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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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Passagiere
überhaupt nicht bemerkten –, schlitzte sie ein unterseeischer Teil des Berges
an der Steuerbordseite auf, an der verwundbarsten Stelle ihrer Konstruktion –
der Bilge [allgemein Sammelpunkt von Abwässern]. Die meisten zuverlässigen
Berichte besagen, daß die Wunde etwa auf der Höhe des Vormastes begann und bis
hinten zum Heck reichte. Der Hauptstoß wurde von den vorderen Platten
aufgenommen, diese brachen durch beide [Doppel-]Böden oder auch nur durch eine
Hülle, und als diese weggerissen waren, traf es auch einige der inneren
Platten. Die Tatsache, daß sie den Bug voran auf Tiefe ging, spricht dafür, daß
wahrscheinlich nur die vorderen Platten doppelt beschädigt wurden, die hinteren
nur an der äußeren Haut.
    Nach der Kollision beorderte
Murdoch die Maschinen auf »Voll Zurück« und brachte das Schiff zum Stillstand,
aber der Eisberg war schon nach hinten vorbeigetrieben. Der Stoß, obwohl durch
die enorme Masse des Schiffes kaum zu fühlen, war stark genug, eine Menge Eis
vom Berg loszuschlagen, denn das Vordeck wurde mit Eisstücken bedeckt gefunden.
    Als Kapitän
Smith den Stoß bemerkte, eilte er von seiner Kabine auf die Brücke, und als
Antwort auf seine besorgte Befragung sagte ihm Murdoch, daß sie Eis gestreift
hätten und die Schotten vollständig geschlossen seien. Die Offiziere, die durch
den Zusammenstoß geweckt wurden, erschienen an Deck. Einige gingen auf die
Brücke, andere sahen keine Notwendigkeit dazu, weil sie nichts über das Ausmaß
der Beschädigung hörten. Kapitän Smith schickte den Zimmermann nach unten, um
zu peilen, und den Vierten Offizier Boxhall ins Zwischendeck, um den Schaden
festzustellen. Der letztere fand dort eine gefährliche Situation vor und
berichtete diese Kapitän Smith, der ihn zum Postraum beorderte, und auch hier
war es einfach zu erkennen, daß die Lage sehr ernst war. Postsäcke schwammen
umher, und das Wasser stieg schnell. Alles dieses wurde dem Kapitän
übermittelt, und er befahl, die Rettungsboote sofort klarzumachen. Herr Boxhall
begab sich in den Kartenraum, um die Schiffsposition zu berechnen, und gab
diese dann den Funkern zur Ausstrahlung an alle Schiffe, die in der Nähe
Rettung anbieten könnten.
    Schadensberichte
wurden jetzt von allen Stationen an den Kapitän gemeldet: vom Chef-Ingenieur,
vom Konstrukteur – Herrn Andrews – und auf dramatische Weise durch das
Auftauchen einer Anzahl von Heizern an Deck, die heraufgestürzt waren, als das
Wasser die Kesselräume und die Kohlenbunker überflutete und die sofort wieder
nach unten zum Dienst geschickt wurden. Der Kapitän erkannte die dringende
Notwendigkeit von Hilfe und ging persönlich in den Funkraum. Er befahl den
Operateuren, Kontakt aufzunehmen zu allen Schiffen und ihnen mitzuteilen, daß
sie schnell kommen sollten. Der Zweite Funker Bride war schlafen gegangen und
erfuhr erst vom diensthabenden Phillips von dem Unglück, daß sie auf Eis
gestoßen waren. Sie begannen, den wohlbekannten Notruf »CQD«, der
ausgeschrieben meint: »CQ = Alle Stationen zuhören«, und »D = Notstand«,
nachfolgend die Position des Schiffes in Breite und Länge. Später sendeten sie
»SOS« aus, ein willkürliches Zeichen in Übereinstimmung mit dem internationalen
Signalcode.
    Bald nachdem
das Schiff getroffen worden war, bekam Herr Ismay vom Kapitän und vom
Chef-Ingenieur mitgeteilt, welcher Natur der Unfall war, und nachdem er sich
angekleidet hatte und an Deck angelangt war, sprach er mit einigen Offizieren,
die noch nicht ganz die tödliche Konsequenz für das Schiff mitbekommen hatten.
Um diese Zeit muß allen Beteiligten, die mit der Führung oder der Navigation zu
tun hatten, die Bedeutung aller Rettungsmöglichkeiten und ihr vollständiger
Einsatz klargewesen sein – und das ohne jede Verzögerung. Daß sie im ersten
Moment daran gedacht haben sollten, daß die Titanic sinken würde, wie
sie es dann tat, ist zweifelhaft. Wahrscheinlich nahmen sie ihr endgültiges
Ende in einigen Stunden als eine mögliche Weiterentwicklung an, bis die
Schadensmeldungen eintrafen. Auf der anderen Seite ist es bewiesen, daß einige
Offiziere, die das Einbooten überwachten, annahmen, daß diese Aktion nur eine
vorbeugende Maßnahme darstellte und am Morgen alle zurückkehren würden.
    Sicherlich hat die erste
Mitteilung, daß man auf Eis gestoßen war, keinen so großen Eindruck auf die
Verpflichteten bezüglich der Schwere der Umstände ausgeübt. Ein Offizier zog
sich sogar in seine Kabine

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