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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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ihnen Verbindung aufzunehmen, seit ich mein Ypsilon mit einem Punkt bekommen hatte. Also empfand ich wahrscheinlich genauso wie der Junge – was eigentlich nicht überraschen sollte.
    »Sie kommen aus Schweden?« fragte das blonde Mädchen. »Mein zweiter Mann war Schwede. Vielleicht haben Sie ihn gekannt – Sven Nossen? Ich weiß, daß er eine Menge Verwandte in Oslo hatte.«
    Der Junge kniff die Augen zusammen, als müßte er nachdenken. Sozusagen sich eine Liste aller Schweden in Oslo vergegenwärtigen. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein, nicht daß ich wüßte. Aber ich bin vor meiner Einberufung auch nicht viel aus Göteborg rausgekommen.«
    Sie kicherte über sein Provinzlertum. Die typische dumme Blondine aus den alten Witzen. Wirklich dumm. Und doch gab es in diesen Tagen auf den inneren Planeten eine ganze Menge hochintelligenter Klasseschönheiten, die sich mit einem Fünftel irgendeines dummen Knilchs begnügen mußten oder vielleicht sogar bloß mit einem Zertifikat von der örtlichen Samenbank. Und unsere Blondine hier hatte schon ihren dritten richtigen Ehemann ganz für sich allein.
    Vielleicht, so sagte ich mir, würde ich ebenfalls lieber so ein Mädchen zur Frau nehmen, um den Gestank der Zerrütterstrahlen aus der Nase zu bekommen und das Hacken der Erbings aus meinen Ohren. Vielleicht würde ich es auch vorziehen, irgendein nettes, unkompliziertes Mädchen zu Hause vorzufinden, wenn ich aus einem dieser komplizierten Gefechte mit den Eoti heimkam, bei denen man die ganze Zeit darüber nachdenkt, was für einen Kampfrhythmus diese verfluchten Insekten diesmal anwenden. Wenn ich ans Heiraten dachte, würde ich vielleicht auch einen hübschen Dummkopf wie die vorziehen gegenüber einer… na ja. Vielleicht. Als psychologisches Problem betrachtet, war es ganz interessant.
    Jetzt merkte ich, daß sie mit mir redete. »Sie hatten noch nie eine solche Mannschaft, Commander?«
    »Zombies meinen Sie? Nein, Gott sei Dank, bis jetzt noch nicht.«
    Sie zog einen Flunsch. Das sah genauso gut aus wie wenn sie lächelte. »Das Wort mögen wir nicht.«
    »Na schön, dann eben Klopse.«
    »Dieses Wort mögen wir auch nicht. Sie reden von menschlichen Wesen wie Sie selbst eines sind, Commander. Genau wie Sie selbst.«
    Ich spürte, wie ich ärgerlich wurde, genauso wie der Junge draußen im Korridor, und dann machte ich mir klar, daß sie es nicht böse meinte. Schließlich wußte sie es ja nicht. Zum Teufel – es stand ja schließlich nicht in unseren Papieren. Ich entspannte mich. »Na, dann sagen Sie mir eben, wie Sie sie hier nennen?«
    Die Blondine richtete sich steif auf. »Wi r nennen sie Soldatenersatz. Der Ausdruck ›Zombie‹ wurde gebraucht, um das veraltete Modell 21 zu beschreiben, das vor fünf Jahren aus der Produktion gezogen wurde. Ihnen wird man Individuen der Modelle 705 und 706 zur Verfügung stellen, die praktisch vollkommen sind. Wahr ist, daß sie in mancher Hinsicht…«
    »Keine blaue Haut? Keine Zeitlupenbewegungen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. Ihre Augen leuchteten. Allem Anschein nach hatte sie die ganze Propagandaliteratur gründlich studiert. Vielleicht war sie gar nicht so dumm – zwar kein großer Geist, aber für gelegentliche Gespräche mit ihren Ehemännern hatte es vielleicht ausgereicht. Begeistert plapperte sie weiter:
    »Die Zyanose war das Ergebnis unzureichender Sauerstoffzufuhr in den Blutstrom – Blut war unser zweitschwierigstes Problem beim Wiederaufbau der Gewebe. Am schwierigsten war das Nervensystem. Die Blutzellen sind zwar, wenn die Körper hier angeliefert werden, im schlimmsten Zustand, aber wir sind jetzt in der Lage, ein funktionsfähiges Ersatzherz herzustellen. Aber wenn das Rückgrat oder das Gehirn auch nur die winzigste Verletzung haben, muß man ganz von vorne anfangen. Und dann die Schwierigkeiten bei der Wiederherstellung! Meine Kusine Lorna arbeitet bei der Nervenjustierung: Verbindungen herstellen, und die Reflexe in den jeweiligen Individuen sind oft so schlecht, daß man es in den dritten Stock zurückschicken und wieder von vorne anfangen muß. Aber darüber brauchen Sie sich den Kopf nicht zu zerbrechen. Seit Modell 663 haben wir bei der Nervenjustierung Doppelinspektionen eingeführt. Und die 700er Serie – oh, die ist einfach großartig.«
    »Wirklich so gut? Besser als die altmodischen Söhne von Müttern?«
    »Nu-u-u-un«, meinte sie. »Sie würden wirklich staunen, Commander, wenn Sie die letzten Leistungstabellen sehen

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