Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen
hinein? Hier draußen ist es kalt.«
»Drinnen ist es auch kalt, Sola. Du solltest in dein eigenes Zelt gehen.« Wie er, hatte sie ihre eigene Unterkunft, die in der Nähe von Tyls Zelt aufgestellt war. Sola hatte sich nämlich mit Tyla angefreundet. Noch immer trug sie Sols Armreif, und die Männer hielten sich deshalb von ihr peinlichst fern. »Laß mich ein«, sagte sie.
Mit einem nackten Arm zog er das Drahtgeflecht hoch. Nach dem Löschen des Lichtes hatte er vergessen, die Zeltklappe zu verschließen. Sola kroch auf Händen und Knien herein, stieß dabei fast die Lampe um und legte sich neben seinen Schlafsack. Sos ließ jetzt den Nylonverschluß herunter und schnitt damit den Lichteinfall von draußen und/wie er hoffte, den Wärmeverlust ab.
»Ich habe es satt, allein zu schlafen«, sagte sie.
»Du bist also zum Schlafen gekommen?«
»Ja.«
Er hatte diese Frage spaßhaft gemeint und war jetzt verblüfft von ihrer Antwort. Eine plötzlich aufflammende wilde Hoffnung ließ seine Pulse schneller schlagen. Das Überraschungsmoment war zu groß. Er hatte sich selbst doppelt betrogen: Weder sein Rang noch seine Waffenlosigkeit konnten ihn von einer Verbindung abhalten und von seiner Besessenheit nach einer Frau. Von dem Begehren nach dieser Frau.
»Möchtest du meinen Armreif?«
»Nein.«
Die Enttäuschung war noch wilder. »Verschwinde!«
»Nein.«
»Ich werde nie den Armreif eines ändern Mannes in den Schmutz ziehen. Oder meinen eigenen zum Ehebruch mißbrauchen. Wenn du nicht freiwillig gehst, schaffe ich dich gewaltsam hinaus.«
»Und wenn ich schreie und das ganze Lager auf die Beine bringe?« sagte sie leise.
Sos fiel ein, daß er in seiner Lektüre auf eine ähnliche Situation gestoßen war. Er wusste, ein Mann, der ein einziges Mal einer Versuchung nachgab, war hie wieder Herr seiner Entschlüsse. Mit der Zeit würde es nur ärger werden. »Schrei, wenn du willst. Du wirst jedenfalls nicht hierbleiben.«
»Ihr werdet nicht Hand an mich legen«, sagte sie selbstzufrieden, ohne sich zu rühren.
Sos setzte sich auf und faßte nach ihrem Pelzumhang. Er war wütend auf sie und sein sündhaftes Verlangen. Das Zeug rutschte vorne auseinander, da sie es nur umgewickelt und nicht geschlossen hatte. Seine Hände und das gedämpfte, vom Schnee draußen reflektierte Licht sagten ihm, daß sie darunter nichts anhatte. Kein Wunder, daß sie gefroren hatte.
»Würde nicht sehr gut aussehen - ein nackter Mann, der in seinem Zelt mit einer nackten Frau kämpft«, sagte sie.
»Das passiert immer wieder.«
»Nicht, wenn sie sich wehrt.«
»In meinem Zelt? Man würde fragen, warum sie nackt gekommen ist und vor dem Eintreten nicht geschrieen hat.«
»Sie ist angekleidet gekommen, weil sie ein schwieriges Problem besprechen wollte. Einen Fehler beim Rechnen.« Sie kramte in der Tasche und zog einen Zettel mit daraufgekritzelten Zahlen heraus. Er konnte die Zahlen zwar nicht sehen, war aber sicher, daß sie ihre Hausaufgabe in dieser Hinsicht zurechtgemacht hatte. Auf jeden Fall, war der Fehler seiner Aufmerksamkeit würdig. »Er hat sie ins Zelt gezerrt - nein, sie hineingelockt -und ihr dann die Kleider vom Leibe gerissen.«
Da war er schön in ihre Falle getappt! Ihr Mundwerk war geschliffen. Falls sie Alarm schlug, war es mit seiner Tätigkeit für die Gruppe vorbei. »Was willst du?«
»Ich möchte mich wärmen. In Eurem Schlafsack ist Platz für
»Damit gewinnst du gar nichts. Willst du mich vertreiben?«
»Nein.«
Sie hatte den Reißverschluß gefunden und öffnete den Sack. Kalte Luft drang ein. Gleich darauf lag sie bloß und warm neben ihm. Ihr Umhang war draußen geblieben, der Reißverschluß des Schlafsackes wieder geschlossen.
»Schlaf jetzt.« Er versuchte sich umzudrehen, doch die Bewegung brachte sie nur noch enger zueinander.
Sie versuchte, seinen Kopf an sich zu ziehen und faßte mit einer Hand nach seinem Haar. Doch er blieb steif. »Ach, Sos, ich bin doch nicht gekommen, um dich zu quälen!«
Eine Antwort darauf ersparte er sich.
Eine Weile blieb sie ruhig liegen. Ihre glühende Weiblichkeit setzte seinem Widerstand stark zu. Alles, was er sich so ersehnt hatte, war jetzt so nahe. Erreichbar - im Namen der Unehre.
Warum hatte sie diesen Weg gewählt? Sie hätte doch nur Sols Armreif für eine Weile abzulegen brauchen . . .
Wieder löste sich eine Figur aus dem Schatten des Hauptzeltes und stapfte durch den festen Schnee. Obwohl er die Augen geschlossen hatte, merkte es Sos,
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