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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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eine immer kleiner werdende Fläche an der Mauer fest. Ein Fahrzeug raste durch das Buschwerk und ließ ihn zusammenzucken, denn er hatte diese Büsche in den vergangenen Monaten sorgsam gepflegt. Ein Licht leuchtete aus dem Wagen und nagelte ihn fest.
    »Wer ist es?« rief eine Stimme vom Wagen her.
    »Einer der Arbeiter«, war die Antwort. »Ich habe ihn hier schon gesehen.«
    »Was macht er hier?«
    »Er schneidet die Hecken.«
    »Jetzt – in der Nacht?«
    »Was treibst du da, Arbeiter?« Diese Frage war an Var gerichtet.
    »Ich muß… mit einem Mädchen sprechen«, sagte er und merkte sogleich, daß er sich mit seiner Ehrlichkeit schadete.
    »Mit welchem Mädchen?«
    »Soli.«
    Hinter dem Licht entstand Durcheinander. Var fiel ein, daß man Soli umbenannt hatte, um ihre einfache Herkunft zu vertuschen. Der Name, den er genannt hatte, war ihnen fremd, und er hätte auch jetzt noch der Wahrheit ausweichen können. »Die, die ihr bewacht. Die Ch’in versprochen ist.«
    »Schafft ihn in die Baracken«, befahl der Offizier.
    Man brachte ihn hin. »Was willst du von diesem Mädchen?« wollte der Offizier wissen, als sie ungestört in dem eigens für die Soldaten rasch aufgeführten Bau standen.
    »Ich wollte fort mit ihr, falls sie mitkommen wollte.« Die Wahrheit klang tröstlich, wenn man sie aussprach, ungeachtet der Wirkung auf diese Männer. Er wollte Soli, auch wenn es sie all den Luxus kosten mochte. Das wußte er jetzt.
    »Ist dir klar, daß wir jeden töten werden, der einen solchen Versuch unternimmt?«
    »Ja.«
    Der Offizier mußte ihn für einen Narren oder Einfaltspinsel halten. »Du hast den Posten niedergeschlagen?«
    »Ja.«
    »Warum möchtest du eben dieses Mädchen mitnehmen?«
    »Ich liebe sie.«
    »Und warum glaubst du, würde sie mit dir gehen? Mit einem häßlichen Buckligen, wenn sie doch das allerhöchste Ziel erreichen kann, falls sie bleibt?«
    »Ich habe sie hierhergebracht.«
    »Du hast sie also schon vorher gekannt?«
    »Wir sind vier Jahre lang miteinander umhergezogen.«
    »Holt die Vorsteherin«, sagte der Offizier zu einem der Männer. »Macht das Messer heiß«, zu einem anderen. Und zu Var. »Streitet sie deine Geschichte ab, dann wirst du als Beispiel für jene sterben, die sich Ch’in in den Weg stellen. Bestätigt sie die Geschichte, wirst du bloß das Interesse an diesem Mädchen verlieren. An jedem Mädchen.«
    Var sah zu, wie das Messer in der Flamme einer großen Kerze gedreht wurde und überlegte, wie viele er wohl töten konnte, ehe ihn die Klinge berührte.
    Die Vorsteherin kam. »Es ist wahr«, sagte sie. »Er hat sie gebracht und hat ihren Unterhalt durch seine Arbeit bezahlt. Er hat dafür gesorgt, daß sie bleibt, als sie fliehen wollte. Er hat das Recht, sie wieder mitzunehmen, wenn sie mit ihm gehen möchte.«
    »Er hatte das Recht«, sagte der Offizier grimmig, »bis Kaiser Ch’in sie für seinen Hofstaat erwählte. Jetzt gibt es daneben kein anderes Recht mehr.«
    Sie sah ihn gelassen an. »Wir befinden uns nicht auf Ch’ins Hoheitsgebiet.«
    »Zu diesem Gebiet könnten Sie sehr bald gehören, Gnädigste.«
    Sie hob die Schultern hoch. »Ein Vorstoß in diese Region und zu diesem Zeitpunkt würde die Feinde Ch’ins im Norden einen, zu einer Zeit, da seine Hauptstreitmacht im Süden gebunden ist. Ist eine Braut das wert?«
    Der Offizier überlegte, einigermaßen verblüfft vom politischen Verstand der Vorsteherin. »Der Kaiser möchte nicht, daß sein Hochzeitstag durch Blutvergießen getrübt wird. Wir werden diesem Mann seine Forderung um einen gerechten Preis ablösen und ihn aus dieser Gegend entfernen – unversehrt. Sollte er vor der Vermählung wiederkehren, wird er festgehalten, bis der Tag vorüber ist, und sodann den Tod der tausend Schnitte erleiden.« Er nahm einen Sack Münzen. »Das wird wohl genügen.«
    Die Vorsteherin sah Var ernst an, »Sein Vorschlag ist vernünftig. Du solltest darauf eingehen, Nomade. Und du solltest das nehmen.« Sie übergab ihm ein Paket.
    In Var wurde dabei die Erinnerung an das Verhalten Mino’s wach, des Gottes von Neu Kreta, als er Soli die Schlüssel zum Motorboot gab. Ihm war klar, daß die Vorsteherin ihm auf subtile Weise helfen wollte. Entweder er kämpfte jetzt, was den sicheren Tod bedeutete, wie viele er auch mit sich nehmen mochte – oder aber er konnte sich ihrer Führung anvertrauen und auf die Bedingungen des Offiziers eingehen.
    Er nahm das Geld und das Paket und ging mit den Posten zu ihren

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