Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
keine Rechtfertigung. Neq hatte so blindwütig gehandelt wie die, an denen er sich rächen wollte - und dennoch konnte er nicht aufhören.
Die zweite Gruppe, die Jagd auf ihn machte, bestand aus Frauen. Neq war auf der Hut und griff sie nicht an. Es waren fünf junge Frauen. Neq blieb ruhig stehen und zeigte sich zu Verhandlungen bereit.
Sie zogen einen mit einer Plane bedeckten Wagen. Neq sah dies und entschied, daß der Wagen groß genug war, um einen Mann darin zu verstecken. Einen Mann mit einer Feuerwaffe. Neq richtete es so ein, daß er zwischen sich und dem Wagen ein Mädchen hatte.
»Neq das Schwert«, sagte die Anführerin. »Unser Stamm hat dir schweres Unrecht zugefügt. Aber wir bieten dir Entschädigung. Nimm eine von uns als Ersatz für deine Frau.«
Erstaunt sah er sie genauer an. Alle fünf waren sehr ansehnlich - offenbar die hübschesten des Stammes.
»Den Frauen trage ich nichts nach«, sagte er. »Nur eines: Ihr habt nichts dagegen unternommen, daß eine eurer Schwestern entehrt wurde. Euch hasse ich nicht, und ich will euch nicht töten. Aber eure Männer müssen sterben.«
Unser Anführer trägt die ganze Schuld«, erwiderte die Frau. »Unsere Männer mussten tun, was er befahl, wenn sie nicht einen grausamen Tod erleiden wollten. Töte Yod, dann hast du deine Rache erfüllt.«
»Ihn werde ich als letzten töten«, stieß Neq wild hervor. »Er wird leiden müssen, wie ich gelitten habe, und auch das wird mir nicht genügen. Neqa war mehr wert als euer ganzer Stamm.«
Einen Augenblick lang wusste sie nicht weiter. Dann aber hatte sie sich zu einem Entschluss durchgerungen. »Wir haben ihn mitgebracht«, sagte sie. Auf ihre Handbewegung hin, gingen sie anderen vier zum Wagen.
Neq packte die Sprecherin mit dem linken Arm und hielt sie als Schild gegen Yods Feuerwaffe vor sich. Sie leistete keinerlei Widerstand. Ihre weichen Schenkel drückten sich an ihn.
Die Plane wurde heruntergerissen, und der Mann im Wagen lag frei da. Es war Yod. Ohne Waffe. Tot, die Hände abgeschnitten. Griff und Klinge eines Dolches ragten aus seinem Mund. Er lag in seinem Blut.
»Unsere Männer waren durch Eid an ihn gebunden und hatten Angst«, sagte seine Gefangene. »Wir aber fühlten uns nicht gebunden und hatten keine Angst. Wir haben dir die Erfüllung deiner Rache gebracht. Wir bitten dich, schone alle übrigen, denn unsere Kinder sind verloren, wenn wir alle unsere Männer verlieren.«
»Das ist keine Rache«, stieß Neq zutiefst erschüttert hervor. »Ihr habt mich um meine Rache betrogen.«
»Dann töte uns, denn wir fünf haben ihn getötet. Aber geh fort von hier.«
Neq dachte über ihren Vorschlag nach. Sie versuchten ihm, die Schuldigen abzukaufen. Und er musste entdecken, daß er das alles satt hatte. Jetzt waren ihm Neqa und dazu seine Rache genommen. Was war ihm geblieben?
Er ließ die Frau los. Sie blieb stehen, wartete sichtlich auf seine Antwort. Und auch die anderen standen da und warteten, wie lebendige Tote. Alle waren sie jung und hübsch, doch unter ihren Augen lagen tiefe Ringe und um den Mund Falten. Sie sahen längst nicht so aus, wie es ihrem Alter entsprochen hätte. Das anstrengende Wachehalten und der begangene Mord hatten ihre Spuren hinterlassen.
Neq hob sein Schwert und berührte damit die Brust der Sprecherin. Sie erbleichte, zuckte aber nicht zurück. Er ließ die Klinge vorne heruntergleiten und zerschnitt ihr Gewand und den von Hand verfertigten Büstenhalter. Ihre Brüste senkten sich und waren nun nackt. Hübsch und voll waren ihre Brüste.
Eigentlich hatte er sie nur nach Waffen durchsuchen wollen. Wenn er bei ihr ein Messer fand, dann wusste er, für wen es bestimmt war und hätte gerechtfertigt gefunden, was er mit ihr vorhatte. Aber er fand kein Messer. Diese Brüste erinnerten ihn schmerzhaft an Neqas Brüste . . . und ganz plötzlich wollte er vergessen, nichts als vergessen.
Die Rache war zu kompliziert geworden. Er stieß sie von sich und lief weg.
X
Als Neqs Interesse an sich selbst wieder erwachte, waren drei Jahre vergangen. Er war nun ein narbenbedeckter Veteran von achtundzwanzig, im Kampf noch immer ein tödlicher Gegner, und das in einem Alter, da Verwundung oder Tod schon viele Krieger unschädlich gemacht hatten. Er hatte mehr Menschen getötet als jeder andere Nomade, die meisten davon außerhalb des Ringes, denn der Ring-Codex hatte praktisch aufgehört zu existieren.
Und urplötzlich wurde ihm dreierlei klar - oder
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