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Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen

Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Einbruch der kühlen Witterung zog Sav ins Hauptzelt, das von einem ständigen Feuer erwärmt wurde. Man hatte das große Zelt in viele kleine Wohnungen unterteilt, um den Familien wenigstens eine gewisse Privatsphäre zu verschaffen. Auf der Suche nach Armreifen stießen immer mehr heiratsfähige junge Frauen zum Stamm. Sav ließ seinen Reif unter ihnen kreisen.
    Sos blieb in seinem kleinen Zelt, weil er sich nicht gern unter die Waffenträger mischen wollte. Seine Machtlosigkeit im Ring war eine Quelle wachsender Bekümmerung, obwohl er das nicht offen zugeben konnte. Bevor man ihm das Waffenprivileg entzogen hatte, hatte er das Ausmaß seines Dranges, sich zu bestätigen und Probleme mit der Kraft seines Armes zu lösen, unterschätzt. Er mußte wieder eine Waffe führen. Doch war er von allen sechs Waffentypen, die die Irren lieferten, ausgeschlossen. Die Waffen wurden irgendwo in Mengen produziert, standardisiert und zur freien Verfügung in den Herbergen gelagert. Die anderen Alternativen, wie zum Beispiel Pfeil und Bogen, waren im Ring nicht zu gebrauchen.
    Darüber hatte er sich schon oft gewundert. Warum unterzogen sich die Irren der Mühe, diese Dinge zu liefern, den Nomaden eine Existenz zu ermöglichen und sich um den Gebrauch, den die Menschen von den Waffen machten, überhaupt nicht zu kümmern? Manchmal hatte er geglaubt, eine Antwort gefunden zu haben. Inzwischen war er ein Mitglied der Kampfgesellschaft geworden und mußte sich nach deren Bedingungen richten. Wenn er dazu imstande war.
    Er streifte die Kleider ab und kroch in seinen warmen Schlafsack. Das war auch ein Gegenstand, den die Irren freundlicherweise im Winter lieferten. In der nächstgelegenen Herberge waren viel mehr als sonst gelagert gewesen - als Reaktion auf den gesteigerten Verbrauch auch der anderen Güter. Die Irren wußten bestimmt von der Existenz dieses Trainingslagers, schienen sich aber nicht weiter darum zu kümmern. Wo immer auch Menschen lebten - die Irren schickten Vorräte und kümmerten sich offenbar um nichts sonst.
    Neben sich hatte Sos eine kleine Gaslampe, die es ihm ermöglichte, die Bücher zu lesen, die die Irren hinterließen. Sogar in diesem Punkt waren sie großzügig. Als er angefangen hatte, aus der Herberge Bücher mitzunehmen, waren plötzlich mehr Bücher aufgetaucht, und zwar Bücher über Themen, die er zu bevorzugen schien. Sos zündete die Lampe an und schlug das Buch auf. Es war ein Werk über die Landwirtschaft vor dem Weltenbrand. Sos versuchte zu lesen; doch der Text war sehr kompliziert, und er konnte sich nicht konzentrieren. Da war von Sorten und Mengen von Kunstdünger für bestimmte Anbauflächen, von Fruchtfolge, Schädlingsbekämpfung, Anwendung von Giften und von Vorsichtsmaßnahmen die Rede. Für Sos war das alles unverständlich, da er doch nur wissen wollte, wie man Erdnüsse und Karotten anbaute. Er legte das Buch weg und löschte das Licht.
    Seit Sav weg war, fühlte Sos sich einsam. Der Schlaf wollte nicht kommen. Er dachte an Sav, der seinen Armreif wandern ließ und dort drüben im Hauptzelt williges Fleisch umarmte. Sos hätte es ihm gleichtun können. Manch eine Frau hatte seinen Armreif vielsagend angesehen, obwohl er keine Waffe trug. Er hatte sich eingeredet, seine Stellung verlange, daß er ungebunden blieb - auch in einsamen Nächten. Doch wusste er, daß das Selbstbetrug war. Der Besitz einer Frau machte eine Hälfte des Mannestums aus. Ein Krieger konnte seinen Ruf auf diese Art ebenso untermauern wie im Ring. In Wahrheit wollte er keine Frau nehmen, weil er sich seiner Waffenlosigkeit schämte.
    Jemand näherte sich seinem Zelt. Wahrscheinlich Tor, der ihm vertraulich einen Vorschlag machen wollte. Der Bartträger hatte Verstand und interessierte sich so sehr für Gruppenorganisation und Taktik, daß er Sos auf diesem Gebiet bereits ausgestochen , hatte. Soweit es die besonderen Umstände ihrer Stellung erlaubten, waren sie gute Freunde geworden. Sos hatte manchmal bei Tors Familie gegessen, obwohl der Kontakt mit der behäbigen, gutmütigen Tora und der altklugen Tori ihn nur daran erinnerte, wie sehr er sich eine eigene Familie gewünscht hatte.
    Gewünscht hatte? Es war doch umgekehrt. Bis vor kurzem war er sich dieses Verlangens nicht bewusst gewesen.
    »Sos?«
    Das war eine weibliche Stimme - eine, die er nur zu gut kannte.
    »Was willst du, Sola?«
    Ihr mit einer Kapuze umhülltes Haupt hob sich im Eingang schwarz gegen den weißen Schneehintergrund ab. »Darf ich

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