, Nägel. Alles.«
    »Und er ist groß? Wohlgeformt?«
    Es dauerte einen Augenblick, ehe das Mädchen Antwort gab. Ein seltsames Gefühl durchlief ihre Züge, so als glühten sie einen Augenblick lang. »Er ist unglaublich schön. Ein Gott. Ein Gott, der auf die Erde herabgestiegen ist.« Ihre Lippen verzogen sich. »Sie werden ihn nicht finden. Er kann alles Mögliche. Dinge, die Sie nicht ahnen. Er verfügt über Kräfte, die Ihre beschränkten…«
    »Sie glauben nicht, daß wir ihn kriegen werden?« Baines runzelte die Stirn. »Die ganze Zeit landen weitere Teams. Sie haben noch nie gesehen, wie es ist, wenn die Agentur etwas abriegelt. Wir haben sechzig Jahre Zeit gehabt, um unser System zu vervollkommnen. Wenn er uns durch die Lappen geht, wäre das das erstemal…«
    Baines unterbrach sich plötzlich. Drei Männer eilten auf die Veranda zu. Zwei grüngekleidete Zivilpolizisten und ein dritter Mann zwischen ihnen. Ein Mann, der sich lautlos bewegte, fließend, eine schwach leuchtende Gestalt, die über ihnen aufragte.
    »Cris!« schrie Jean.
    »Wir haben ihn«, sagte einer der Polizisten.
    Baines befingerte unruhig sein Peitschrohr. »Wo? Wie?«
    »Er hat sich ergeben«, antwortete der Polizist, die Stimme voll Ehrfurcht. »Er ist freiwillig zu uns gekommen. Sehen Sie ihn an. Er ist wie eine Statue aus Metall. Wie eine Art – Gott.«
    Die goldene Gestalt blieb einen Augenblick lang neben Jean stehen. Dann drehte sie sich langsam und ruhig herum und sah Baines an.
    »Cris!« kreischte Jean. »Warum bist du zurückgekommen?«
    Derselbe Gedanke schien an Baines zu nagen. Er schob ihn beiseite – für den Augenblick wenigstens. »Ist der Jet vorne?« fragte er schnell.
    »Startbereit«, antwortete einer der ZPs.
    »Fein.« Baines ging an ihnen vorbei, die Treppe hinunter, auf das Feld. »Gehen wir! Ich will, daß man ihn sofort ins Labor schafft.« Einen Augenblick lang studierte er die eindrucksvolle Gestalt, die ruhig zwischen den zwei Zivilpolizisten stand. Neben ihm schienen sie zusammengeschrumpft zu sein, so als wären sie häßlich, abstoßend geworden, wie Zwerge… Was hatte Jean gesagt? Ein Gott, der auf die Erde herabgestiegen ist. Baines wandte sich ärgerlich ab. »Kommen Sie!« murmelte er schroff. »Kann sein, daß der hier ein wenig unangenehm wird; einem solchen sind wir bis jetzt noch nie begegnet. Wir wissen nicht, wozu er imstande ist.«
    Der Raum war leer, abgesehen von der sitzenden Gestalt. Vier nackte Wände, Boden und Decke. Grelles, gleichmäßiges weißes Licht ließ jeden Winkel der Kammer hervortreten. Ziemlich weit oben an einer der Wände war ein schmaler Schlitz zu sehen – eine Reihe von Sichtfenstern, durch die der Raum überwacht werden konnte.
    Die sitzende Gestalt war still. Sie hatte sich nicht mehr bewegt, seit die Schlösser der Tür eingerastet waren, seit sich draußen die schweren Riegel vorgeschoben hatten, und die Techniker mit den wachsamen Augen ihre Plätze an den Sichtfenstern eingenommen hatten. Er blickte zu Boden, nach vorne gebeugt, die Hände verschränkt, das Gesicht ruhig, ausdruckslos. Seit vier Stunden hatte er keinen Muskel bewegt.
    »Nun?« sagte Baines. »Was haben Sie erfahren?«
    Wisdom brummte säuerlich: »Nicht viel. Wenn wir in achtundvierzig Stunden nicht wissen, was mit ihm los ist, schicken wir ihn ins Gas. Wir dürfen keine Risiken eingehen.«
    »Sie denken an den Tunistyp«, sagte Baines. Er tat das auch. Sie hatten in den Ruinen der verlassenen nordafrikanischen Stadt zehn von ihnen gefunden. Ihre Überlebensmethode war einfach. Sie töteten und absorbierten andere Lebensformen, imitierten sie dann und nahmen ihre Plätze ein. Chamäleons nannte man sie. Es hatte sechzig Menschenleben gekostet, ehe der letzte von ihnen vernichtet war. Sechzig Spitzenleute, hochgradig geschulte AWKA-Männer.
    »Irgendwelche Hinweise?« fragte Baines.
    »Er ist völlig anders. Das wird hart

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