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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Projekt. Wir sind sehr stolz auf die Fortschritte, die wir hier erzielt haben. Wir reden die ganze Zeit von der neuen Entwicklung – selbst in der Kantine. Ich habe zu spät daran gedacht, daß Sie vielleicht…« – sie wurde rot, so tiefrot wie nur Blondinen werden können –, »daß Sie das vielleicht persönlich auffassen könnten. Es tut mir wirklich leid, wenn ich…«
    »Nichts, was Ihnen leid tun müßte«, beruhigte ich sie. »Wir haben nur eben ein bißchen gefachsimpelt, so wie letzten Monat, als ich im Krankenhaus war und mit anhörte, wie zwei Chirurgen sich darüber unterhielten, wie man den Arm eines Mannes repariert. Das Ganze klang so, als ob es darum ginge, eine neue Armlehne an einem teuren Sessel anzubringen. Wirklich interessant, und ich habe eine Menge dabei gelernt.«
    Als ich sie verließ, schaute sie mir dankbar nach, und das ist die einzige Art und Weise, in der man eine Frau verlassen soll.
    Ich suchte Zimmer 1524 auf.
    Offenbar benutzte man es normalerweise als Klassenzimmer, wenn es nicht dazu diente, wiederaufbereiteten menschlichen Schrott abzuholen. Ein paar Stühle, eine lange Tafel und einige Schautafeln. Eine der Schautafeln befaßte sich mit der Eoti-Grundinformation, die wir in dem Vierteljahrhundert über sie sammeln konnten, seit diese verdammten Käfer über den Pluto ins Sonnensystem eingedrungen sind. Die Schautafel hatte sich nicht sehr verändert und enthielt noch die gleichen Daten, die ich auf der Oberschule hatte auswendig lernen müssen. Der einzige Unterschied war, daß etwas ausführlicheres Material über ihre Intelligenz und ihre Motive darin enthalten war. Natürlich nur Theorie, aber gründlicher fundierte Theorie als das Zeug, das ich gelernt hatte. Die großen Denker der TAF waren jetzt zu dem Schluß gekommen, daß alle Versuche, mit ihnen zu einer Verständigung zu kommen, nicht deswegen gescheitert waren, weil sie eine blutdürstige Erobererrasse waren, sondern weil sie unter der gleichen extremen Xenophobie litten wie ihre kleineren, weniger intelligenten staatenbildenden Insektenvölker hier auf der Erde.
    Eine Ameise kommt an einen fremden Ameisenbau – knack! – es gibt gar keine langen Diskussionen, es wird ihr einfach am Eingang der Kopf abgebissen. Und die Wächter reagieren sogar noch schneller, wenn es sich um einen Angehörigen einer anderen Art handelt. Obwohl also die Wissenschaft der Eoti in mancher Hinsicht weiter fortgeschritten ist als die unsere, ist sie psychologisch einfach nicht in der Lage, jene Art Elastizität oder Empathie aufzubringen, derer es bedarf, einmal zu erkennen, daß ein völlig fremdartig aussehendes Individuum auch Intelligenz, Gefühle – und Rechte! – besitzen kann, genauso wie sie selbst.
    Nun, wie dem auch sei. Inzwischen jedenfalls hielten sich Menschen und Eoti in einem mörderischen Clinch umklammert, entlang einer Frontlinie immerwährender Schlachten, die manchmal bis zum Saturn hinausreichte und sich gelegentlich bis zum Jupiter zurückverlagerte. Wenn es nicht zur Erfindung einer neuen Waffe von solch unvorstellbarer Macht kam, daß wir damit ihre Flotte vernichten konnten, ehe sie die Waffen nachbauten – was ihnen bis jetzt immer noch gelungen war –, bestand unsere einzige Hoffnung darin, irgendwie das Sternsystem zu entdecken, aus dem sie kamen, und irgendwie nicht nur ein Sternenschiff, sondern gleich eine ganze Flotte zu bauen und irgendwie einen Heimatstützpunkt zu vernichten oder ihnen wenigstens einen solchen Schrecken einzujagen, daß sie ihre Invasionsflotte zurückzogen, um ihre Heimat zu verteidigen. Eine Menge von Irgendwies war das.
    Aber wenn wir unsere augenblickliche Position halten wollten, bis all diese Irgendwies eintrafen, mußten unsere Geburtslisten länger werden als die Gefallenenlisten. In den letzten zehn Jahren war das nicht der Fall gewesen, trotz der immer einschneidenderen Fortpflanzungsgesetze, die langsam, aber sicher sämtliche Moralvorschriften und soziologischen Fortschritte zunichte machten. Und dann war der Tag gekommen, an dem irgend jemand in der Konservierungspolizei auf die Idee kam, daß beinahe die Hälfte unserer Kriegsschiffe aus dem Schrott vergangener Schlachten hergestellt wurde. Wo waren denn die Männer, die diese Wracks bemannt hatten, fragte er sich…
    Und auf diese Weise kam es zu dem, was unsere Blondine draußen und ihre Kollegen so diplomatisch ›Soldatenersatz‹ nannten.
    Ich war Computermaat Zweiter Klasse auf der Dschingis Khan gewesen,

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