Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen
Blick auf den fremden Stammesführer. Dem Mann war bestimmt nicht zum Lachen zumute.
Jetzt griff der Schwertkämpfer ernsthaft an. Dal mußte seinen zweiten Dolch ziehen und die schwerere Waffe mit raschen Finten und Manövern abwehren. Zwei Dolche wurden im allgemeinen einem Schwert gegenüber nicht als gleichwertig angesehen, wenn der Dolchkämpfer nicht ausgesprochen beweglich war. Dal wirkte gar nicht agil. Doch sein rundlicher Körper konnte immer im letzten Moment dem Schwert ausweichen. Er zog blitzschnellen Nutzen aus der Trägheit des Schwertes. Wer die zwei Klingen im Ring beobachtete, vergaß keinen Augenblick, daß es eben zwei waren. Es war zwecklos, ein Messer allein zu blockieren, wenn das zweite bereits auf einen verwundbaren Punkt zielte.
Bei einem besseren Schwertkämpfer wäre diese Taktik geradezu tollkühn gewesen. Doch glückte es Dal immer wieder, den Gegner zurückzudrängen und ungedeckt zu stellen. Dal stach jedoch nicht zu. Statt dessen schnitt er eine Locke vom Haar des Schwertkämpfers und schwenkte sie wie eine Quaste. Die Zuschauer grölten. Er schlitzte die Hosen des Schwertkämpfers auf und zwang ihn so, hastig nach hinten zu fassen, während Sols Leute sich vor Lachen auf dem Boden wälzten, ihre eigenen Hosen aufrissen und sich gegenseitig auf Schulter und Rücken klopften.
Schließlich stolperte der Mann über Dals Fuß und fiel schändlich geschlagen aus dem Ring. Doch Dal blieb im Ring. Er focht mit seinen Waffen weiter, als hätte er nicht bemerkt, daß sein Gegner schon außer Gefecht war.
Der gegnerische Stammesherr sah mit eisiger Miene zu.
Als nächster trat der Stabkämpfer in den Ring. Gegen ihn hatte Tor die Stöcke aufgestellt. Das gleiche Schauspiel wiederholte sich. Kin, der Stockkämpfer, kämpfte possenhaft mit einer Hand, während er den zweiten Stock zum Gaudium der Gaffer unter seinem Arm trug, zwischen den Zähnen oder Beinen. Damit bewirkte er, daß der Stabkämpfer unfähig und untrainiert wirkte, obwohl das nicht der Fall war. Sogar einige Krieger des gegnerischen Stammes lachten, aber nicht ihr Anführer.
Beim dritten Treffen war es umgekehrt: Sav trat gegen den Stockkämpfer an. Er summte ein fröhliches Volkslied, als er mit dem Stabende den etwas ausladenden Bauch seines Gegners berührte und dessen Annäherung verhinderte. Der Mann mußte beide Stöcke in eine Hand nehmen, um mit der anderen nach dem Stab greifen zu können. »Nein, Jon, nein, nein, nein!« jubilierte Sav, als er dem Gegner beide Stöcke aus der Hand schlug.
Obwohl das nicht sein wirklicher Name war, wurde der Mann von nun an immer Jon genannt.
Gegen die Keule trat Mok, der Morgenstern an. Er trat in den Ring und ließ die stachelbewehrte Kugel über dem Kopf kreisen, so daß der Wind durch die Stacheln pfiff. Als die Keule ihn blockieren wollte, wickelte sich die Kette um den Griff, bis die kreisende Kugel die Hand des Keulenkämpfers zerquetschte. Mok riss die Waffe zurück, während der Mann seine blutenden Finger anstarrte.
Mok erwischte die Keule, drehte sie um und bot seinem Gegner den Griff mit der Verbeugung an. »Ihr habt noch eine zweite Hand«, sagte er ritterlich. »Warum wollt Ihr sie nutzlos vergeuden?« Der Mann sah ihn an und trat völlig gedemütigt rücklings aus dem Ring. Der letzte Kampf war vorbei.
Der fremde Stammesführer war fast von Sinnen. »Noch nie habe ich so - so . . .!«
»Was habt Ihr denn von den Possenreißern erwartet, die Ihr gegen uns aufgestellt habt?« entgegnete ein schlanker Jüngling mit Babygesicht, der sich auf sein Schwert stützte. Er war unter den Spöttern der erste gewesen, obwohl er aussah, als könne er kaum seine Waffe heben. »Wir wollten kämpfen; aber Eure hüpfenden Clowns . . .«
»Du!« rief der Führer wütend, »dann kämpfe gefälligst gegen meinen ersten Schwertkämpfer!«
Der Junge schien erschrocken. »Aber Ihr wolltet doch nur vier . . .«
»Nein. Alle meine Leute werden kämpfen! Zuerst möchte ich dich - und diesen komischen Bart neben dir! Und diese zwei großmäuligen Keulenkämpfer!«
»Gemacht!» rief der Junge, stand auf und lief zum Ring. Es war Neq, trotz seiner Jugend und zarten Gestalt der vierte Schwertkämpfer unter fünfzig.
Der Bärtige war natürlich der kluge Tor selbst, jetzt dritter Schwertkämpfer. Die zwei Keulenkämpfer waren Nummer eins und zwei in ihrer Gruppe von siebenunddreißig Mann.
Bei Tagesende war Sols Stamm um zirka dreißig Mann stärker.
Sol überlegte die Sache einen Tag
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