Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
einverstanden, in den Tempel einzutreten. Das geschieht immer freiwillig, denn wir sind schließlich zivilisiert. Dafür haben wir dich gesundgepflegt. Und weil sie hübsch zu werden verspricht und dies dem Gott angenehm ist, erklärten wir uns mit diesem ungewöhnlichen Vorschlag einverstanden. Heute haben wir ihr bewiesen, daß wir uns an den Handel gehalten haben, und nun wird sie sich auch daran halten.«
    »Sie wird – sterben?«
    »Ja.«
    Var ließ den Bettpfosten fallen und setzte sich verwirrt und entsetzt hin. »Wie?«
    »Man wird sie an den Felsen vor dem Eingang zum Labyrinth anketten. Minos wird kommen und sie verschlingen, wie es seine Gewohnheit ist. Und dann wird das Glück einen Monat lang Neu Kreta wieder hold sein, denn unser Gott ist zufriedengestellt.«
    Noch eines mußte Var unbedingt wissen. »Wann?«
    »Ach, erst in zwei Jahren. Deine Freundin ist ja noch ein Kind.«
    Er warf Var einen undeutbaren Blick zu. »Andernfalls wäre sie gar nicht in Frage gekommen.«
    Var verfolgte diese Andeutung nicht weiter. Es lag ihm nichts daran. Die Erleichterung war so kräfteverzehrend wie die Bedrohung. Zwei Jahre! Es gab tausend Dinge, die er während dieses Zeitraumes tun konnte, um sie zu retten.
    »Denk daran, Nomade, sie hat sich zu einem Handel bereit erklärt. Ungeachtet ihrer Jugend, schien sie uns eine Person zu sein, die ehrlich zu ihrem Wort steht. Sie wird ihr Versprechen, das dein Leben rettete, nicht brechen, egal, was du vielleicht versuchen magst.«
    Und das war, wie Var enttäuscht feststellte, die Wahrheit. Soli war immer bedacht gewesen, einen Handel einzuhalten, jeden Handel. Sie hatte zwar nichts gegen die Anwendung kleiner Listen, wie etwa sich als Junge zu verkleiden oder sich die nötige Nahrung zusammenzustehlen, aber die große Linie mußte gewahrt werden.
    Der Mann stand auf. »Mir ist klar, daß es dir schwerfällt, dich in eine fremde Kultur hineinzudenken, so wie es mir sicher schwerfiele, mich an euer System in Amerika mit Irren und Kampfringen zu gewöhnen.« Var fiel auf, daß der Mann trotz seiner angeblichen Unwissenheit schließlich doch etwas von der Existenz der Nomaden wußte. Vielleicht hatte Soli es ihm berichtet, und er hatte sich bei Var vergewissert. »Du wirst aber sehen, daß wir fair, ja sogar großzügig sein können, wenn man sich an unser System hält. Morgen wird man dich entlassen, und ich werde dich zur Arbeitsvermittlung bringen. Dort wird man deine Fähigkeiten testen und dir die erforderliche Ausbildung angedeihen lassen. Und dann liegt alles bei dir. Wenn du gute Arbeit leistest, wirst du auch gut essen.«
    Er ging.
    Var legte sich aufs Bett. Das Funktionieren dieses Systems imponierte ihm. Es wies gewisse Ähnlichkeiten mit dem Imperium auf. Doch er hatte nicht die Absicht, Soli sterben zu lassen.
    Und er hatte viel Zeit zum Planen. Bis er sich etwas Passendes ausgedacht hatte, konnte er sich eine Zusammenarbeit mit den Menschen von Neu Kreta erlauben.
    *
    Var wurde Müllarbeiter. Weil er häßlich war und die angebotene Ausbildung nur oberflächlich, waren ihm gehobenere Arbeiten verwehrt. Weil er Analphabet war, und dazu ungeschickte Hände hatte, war er den komplizierteren Tätigkeiten auf Neu Kreta, wo sich eine gebildete und technisierte Gesellschaft etabliert hatte, nicht gewachsen. Und die tägliche Schwerarbeit mit dem Müll hielt ihn in erstklassiger körperlicher Verfassung. Die Menschen mieden ihn, weil er schmutzig war, und weil er stank, und genau das wollte er. Das Zimmer, das er bewohnte, hatte fließendes Wasser und wurde im Winter beheizt. Es gab elektrisches Licht, das man einschaltete, indem er an einer Schnur zog, und er verdiente genügend dieser Metallmarken, Geld genannt, daß er sich Kleidung und Nahrung und hin und wieder etwas Vergnügen kaufen konnte.
    Es dauerte ein Jahr, bis er entdeckte, wie kostbar hier sein goldener Armreif war. Er hatte geglaubt, er würde ihm höchstens ein paar Silbermarken einbringen, doch in Wahrheit hätte er damit, wäre der Reif geschätzt und verkauft worden, seinen gesamten Krankenhausaufenthalt bezahlen können. Das im Lande der Irren so verbreitete Metall, war hier etwas Besonderes, denn hier wurde es in den Maschinen verwandt, wie, das wußte er allerdings nicht. Soli mußte das geahnt haben, und hatte sich dennoch in den Tempel verkauft und keinerlei Vorteil daraus gezogen.
    Ihre Großzügigkeit war töricht. Ein Mann trug den Reif doch nur, um ihn der Frau seiner Wahl zu geben. Was

Weitere Kostenlose Bücher