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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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weil sie der Meinung war, daß er ihre Hilfe brauchte.
    Und die brauchte er nun wirklich.
    Nacht war es, und er schlief. Dann war es Tag, und er bewegte sich krampfgeplagt und im Halbschlaf, hörte das Dröhnen des Motors, roch das Benzin, das sie aus Reservekanistern nachfüllte.
    Wieder war es dunkel und kalt, und Soli nahm ihn in ihre Arme und hüllte sich und ihn in grobe Decken und wärmte ihn mit ihrem kleinen Körper, während seine Zähne aufeinanderschlugen.
    Doch er wurde nicht wieder gesund.
    Während einer seiner helleren Perioden – die, wie er wohl wußte, nicht sehr häufig auftraten – sprach sie mit ihm über den Berg Helicon und die Nomaden.
    »Weißt du, daß ich euch immer für Wilde gehalten habe«, sagte sie. »Dann aber traf ich dich und den Namenlosen, und merkte, daß ihr nur unwissend seid. Ich hielt es für gut, wenn ihr euch mit der Unterwelt-Technik näher befaßt.«
    »Ja…« Er hätte ihr gern recht gegeben, hätte sich gern mit ihr auf gleicher Ebene unterhalten, überzeugt, daß er dazu befähigt war. Aber der Satz verlor sich in Schweigen.
    »Jetzt weiß ich, wie es außerhalb des Einflußgebietes der Irren aussieht, wo auch der gemeine Mann über Technik verfügt, und da bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich frage mich, ob die Nomaden nicht ihren einfachen, aber guten Ehrenkodex aufgeben würden, wenn… «
    Ja, ja! Diese Frage hatte er sich auch gestellt. Doch hatte er sie nicht so deutlich formulieren können. Die Amazonen und ihre Motoren und ihre Barbarei… Das Boot fuhr ständig die Brücke entlang. Einmal spürte er Strahlung und schrie auf, und sie wich mit dem Boot aus.
    Dann war die Zeit entweder vergangen oder stehengeblieben, und das Boot hatte festgemacht und Menschen waren zur Stelle. Keine Amazonen und keine Nomaden. Soli war verschwunden, dann war sie wieder da, weinend, und sie küßte ihn und war wieder verschwunden.
    Ein Mann kam und stach ihn mit einem Stachel in den Arm. Als Var wieder erwachte, schmerzte sein Leib anders, es war ein Heilungsschmerz, und er wußte, daß er schließlich doch genesen würde. Aber Soli war nicht da.
    Frauen kamen und fütterten ihn und säuberten ihn, und er schlief weiter. Und die Tage vergingen.
    »Du bist nun wieder wohlauf«, sagte eines Tages ein Fremder.
    Er war schon in dem Alter, in dem man Haare verlor, dazu etwas untersetzt und schwammig. Bestimmt kein Krieger im Ring.
    Und Var war gesund, wenn auch noch sehr geschwächt. Arm, Bein und Unterleib waren verheilt, und er konnte sein Essen bei sich behalten und es von sich geben ohne Blut. Aber diesem Mann traute er nicht, und Soli fehlte ihm sehr. Soli, die nicht mehr gekommen war seit damals, als sie ihn geküßt und dazu geweint hatte.
    »Dieses Mädchen – wie ist deine Beziehung zu ihr?« fragte der Mann.
    »Wir sind Freunde.«
    »Du sprichst mit schwerem Akzent. Und es sieht aus, als hättest du ernste Strahlenverbrennungen davongetragen und dazu noch Verformungen aus der Kindheit. Woher kommst du?«
    »Aus dem Einflußgebiet der Irren«, antwortete er und gebrauchte für die Irren das Wort, das auch Soli gebraucht hatte.
    Der Mann runzelte die Stirn. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Manche nennen es Amerika. Die Irren teilen es sich mit den Nomaden.«
    »Ach so.« Der Mann brachte ihm seltsame, vornehme Sachen zum Anziehen. »Nun, dann laß dir sagen, daß dies hier Neu Kreta auf den Aleuten ist. Wir sind zivilisiert, haben aber unsere eigenen Konventionen. Das Mädchen hat Verständnis dafür, fürchtet aber, daß du nicht viel davon halten würdest.«
    »Soli – wo ist sie denn?«
    »Sie befindet sich im Tempel, in Erwartung der Wonnen unseres Gottes. Wenn du willst, kannst du sie sehen.«
    »Ja.« Var gefiel das Auftreten des Mannes gar nicht. Zwar strahlte er nicht Zynismus nach der Art Helicons aus, aber aufrichtig war er auch nicht.
    Var zog sich an. In den langen, losen Hosen, dem langärmligen weißen Hemd und ganz besonders in den steifen Lederschuhen, die seinen Füßen weh taten, fühlte er sich erbärmlich. Diese Sachen waren keineswegs das, was Var als zivilisierte Kleidung ansah. Doch der Mann bestand darauf, daß er diese Dinge anzog.
    Sie befanden sich in einer Stadt. In keiner toten Ödland-Stadt, sondern in einer lebendigen Metropole mit hell erleuchteten Gebäuden und sich bewegenden Fahrzeugen. Menschen drängten sich in den sauberen Straßen. Var fühlte sich weniger ungemütlich, als er sah, daß die meisten Männer so gekleidet

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