Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
kleinen Drachen und seinem Knecht aufgegangen. Würde er den Mund halten? Nun, das war nicht so wichtig, da ja das ganze Arrangement ein ehrlicher Handel war, und Soli die Wahrheit kannte.
    Lange noch lag Var wach und wußte nicht, ob Solis Verhalten ihn freute oder betrübte. Ihr unerwarteter Anblick hatte wie ein Aufputschmittel auf ihn gewirkt. So schön und so zornig! Haßte sie ihn, weil er sie hereingelegt hatte? Oder würde sie einsehen, daß es zu ihrem Vorteil war, was er da in die Wege geleitet hatte? Sicherlich würde sie mit der Zeit einsehen, daß sie nicht für ewige Zeiten die Kontinente dieser Erde durchwandern konnten. Ein schönes Mädchen und ein häßlicher Mann. Ihm hätte ein solches Leben natürlich nichts anhaben können, denn er hatte nichts anderes zu erwarten. Nichts leichter, als daß er sich wieder in den Wilden zurückverwandelte und die Ödlandstriche durchwanderte. Aber Soli hatte das Zeug zu einer Dame, zu einer anmutigen und gebildeten Dame. Er war es ihr schuldig, daß er ihr dieses Leben ermöglichte.
    Und dennoch litt er unter Schuldgefühlen. Er sehnte sich noch immer nach ihrer ungebundenen Freundschaft, wie sie sie vor Kreta erlebt hatten. Aber das war unmöglich, denn sie würde niemals wieder so jung sein, und doch sehnte er sich und litt.
    Zwei Wochen später, als er Reisig im Wald sammelte und es auf einen Handkarren lud, kam sie wieder. Diesmal steckte sie in Knabenkleidern. Das Haar hatte sie versteckt, das Gesicht geschickt verschmiert. Sie sah aus, wie ein kleiner Landstreicher, eine Verkleidung, die sie ja lange genug getragen hatte.
    »Ich laufe fort«, sagte sie. »Komm mit wie früher.«
    Var packte sie und schleppte sie auf das Institutsgelände zurück. Sie hätte ihn auf vielerlei Weise außer Gefecht setzen können, doch ihr Widerstand blieb symbolisch.
    »Ich weiß, daß du für mich bezahlst«, sagte sie. »Ich hasse dich.«
    Er wußte, daß es nicht so gemeint war, und doch trafen ihn die Worte.
    »Warum willst du unbedingt, daß ich hierbleibe?« fragte sie traurig. »Warum können wir nicht wieder durch die Lande ziehen? Mehr will ich gar nicht.«
    Var verschob seinen Griff, und schleppte sie weiter. Geschmeidig lag sie in seinen Armen.
    Sie hob den Kopf und küßte ihn auf die Lippen, wie eine Frau es tut. Wie Sola, ihre Mutter. »Einfach mit dir zusammen sein, Var.«
    Die Versuchung fiel über ihn her. Es war das Kind, das er im Gedächtnis bewahrte, doch auch die Frau hielt seine Sehnsucht gefangen. Und doch ging er weiter, wortlos.
    »Soll ich etwa weinen?« Doch sie weinte nicht, obwohl dies seinen Widerstand gebrochen hätte. Und als er keine Antwort gab, murmelte sie: »Es tut mir leid, daß ich dich mit dem Pantoffel schlug.« Und als sie sich dem Gebäude näherten: »Ich hätte einen Morgenstern nehmen sollen!«
    Und wenn sie einen gehabt hätte, hätte sie ihn damit zerschmettert, so groß war ihre Wut.
    Er übergab sie einer Erzieherin. Und als er sich niedergeschlagen zurück in den Wald begab, da hörte er ihre Schreie, Schmerz- und Wutschreie. Man schlug sie wegen ihres Vergehens. Das Instrument war zwar gepolstert, damit es keine entstellenden Spuren hinterließ. Doch er wußte, daß es schmerzte. Und beide hatten gewußt, daß diese Strafe folgen würde. Die Oberin hatte es von allem Anfang an klargemacht: Disziplin hieß ihre Losung.
    Aber Soli, eine Veteranin des Stockkampfes, schrie nicht vor Schmerzen. Sie wollte es Var bloß hören lassen und der Erzieherin die Genugtuung geben. Die aber ließ sich natürlich nicht hinters Licht führen. Das Ritual mußte bis zum Ende durchgestanden werden, damit die anderen Mädchen nicht ihre Fügsamkeit vergaßen.
    Var hatte jeden zehnten Tag frei, obgleich er auch da gern gearbeitet hätte. Doch die Vorsteherin, klug wie immer, bestand auch auf diesem Punkt. In nächster Nähe lag eine Stadt, und an seinem zweiten freien Tag ging er dorthin und sah sich ein wenig um. Doch sollte er sich dort nicht wohl fühlen. Die Einheimischen behandelten ihn mit leiser Mißachtung und gaben ihm zu verstehen, daß seine Gesellschaft unerwünscht war. Und es war so schwierig zu unterscheiden, wann man lächeln und wann man zurückschlagen sollte, wenn kein Ring die Grenze zwischen Höflichkeit und Kampf zog. Einmal legte ein junger Raufbold Hand an ihn, und Var schlug ihn zu Boden, doch das änderte wenig.
    Nein, für ihn war das Ödland allemal das beste. Er begriff weder die hiesige noch die amerikanische

Weitere Kostenlose Bücher